Urlaub auf dem Canal du Midi 2008
Auf dem Motorboot Sammy Jo
vom 01.07.2008 bis 15.07.2008
Reiseroute:
Dienstag, 01.07.2008 Colombiers - Villeneuve - Colombiers
Mittwoch, 02.07.2008 Colombiers - Capestang
Donnerstag, 03.07.2008 Capestang - Port La Robine (Le Somail)
Freitag, 04.07.2008 Le Somail - Homps
Samstag, 05.07.2008 Homps - Trèbes
Sonntag, 06.07.2008 Trèbes - Carcassonne
Montag, 07.07.2008 Carcassonne - Bram
Dienstag, 08.07.2008 Bram - Castelnaudary
Mittwoch, 09.07.2008 Castelnaudary - Port Lauragais
Donnerstag, 10.07.2008 Port Lauragais - Montgiscard
Freitag, 11.07.2008 Montgiscard - Toulouse
Samstag, 12.07.2008 Toulouse
Sonntag, 13.07.2008 Toulouse
Montag, 14.07.2008 Toulouse - Richtung Enniger
Dienstag, 15.07.2008 Ankunft in Enniger
Dienstag, 01.07.2008
Um 12.15 starteten bei herrlichstem Wetter in Colombieres Richtung Béziers. Nach 15 Minuten mußten wir bereits umkehren, da wir unsere Vignette im Auto vergessen hatten, aber das war ja noch früh genug. Bei ca. 35 °C ging es Richtung Béziers. Der Kanal war, wie schon letztes Jahr, einfach herrlich. Unter den riesigen alten Platanen und unter lautem Grillengezirpe näherten wir uns dem Tageshighlight: den Schleusen von Fonserannes. Kurz vor den Schleusen hatte man einen ersten beeindruckenden Blick auf die Kathedrale „Saint Naizaire“ von Béziers.
Die Schleusungen gingen recht zügig, da immer das komplette Wasser in die folgende Kammer abgelassen wurde. Nach einer halben Stunde waren wir unten, nachdem wir uns von der Familie verabschiedet hatten, setzten wir unsere Fahrt fort. Wir überquerten den Fluß Orb, und es folgten noch zwei weitere Schleusen. Ab 14 Uhr machten wir unterhalb des Hafens von Béziers Mittagspause. Um 15.30 Uhr ging es weiter bis Villeneuve (PK 214). An der dortigen Schleuse kamen wir irgendwie nicht weiter, bzw. dauerte uns das zu lange. Daher beschlossen wir, umzukehren, damit wir es noch vor 18.45 Uhr die Schleusentreppe wieder hinauf schaffen würden.
Dies gelang auch, allerdings mit einem Mietboot, das von einem belgischen Ehepaar gefahren wurde, das scheinbar überhaupt keine Ahnung vom Bootfahren hatte. Dementsprechend lange dauerten die Schleusungen. Die Frau, die an Land stand und das Boot vorne festhielt, hielt so stramm, dass das Heck des Bootes immer auf uns zukam, aber der Mann hatte keine Chance, dies zu ändern, da die Frau nicht locker ließ. Wir versuchten, dies der Frau zu erklären, und für den Moment klappte es, aber in der nächsten Schleuse war das Problem wieder da. Am Ende der Schleusentreppe bot Thomas dem Mann an, ihm an Bord seines Bootes ein paar Tipps zu geben und ein paar Manöver zu fahren. Anschließend setzten wir unsere Fahrt nach Colombiers zurück fort. Dort angekommen gingen wir duschen, essen und anschließend ins Bett.
Strecke: 26 km, 18 Schleusen, 8 Std.
Mittwoch, 02.07.2008
Wir standen bei recht bedecktem Himmel auf, duschten und frühstückten. Für die Übernachtung mußten wir 10 Euro bezahlen (die erste Nacht war gratis) und legten um 12 Uhr bei warmem, aber überwiegend bedecktem Wetter ab. Wir durchquerten den Tunnel von Malpas (160 m) und fuhren bis zur Domaine de Guèry zwischen Poilhès und Capestang, die wir gegen 14.30 Uhr erreichten. Auf unser Klingeln erschien ein Mann, der uns den „Keller“ zeigte und die Traubenpresse startete, um uns das zuzeigen, natürlich ohne Trauben. Des Weiteren fand man riesige Weinfässer mit 37.000 l Fassungsvermögen, die allerdings nicht mehr benutzt wurden. Wir (eigentlich mehr Thomas) machten eine Weinprobe, und Thomas entschloss sich, zwei Flaschen Rosé (5 Euro/Flasche) zu kaufen. Zurück an Bord machten wir erst einmal eine Pause, um etwas zu essen und Cherrie schwimmen zulassen. Wir überlegten, heute noch bis nach Capestang zu fahren und dort zu übernachten.
Nach 40 Minuten gemütlichem Dahintuckern erreichten wir um 16 Uhr Capestang und suchten uns einen Liegenplatz, direkt gegenüber der Capitainerie.
Der Hafen war gut mit Schiffen belegt, und während Thomas mit Fahrrad und Benzinkanister zur 800 m entfernten Tankstelle aufbrach, begann ich, das Abendessen vorzubereiten. Es sollte Nudeln mit Paprika, Zucchini, Zwiebeln, Knoblauch, Putenstreifen und Ketchup geben.
Nach dem Essen erfolgte ein Riesenabwasch, bei dem wir an- und ablegende Boote beobachteten. Anschließend liefen wir mit Cherrie in den direkt am Kanal liegenden Ort, um noch etwas zu trinken. Dabei entdeckten wir in den total verwinkelten Gassen ein urig und gemütlich aussehendes Lokal und bedauerten es fast, dass wir schon gegessen hatten. Nachdem wir in diesem Ort kurz die Orientierung verloren hatten, fanden wir jedoch rasch zu unserem Boot zurück und beendeten den Abend bei einer Flasche Wein.
Strecke: 11 km, 0 Schleusen,4 Std.
Insgesamt: 37 km, 18 Schleusen, 12 Std.
Donnerstag, 03.07.2008
Nach einer heißen Nacht ohne einen Windhauch aber mit etwas Regen, wachten wir um 6 Uhr durch Cherrie’s Morgentoilette auf. Anschließend dösten wir noch bis 8 Uhr und standen dann allmählich auf. Es hatte sich so abgekühlt, dass ich eine lange Hose und eine langärmelige Jacke anzog. Zum Glück regnete es nicht mehr. Thomas ging mit Cherrie Baguette holen, und ich bereitete das Frühstück vor. Nach dem Frühstück versuchten wir, das Problem mit dem Schließmechanismus unserer Kühlbox zulösen. Wir fanden zwar den Fehler, konnten ihn aber nicht beheben.
Nach und nach, während wir spülten, legten viele Boote um uns herum ab. Da Thomas, entgegen den Angaben in unserem Reiseführer herausgefunden hatte, dass der Hafen doch über Sanitäranlagen verfügte, beschlossen wir, diese in Augenschein zu nehmen. Sie waren wirklich ok, und es gab sogar Waschmaschine und Trockner. Kurzentschlossen steckten wir unsere Wäsche in die Waschmaschine und besichtigten im darüber liegenden Office de Tourisme eine Ausstellung über den Kanal. Leider war alles auf Französisch beschrieben, und so begnügten wir uns im Wesentlichen mit dem Betrachten der Bilder. Währenddessen erhielt Thomas eine SMS von Gabi und Günter Abels, die sich in der Nähe auf einem Campingplatz befanden und uns nun treffen wollten. Daher schrubbten wir noch auf die Schnelle das Boot und nahmen die noch nasse Wäsche von der Leine, um sie in den Trockner zu stecken, denn wie sähe sonst unser Boot aus, wenn wir schon malnim Urlaub Besuch bekämen!
Als die beiden eintrafen, war ich schon mit Cherrie gegangen, und Thomas hatte Halterungen am Boot angebracht, um die Fahrräder der beiden an Bord zu befestigen. Wir vereinbarten, dass die beiden uns bis zu unserer nächsten Etappe (ca. 20 km) begleiten sollten, und dass sie dann zu ihrem Wohnmobil zurückradeln sollten. Thomas und Günter saßen hinten und steuerten, während Gabi und ich mit Cherrie vorne saßen. Wir hatten uns alle viel zu erzählen und viel Spaß.
Den beiden schien es bei uns an Bord gut zu gefallen. Nach einer kleinen Cappuccino-Pause erreichten wir nach ca. 3 Stunden Fahrt um 18 Uhr unseren Zielhafen „Port la Robine“. Dort verabschiedeten sich die beiden, und Thomas, Cherrie und ich gingen noch joggen. Nach einer Stunde kehrten wir zurück, duschten, aßen zu Abend und dann ging es ab ins Bett. Abels hatten für ihren Rückweg nur 45 Minuten gebraucht. Ihre große Angst, dass sie mehrere Stunden benötigen würden, war unnötig gewesen, denn der Kanal schlängelte sich auf diesem Stück so sehr, deswegen hatten wir so lange dafür gebraucht. Die beiden konnten auf der Straße mehr oder weniger auf direktem Weg zurückfahren.
Strecke: 20 km, 0 Schleusen,3 Std.
Insgesamt: 57 km, 18 Schleusen, 15 Std.
Freitag, 04.07.2008
Um 10.40 Uhr starteten wir bei herrlichstem Sonnenschein in Richtung Le Somail. Dort machten wir kurz Halt, um das Kanal-Einkaufsschiff zu besuchen. Das ist wirklich liebevoll ausgestattet, und man erhält dort viele Produkte der Region. Wir erstanden eine Schokolade und eine Flasche Wein.
Weiter ging es Richtung Paraza. Auf der Suche nach einem Supermarkt fanden wir lediglich einen kleinen beschaulichen Ort. Allerdings war auch Mittag und somit die Geschäfte geschlossen.
Um 14.30 Uhr erreichten wir die erste Schleuse „Argens“. Der Schleuser war nett, aber ein Korinthenkacker. Mehrmals fragte er uns, ob wir auch eine Vignette hätten, da er uns sonst nicht schleusen würde. Als wir in der Schleuse waren, lief er noch einmal zur anderen Seite, um sich zu vergewissern, dass wir auch wirklich eine Vignette besaßen. Beim Schleusen gefiel ihm nicht, wie wir uns festhielten, und er riet uns, wegen dem rauen Einströmen des Wassers demnächst als letztes in die Schleuse einzufahren, obwohl wir das ganze hier noch als harmlos empfanden.
Nach der Schleusung hätten wir durch eine Unachtsamkeit von Thomas beinahe das Fahrrad verloren. Der Lenker hatte sich beim Vorbeifahren an einem Fender eines am Ufer liegenden Bootes verhakt. Aber zum Glück ging alles glimpflich aus. Bis auf einige gerissene Haltegummis und ein verbogenes Teil am Fahrrad und Thomas' geknickter Stolz, war nichts Gravierendes passiert. Nur der Schreck saß uns noch einige Zeit später in den Knochen, so dass wir erst mal eine Kaffeepause einlegten.
Ohne weitere Besonderheiten erreichten wir um 17.45 Uhr Homps und ergatterten denselben Liegeplatz, wie vor einem Jahr. Nach dem Duschen gingen wir chic ins „La Peniche“ essen (dasselbe Restaurant, wie letztes Jahr).
Zum Ausklang des Abends saßen wir gemütlich bei Wein, Likör (den uns Abels geschenkt hatten) und Kerzenschein auf dem Boot.
Strecke: 18 km, 6 Schleusen, 7 Std
Insgesamt: 75 km, 24 Schleusen, 22 Std.
Samstag, 05.07.2008
Bei strahlendem Sonnenschein aufgestanden, gewaschen und gefrühstückt. Thomas richtete in einer nahegelegenen Schiffswerkstatt das verbogene Fahrradteil. Nachdem er den Tank aus dem Boot gewuchtet hatte, um den Reservekanister nachzukippen, stellten wir fest, dass wir fast gar keinen Sprit verbraucht hatten. Also kauften wir nur ein paar Lebensmittel fürs Abendessen ein und verließen um 10.50 Uhr Homps in Richtung Trèbes. An der ersten Schleuse hatten wir Glück, denn diese war bereits geschlossen, um ein Boot heraufzuschleusen, doch der Schleuser öffnete für uns noch einmal die Tore. Unter dem bekannten ständigen Grillengezirpe setzten wir unsere Fahrt mitten durch Weistockfelder bis zur nächsten Schleuse, einer Doppelschleuse, fort. Als die erste Schleuse bewältigt war und Thomas gerade anfahren wollte, unternahm Cherrie mal wieder den Versuch, an Land zu springen und – landete im Wasser! Ich zog sie schnell heraus, und dann ging es weiter. Plötzlich bemerkte ich, dass ein Fender an einer Seite abgerissen war, und in unserer „Zwangs-Mittagspause“ reparierteThomas den Schaden, während ich einen kleinen Imbiß (Joghurt + Honigmelone) zubereitete.
Heute war es wieder so heiß, dass wir auf dem Kanal die schattigen Seiten aufsuchten und uns über jede noch so kleine Brise freuten. Am angenehmsten fanden wir die Abschnitte, an denen sich die Kronen der 45 m hohen Platanen in der Mitte fast berührten. In Verbindung mit dem Sonnenlicht ergaben sich tolle Lichtreflexionen auf dem Wasser, und es herrschte eine angenehme Temperatur und Atmosphäre.
Insgesamt war heute weniger Betrieb auf dem Wasser, als in den Tagen zuvor, allerdings fand ein reger Fahrradbetrieb auf dem Treidelpfad statt. Einmal trabte uns sogar eine Reiterin entgegen.
Die 9 km zwischen den letzten beiden Schleusen zogen sich wie Gummi, obwohl dieser Abschnitt wunderschön war. Mit leichtem Sonnenbrand auf den Armen erreichten wir gegen 17.30 Uhr die letzte Schleuse, die 3er Schleuse vor Trèbes.
Da gerade ein Schiff herunter geschleust wurde, hatten wir eine halbe Stunde Aufenthalt, doch endlich waren wir dran. In der mittleren Schleuse kam es fast zu einer Kollision mit einer großen Pinchette, aber glücklicherweise ging noch einmal alles gut. Im Hafen von Trèbes suchten wir uns ein schönes schattiges Plätzchen und entdeckten kurz darauf eine öffentliche Toilette, die wir dann auch aufsuchten.
Ich war ziemlich geschafft, einmal durch die Hitze und auch durch die 14 Schleusen, denn meistens mußte ich in der Sonne stehen. (Beim Aufwärtsschleusen muß ich ein gutes Stück vor der Schleuse vom Boot und zur Schleuse laufen, um die Tampen an den Pollern zu befestigen, denn vom Boot aus kämen wir da nicht heran. Dann erhält Thomas einen Tampen von mir heruntergeworfen und hält von unten fest, während er mir einen Tampen hinaufwirft, den ich festhalte. Am Ende der Schleusung liegt das Boot dann so weit oben, dass ich problemlos wieder an Bord gehen kann.)
Während Thomas das Abendessen vorbereitete (gemischter Salat und gegrilltes Putenfleisch), ging ich erst einmal Haare und Gesichtwaschen, danach fühlte ich mich schon deutlich besser. Unser Abendessen war super lecker. Einfach herrlich, den Tag bei untergehender Sonne am Kanal zu genießen.
Nach dem Abendessen konnten/mußten wir zur Belustigung der umliegenden Bootsfahrer und Wohnmobilisten erstmalig in diesem Urlaub unsere Solardusche benutzen. Aber es tat gut, und wir beendeten den Abend wieder mit Wein und Likör bei Kerzenschein.
Strecke: 28 km, 14 Schleusen, 7. Std. 55 Min.
Insgesamt: 109 km, 38 Schleusen, 29 Std. 55 Min.
Sonntag, 06.07.2008
Heute Morgen war es sehr frisch, als wir aufstanden: lt. unserem Thermometer 20°C, gefühlte 12°C. Also warme Sachen angezogen. Nach dem Frühstücken und Spülen legten wir um 11.05 Uhr Richtung Carcassonne ab. Bis zur Zwangsmittagpause schafften wir nur zwei Schleusen, in denen wir allerdings alleine waren. Da es so kalt war, gab es zum Mittag warmen Griessbrei.
Ohne besondere Vorkommnisse erreichten wir um 15 Uhr den oberen Hafen von Carcassonne und erhielten einen Liegeplatz direkt vor der Capitainerie. Als wir unseren Strom anschließen wollten, bemerkten wir, dass wir unseren Adapter wohl in Homps vergessen hatten, was die nette Dame vom Hafenbüro durch ein Telefonat abklärte. Wie würden ihn abholen, wenn Thomas beim Abholen des Trailers mit dem Auto zurückkommt. Nach dem Kaffeetrinken legten wir eine Pause ein und zogen anschließend los in die Stadt. Hier waren, obwohl es Sonntag war, sogar einige Läden geöffnet, und ich erstand eine schwarze Caprihose und eine schwarze Kurzjacke. Anschließend begaben wir uns auf die Suche nach einem netten Restaurant, was gar nicht so einfach war: entweder suchten wir an den falschen Stellen, oder es gab hier nicht so viele Restaurants. Schließlich landeten wir in einer Pizzeria, wo uns u. A. zwei Kugeln Eis in einem Trinkglasfür je 3,80 Euro serviert wurden. Obwohl in der Zwischenzeit die meisten Wolken verschwunden waren, fand ich den Wind doch recht kalt, und wir verkrochen uns bald ins Boot und guckten einen Tatort von einer DVD.
Strecke: 14 km, 7 Schleusen,4 Std. 6 Min.
Insgesamt:117 km, 45 Schleusen, 34 Std. 1 Min.
Montag, 07.07.2008
Bei sonnigem/wolkigem Wetter aufgewacht. Nach Duschen, Frühstücken und Spülen suchten wir einen Zahnarzt auf, da ich seit ein paar Tagen komische Zahnschmerzen verspürte, v. a. immer nachts. Beim ersten „Dentiste“ (die Adresse hatten wir von der Capitainerie) klingelten wir und traten ein. Wir standen in einem 1 m² großen „Flur“, von demjeweils drei weitere Türen abgingen. Eine dieser Türen öffnete sich, und der etwas ältere Zahnarzt streckte neugierig den Kopf heraus, Nachdem ich mein Anliegen vorgebracht hatte, sagte er, dass es ihm leid täte, aber dass er mich erst in drei Tagen untersuchen könne. Allerdings verwies er uns an zwei andere Kollegen, etwa 100 m weiter. Wir machten uns auf den Weg und standen dann tatsächlich an einer kleinen Anmeldung, an der kurz darauf eine Arzthelferin erschien. Ich erzählte auch ihr, welches mein Problem war, und sie sagte, sie würde fragen, ob eine Behandlung möglich sei. Sie kehrte kurz darauf zurück und sagte, wir sollten einen Moment warten, nachdem sie meinen Namen und Geburtsdatum notiert hatte. Das Wartezimmer war winzig klein, leer und hatte etwas Gefälle. Nachdem wir das festgestellt hatten, kam auch schon der Arzt und bat uns ins Behandlungszimmer. Meine größte Angst war, an einen Stümper zu geraten, der wahllos Füllungen aus meinen Zähnen bohren würde, und dass hinterher alles noch schlimmer sein würde, als es jetzt schon war. Doch der Arzt machte einen sehr professionellen Eindruck und untersuchte und röntgte meine Zähne. Mit vielen Worten und Sätzen erklärte er dann, dass ich wohl eine Entzündung oder Sensibilität hätte und er mir mehrere Medikamente verordnen würde. Er erklärte mir genau, wie ich diese einnehmen sollte, und nach Bezahlung von 21 Euro konnten wir gehen. Ich war nur froh, dass er nicht bohren mußte.
Von da aus suchten wir uns einen Waschsalon (Adresse vom Hafenbüro), um unsere Wäsche zu waschen. Die Wartezeit überbrückten wir in einem Café bei Cappuccino und Kakao sowie ein paar Karten schreibend. Anschließend holten wir die Wäsche ab, suchten eine Apotheke auf und versuchten einen Laden zu finden (Adresse vom Hafenbüro), um einen neuen Adapter für unser Kabel zu erstehen. Aber montags haben viele Geschäfte in Frankreich geschlossen, so dass wir da weniger erfolgreich waren. Im Supermarkt füllten wir unsere Vorräte auf und hatten von da ab gut zu schleppen: ein großes Netz mit nasser Wäsche, 5 l Pepsi light, 1,5 kg Joghurt, eine Honigmelone, 1 Paprika, 1 Gurke, Tomaten, 220 g Putenschnitzel, 1 Dose Cappuccino, 2 Päckchen Hunde-Naßfutter.
Endlich am Boot angekommen, verstaute Thomas die Vorräte, während ich die Wäsche in den Trockner der Capitanerie steckte. Auf dem Weg zurück zum Boot versuchte ich, dort einen Adapter für unser Stromkabel zu kaufen, doch der gute Mann sagte, dass er ihn mir nicht verkaufen könne und verwies mich an einen Bootsverleiher, ca. 300 m weiter.
Nach einem Telefonat mit Dennis und Jennifer machten wir uns auf den Weg zu dem empfohlenen Bootsverleiher, jedoch ohne Erfolg, denn dort war niemand, und es sah auch so aus, als ob dort schon ewig niemand mehr gewesen wäre. Also gingen wir wieder zurück, und Thomas wollte im Hafenbüro nochmals nachfragen. Und – was bei mir unmöglich war, nämlich den Adapter käuflich zu erwerben – war bei Thomas natürlich überhaupt kein Problem. Dass der Mann ihm den Adapter nicht hinterher geworfen hat, war auch alles. Nach dem Bezahlen von 20 Euro gehörte der Stecker uns. Daraufhin beschlossen wir, noch einen Snack bei Mc Donalds (in unmittelbarer Nähe vom Hafen) einzunehmen, und dann den Abflug einzuläuten. Thomas belohnte den netten Mann vom Hafenbüro noch mit einem Flieger, worüber der sehr erfreut war, dann legten wir ab. In diesem Moment, wir hatten uns gerade abgestoßen, bekam Cherrie einen Epilepsie-Anfall. Aber das konnten wir sofort behandeln, nur dass Cherrie von der Fahrt durch Carcassone wohl nicht viel mitbekam.
Mittlerweile war die Sonne über einer Wolkendecke verschwunden, aber es war nicht so kalt, wie gestern. Ohne größere Probleme bewältigten wir die sechs Schleusen auf 25 km, hatten noch einige nette „Plaudereien“ mit einigen Schleusern und kamen gegen 19.20 Uhr in Bram an.
Zum Abendessen gab es Spaghetti Carbonara, die schnell gekocht und ebenso schnell verspeist waren. Danach gab es für jeden noch zwei Riegel Schokolade und je ein/zwei Glas Wein/Likör zum krönenden Abschluß.
Strecke: 24 km, 6 Schleusen, 4 Std.
Insgesamt: 141 km, 51 Schleusen, 38 Std. 1 Min.
Dienstag, 08.07.2008
Nach einer halb durchwachten Nacht (wegen Zahnschmerzen) schien heute Morgen wenigstens die Sonne wieder. Nach Waschen, Frühstücken und Spülen legten wir um 10.35 Uhr ab. Die Strecke bis Castelnaudary beträgt nur 16 km, allerdings hat man in 18 Schleusen 46 Höhenmeter zu überwinden, und das hält auf. Auf diesem Stück befanden sich die schönsten und gepflegtesten, mit vielen Blumen und Bäumen bestückten Schleusen, viele in einem Abstand von ca. 500 m. An einigen Schleusen standen Trauerweiden, die sich in dem glatten Wasser des Kanals widerspiegeln. An mehreren Schleusen hatte man hier die Möglichkeit, sich Erfrischungen oder „Produits de la Région“ zukaufen. Hier erstanden wir an einer Schleuse ein Eis und ein Glas Wein, welches wir uns schmecken ließen. Nach vielen netten Pläuschchen mit den Schleusern und Schleuserinnen erreichten wir nach Absolvierung der 4er Schleuse um 16.45 Uhr Castelnaudary, wobei Thomas in der letzten Schleuse beim Versuch, Cherrie Wasser aus dem Kanal zu holen (welches sie am liebsten säuft), den Wassernapf verlor. Den durfte ich dann am Ende der Schleusung mit dem Schleusenhaken herausfischen.
In Castelnaudary tankten wir als erstes unseren Bootskanister. Unser Benzinverbrauch war mal wieder erfreulich gering. Anschließend meldeten wir uns im Hafenbüro der Bootsvermietung an, bezahlten (15 Euro für die Nacht) und tranken erst einmal im Schatten Kaffee. Anschließend nutzten wir das Deck zum Sonnenbaden, während Cherrie das rege Geflatter der Tauben beobachtete, jedoch ohne einen Mucks von sich zugeben. Nach dem Gemüseputzen für unseren Salat, begaben wir uns zum Joggen, wobei Thomas uns mit dem Fahrrad begleitete. Auf dem Rückweg entdeckten wir im Kanal eine Bisamratte, die ziemlich träge darin herumschwamm, auch als ich einen Stein ihn ihre Nähe warf, reagierte sie nicht.
Zurück am Boot ging ich duschen, während Thomas das Putenfleisch grillte. Es gab Salat mit Pute und Baguette – einfach lecker. Während Thomas duschte, spülte ich und räumte auf. Anschließend krabbelten wir ins Bett.
Strecke: 16 km, 18 Schleusen, 6 Std. 10 Min.
Insgesamt: 157 km, 69 Schleussen, 44 Std., 11 Min.
Mittwoch, 09.07,2008
Letzte Nacht schlief ich super und wachte bei strahlend blauem Himmel auf. Während ich mich wusch und föhnte, ging Thomas mit Cherrie und fuhr anschließend mit dem Fahrrad Baguette holen. Nach dem Frühstück spülte ich und Thomas radelte noch einmal zum Supermarkt, um noch einige Sachen einzukaufen. Um 11.10 Uhr legten wir in Castelnaudary ab. Da wir heute nur eine kurze Strecke (15 km und 8 Schleusen) zurückzulegen hatten, konnten wir in aller Seelenruhe dahintuckern. Das Wetter war super, und wir nutzten den Schatten der den Kanal säumenden Platanen aus. Nach der zweiten Schleuse hatten wir „Zwangsmittagspause“, die wir dazu nutzten, mal wieder das Deck zu schrubben, zum Leidwesen von Cherrie, die während dieser Zeit an Land liegen bleiben mußte. Die darauffolgende Schleuse war eine 3er Schleuse, in der wir eine Begegnungsschleusung hatten, außerdem einen sehr netten Schleuser, mit dem ich mich ausgiebig unterhielt.
Am höchsten Punkt des Kanals, zwischen den Schleusen Mediterranée und Océan, liegt der Nauroze-Pass. Von hier wird der Kanal über den „Col de Nauroze“ mit Frischwasser gespeist. Direkt an dieser total unscheinbaren Zuflußstelle legten wir an, obwohl da eigentlich keine Stelle für vorgesehen war. (Man fährt besser 500 m weiter bis kurz vor die nächste Schleuse (Océan), legt dort an und läuft auf direktem Weg zu dieser Stelle.) Wir hatten noch nicht richtig angelegt, da purzelte Cherrie auch schon wieder mal ins Wasser, wahrscheinlich, weil am Ufer schon ein anderer Hund auf sie „wartete“. Wir schritten dann dieses ruhige und gepflegte Areal ab, und besichtigten auch den Obelisken, den Riquet’s Nachfahren Mitte des 19. Jahrhunderts dort aufgestellt hatten. Warum ihn allerdings eine große Mauer umgibt, haben wir auch nicht so ganz verstanden, zumal man bei den Franzosen eigentlich alles hautnah und ohne Barrieren ansehen kann. Als wir zum Boot zurückgekehrt waren, fand Cherrie, dass es mal wieder Zeit zum Schwimmen war, was wir wiederum jedoch nicht so gut fanden, da wir nun den nassen und dreckigen Hund aufs saubere Boot nehmen mußten. An der letzten Schleuse für heute, der ersten, die abwärts ging, durfte ich beim Schleusen zum ersten Mal wieder an Bordbleiben, welch eine Wohltat! Das Bild des dortigen Schleuserhauses ist mit eines meiner Lieblingsbilder vom letzten Jahr. Dies teilte ich dem Schleuser, der auch dort wohnt mit, worüber sich dieser richtig freute.
Kurz darauf (nach dem Unterqueren der Autobahn) erreichten wir unseren heutigen Zielhafen: Port Lauragais. Von diesem Hafen hatte uns ein Schleuser abgeraten, da er wegen der naheliegenden Auto- und Eisenbahn zu laut sei. (Dies konnten wir allerdings so nicht bestätigen.)
Gleich nach dem Anlegen wurden wir von einer Frau angesprochen, die, was wir unmittelbar darauf erfuhren, seit zwei Tagen Chefin dieses Hafens war. Es handelte sich um eine gebürtige Holländerin mit deutschem Ehemann, die schon seit 1980 hier lebten. Entgegen den Angaben in unserem Reiseführer gab es hier keine Sanitäranlagen, es sei denn, damit wären die der Autobahnraststätte, die dem Hafengelände angrenzt, gemeint. Nach dem Anmelden und Bezahlen von 5,25 Euro für eine Nacht bereiteten und verspeisten wir unser Abendessen. Es gab Curryreis mit Schweinefleischstreifen und Baguette. Das übrig gebliebene Baguette vom Morgen verfütterten wir an die vielen Enten, die um unser Boot schwammen. Das war total interessant: einige Entendamen waren sogar so mutig, uns das Brot aus der Hand zu fressen. Die Erpel waren allesamt feige und trauten sich nicht (typisch Männer!).
Nach dem Abendessen stand noch das Duschen mit der Solardusche an. Der Baum, den Thomas dafür ausgesucht hatte, stand an einer stark von Passanten frequentierten Treppe (Raststätte). Die vorbeikommenden Leute waren teilweise amüsiert und teilweise etwas schockiert darüber, dass wir dort duschten. Aber das war uns egal, denn das Duschen war nötig und tat gut.
Strecke: 15 km, 8 Schleusen, 6 Std. 20 Min.
Insgesamt: 172 km, 77 Schleusen, 50 Std. 31 Min.
Donnerstag, 10.07.2008
In der Nacht schliefen wir gut, denn vom angeblichen Lärm der Auto- und Eisenbahn war nichts zu hören gewesen. Lediglich ein Kühl-LKW, der das Restaurant, neben dem wir lagen, belieferte, war morgens sehr laut. Nachdem wir uns in den Toilettenräumen des Restaurants gewaschen hatten, ging Thomas zur Autobahnraststätte, um Baguette und Cola zu kaufen. Bei noch angenehmen Temperaturen frühstückten und spülten wir. Viele Leute, die auf dem Weg zum Restaurant an uns vorbeikamen, zeigten großes Interesse an unserem Boot. Ein Familienvater sprach uns an und wollte genau wissen, wie lang unser Boot sei, wie viel PS der Motor habe, und von wo nach wo wir wollten und wie lange wir dafür benötigen würden, usw.
Um 10.55 Uhr brachen wir auf. Da wir nur ein kurzes Stück (bis zur Schleuse Négra) fahren wollten, ließen wir es ruhig angehen. In den letzten zwei Tagen waren wir immer alleine in den Schleusen gewesen, daher waren wir um so überraschter, heute wieder mit einem Mietboot zusammen zu schleusen. Als wir zur zweiten Schleuse kamen„ stand“ dort ein Segelboot mitten im Kanal vor der Schleuse, und der Kapitän deutete uns mit Händen an, dass wir hinter ihm warten sollten, da die Schleuse noch nicht frei war. Da wir aber nicht so „im Freien“ warten wollten, fuhren wir langsam an dem älteren Mann vorbei und legten vor ihm am Ufer an. Das Mietboot hinter uns hatte auch Probleme, sich in der Mitte des Kanals zu halten und legte ebenfalls an. Als die Schleuse endlich frei war, ließen wir die beiden Boote zuerst einfahren und legten uns hinter das Segelboot. Der ältere Mann war alleine auf seinem Boot und mußte beim „Festmachen“ vom Boot herunter, die Tampen um die Poller legen und wieder zurück aufs Boot. Ebenso beim Wiederablegen. Daraufhin beschloss ich, dem Mann beim „An- und Ablegen“ in der nächsten Schleuse zu helfen und erfuhr dabei, dass er Engländer war, mit dem Boot auf den Weg zurück nach Hause und seine Frau gestern mit dem Flugzeug zurückgeflogen war. Er war wider Erwarten total nett und bedankte sich nach jeder Schleuse mehrmals für die Hilfe.
Hinter der Schleuse von Gardouche legten wir im Schatten zweier riesiger Platanen an. Thomas fuhr mit dem Fahrrad zu einem Supermarkt (ich durfte nach der „Karambolage“ mit dem Fahrrad nicht mehr damit fahren, weil Thomas der Meinung war, dass das zu gefährlich sei), während ich es mir auf unserer Piquenique-Decke mit meinem Buch gemütlich machte. Cherrie durfte am langen Tampen umherlaufen, was ihr aber auch nicht so richtig gefiel. Sie wollte lieber, so naß wie sie war, mit mir auf der Decke liegen, was ich aber wiederum nicht wollte.
Nach ca. 2 Stunden Rast fuhren wir weiter. Wir fanden das heute zurückgelegte Stück nicht so schön, wie das der letzten zwei Tage, auch die Schleusenanlagen waren nicht so liebevoll gepflegt. In unserer letzten 2er Schleuse schloß sich zunächst das Tor nicht, und ich dachte schon, dass wir heute würden in der Schleuse übernachten müssen. Also ging ich mit Cherrie von Bord und ließ sie schwimmen, was wohl auch total nötig war. Als wir zurückkamen, war Thomas schon in der zweiten Schleuse, und wir konnten wieder an Bord gehen.
Wir hatten uns zwischenzeitlich überlegt, bis Montgiscard zu fahren und erreichten dies um 18.50 Uhr. Wir legten an und bereiteten ganz schnell unser Abendessen zu (Salat mit gegrillter Pute und Baguette), denn wir waren richtig ausgehungert. Danach wurde gespült, und Thomas installierte in einer komplizierten und raffinierten Konstruktion die Solardusche.
Zur Belustigung des kleinen Mädchens auf dem Nachbarboot duschten wir, was wirklich gut tat. Zum Abschluß gab es ungekühlte Sangria bei Kerzenschein, wofür sich wohl auch vier Höckergänse interessierten, die wir dann mit unserem restlichen Baguette fütterten.
Strecke: 25 km, 11Schleusen, 8 Std. 10 Min.
Insgesamt: 197 km, 88 Schleusen, 58 Std. 41 Min.
Freitag, 11.07.2008
Die Nacht war schrecklich heiß, und ich schlief nicht gut. Da wir heute nur eine kurze Strecke zurückzulegen hatten, ließen wir uns mit dem Ablegen Zeit und starteten erst um 11.20 Uhr. Nach nur einer Schleuse hatten wir daher schon wieder "Zwangsmittagspause". Der Schleusenwärter der letzten Schleuse meinte, dass wir zu schnell gefahren seien. Ich erklärte ihm, dass wir die Geschwindigkeit per GPS überprüfen würden, doch er meinte weiter nur, dass wir zu schnell gewesen seien. Da nützte es auch nichts, das nochmals zubeteuern. Also tuckerten wir weiter Richtung Toulouse, drehten eine Runde durch Port Sud in Ramonville und stellten fest, dass dort mehr Boote als im letzten Jahr lagen. Unsere Überlegung war, daß ich Thomas morgen mit dem Boot bis zum Bahnhof nach Toulouse bringen und dann alleine mit dem Boot dorthin zurückkehren sollte. Aber auf dem Weg weiter nach Toulouse hinein beschloss ich, das nicht mehr zu wollen: schon alleine, weil die Strecke ziemlich lang war und ich dann alleine hätte anlegen müssen, zudem in einem Hafen, der voll belegt war. Also fuhren wir erst einmal weiter, an vielen gammeligen Hausbooten vorbei, nach Toulouse. Im Kanalführer entdeckte ich dann eine Slipanlage kurz vor dem Stadthafen, und wir stellten fest, dass es für uns viel praktischer wäre, hier anzulegen und von hier aus zum Bahnhof zu gelangen. Also legten wir im Stadthafen an und gerieten an eine sehr nette und hilfsbereite Dame, die Chefin der Capitainerie war. Wir erklärten ihr, was wir für den nächsten Tag geplant hatten, und sie bestätigte, dass das im Prinzip gehen würde, allerdings würde morgen gegen 17 Uhr die Tour de France in Toulouse erwartet, und dann wäre die ganze Stadt vermutlich abgeriegelt, so dass Thomas keine Möglichkeit hätte, mit dem Auto den Hafen zu erreichen. Doch wir wollten es trotzdem probieren. Also machten wir uns gegen 17.30 Uhr zu Fuß Richtung Bahnhof auf, der ungefähr 30 Minuten entfernt lag. Nach langem Schlangestehen erstanden wir zum Preis von 26 Euro für morgen Früh 7.45 Uhr eine Fahrkarte nach Béziers für Thomas.
Da wir seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatten, beschlossen wir, etwas essen zu gehen. Wir wählten eine Straßenpizzeria unweit des Bahnhofs aus und setzten uns. Als die Kellnerin kam, sagten wir, dass wir etwas essen und für Cherrie etwas Wasser möchten. Wir erhielten die Karte, aber Cherrie kein Wasser. Wir wählten zwei Pizzen aus, und kurz bevor wir schon wieder gehen wollten, weil die Kellnerin nicht wiederkam, kam diese dann doch und sagte zu unserer Bestellung, dass es heute keine Pizza gebe. Daraufhin standen wir auf, um uns etwas anderes zu suchen.
Wir stellten dann ziemlich schnell fest, dass es genügend Restaurants gab, allerdings öffneten diese erst ab 19 Uhr. Auf dem Weg zurück zum Boot kamen wir an einem Lokal vorbei, das geöffnet war. Es befand sich in einem netten, kiesbedeckten Innenhof mit ganz vielen Tischen neben einer Fahrradreparaturwerkstatt. Zierst bekamen wir etwas zu trinken – Cherrie auch. Dann lief die Kellnerin immer hin und her, brachte uns aber keine Karte. Auf unsere Frage danach sagte sie, es gebe einen großen Salat mit einem Stück Tarte aux Ognions, de Chèvre oder einem scharfen Käse aus den „Schwarzen Bergen, außerdem einen kleinen Salat ohne Tarte, oder einen Teller Käse. Wir wählten den großen Salat; Thomas mit dem scharfen Käse, ich mit Zwiebelkuchen, da wir ja auch großen Hunger hatten. Das Essen kam recht schnell – kein Wunder, bis dato waren wir die einzigen Gäste. Die Größe des großen Salates hielt sich wirklich in Grenzen, und, bis auf die komischen kleinen Bohnen, schmeckte er sogar sehr gut. Schließlich gab es dazu auch noch leckeres Brot, bei dem mir mal wieder ein Stück Zahn abbrach. Nach dem „reichhaltigen“ Mahl wurde uns noch eine Mousse au chocolat offeriert, wie wir dann auch noch verputzten. Sie war sehr süß, aber lecker und wurde mal wieder in einem Trinkglas serviert. Der ganze Spaß kostete uns 33 Euro, was so gerade noch ging. Anschließend liefen wir zum Boot zurück, fütterten unser „Kind“ und fielen ins Bett, natürlich nicht, ohne vorher zwei Wecker zu stellen.
Strecke: 19 km, 3 Schleusen, 5 Std.
Insgesamt: 216 km, 91 Schleusen, 63 Std. 41 Min.
Samstag, 12.07.2008
Um 6.30 Uhr klingelten nach einer angenehm temperierten Nacht zwei Wecker. Thomas stand auf, zog sich an und wusch sich. Nach dem Drehen einer Runde mit Cherrie machte er sich mit dem am Vorabend gepackten Rucksack und Fahrrad Richtung Bahnhof auf. Ich legte mich erst wieder hin, las zunächst, spielte dann Zuma und wartete auf Thomas‘ Anruf, dass er im Zug sitze. Dieser Anruf kam auch pünktlich. Um kurz vor 9 Uhr stand ich auch auf, zog mich an und wusch mich. Anschließend erhielt Cherrie ihr Frühstück. Danach gingen wir zum nahegelegenen Lidl, um einzukaufen. Anschließend gab es für mich Frühstück. Um 10.40 Uhr rief Thomas an, dass er in Colombièrs sei und dort das herrlichste Wetter, während es bei mir in Toulouse grau und regnerisch war. Ich vertrieb mir die Zeit damit, zu spülen, Wäsche zu waschen und das Gemüse für’s Abendessen zu putzen.
Um 12.15 Uhr rief Thomas an, dass er in Homps sei, um den Adapter abzuholen, aber dort niemand etwas davon wisse und er zwei Stunden warten solle, bis ein anderer Kollege wieder da sei. Aber Thomas ist ja bekannterweise beharrlich, und gegen 12.30 Uhr kam sein Anruf, dass er den Adapter habe und sich jetzt bei schönstem Wetter auf den Weg nach Toulouse mache. Hier in Toulouse goß es mittlerweile wie aus Eimern. Cherrie und ich drehten dann noch einige Runden im Regen und warteten auf Thomas. Als dieser kam - ohne größere Probleme bzgl. der Tour de France - tranken wir erst einmal Kaffee und erzählten uns, was jeder in der Zwischenzeit erlebt hatte, wobei Thomas' Erzählungen mal wieder interesanter waren, da er viel mehr erlebt hatte.
Da wir jetzt schon einmal da waren, wo die Tour de France erwartet wurde, beschlossen wir, nach Informationen der Hafenchefin, uns an eine Stelle zu begeben, wo die Radfahrer vorbeikommen würden, um uns dieses einmal anzusehen. Also fuhren wir mit der U-Bahn (man hatte uns gesagt, welche wir nehmen sollten) zu der entsprechenden Stelle. Als wir dort ankamen, waren dort schon die Straßenränder mit Menschen gesäumt, die warteten. Wir gesellten uns dazu und warteten mit. Nach einer Weile kamen Motorräder, schnelle PKW’s und wieder Motorräder durch die Straße gefahren, welche von den wartenden Leuten mit großem Gejohle begrüßt wurden. Mittlerweile hatte es schon wieder angefangen zu regnen. Immer wieder kamen Motorräder und Autos sowie Versorgungsteams. Als dann die Radfahrer endlich durchkamen, ging das so schnell, dass ich fast gar nichts davon mitbekam. Auf dem gleichen Weg fuhren wir wieder zurück zum Boot und aßen dort zu Abend.
Sonntag, 13.07.2008
Am Morgen bei bedecktem, trübem Wetter aufgestanden, gefrühstückt und gegen 11 Uhr abgelegt. Wir wollten durch Toulouse fahren, um den Anfang des Canal du Midi, bzw. den Beginn des Canal de Garonne zu sehen. Wir hatten drei Schleusen zu bewältigen, von denen die erste über 6 Meter tief war. Die dritte und letzte Schleuse bewältigten wir noch unmittelbar vor der Mittagspause. Bei absolut trübem Himmel fanden wir die Stelle, von dessen Becken drei Kanäle abgingen. Dies hatten wir bereits auf einer Postkarte gesehen, aber in Natura sah es eher unspektakulär aus, was natürlich auch an dem Wetter gelegen haben könnte. Wir bogen in den Canal de Garonne ein und legten die 4 km bis zur ersten Schleuse zurück. Dieses Stück war absolut trostlos. Zuerst kamen mal wieder viele, teils sehr heruntergekommene Hausboote, dann lag dieses Stück am Rande eines Industriegebietes auf der einen Seite und parallel zur Autobahn auf der anderen Seite. Vor der Schleuse wendeten wir, und kehrten pünktlich zum Ende der Mittagspause an die erste Schleuse in Toulouse zurück.
Da wir vorhatten, im nächsten Jahr den Canal de Garonne zu fahren, beschlossen wir, mit dem Auto, das uns ja jetzt zur Verfügung stand, bis Montech zu fahren, weil dort lt. Bootsführer eine Pente d’eau (eine Art Schiffshebewerk), die das Umfahren von fünf Schleusen ermöglicht, zu sehen war. Die gut 40 km waren schnell zurückgelegt, und wir fanden diese Stelle auch recht schnell, obwohl nichts auf diese Sehenswürdigkeit hinwies. Als wir dort eintrafen, sahen wir schon eine große Menschenansammlung: die Pente d’eau kam gerade mit einem größeren Boot herunter, und das war hier wohl die Sonntags-Attraktion. Aber auch wir fanden das total interessant, obwohl das für uns und unser Boot nicht infrage kommt, weil wir zu klein dafür sind. Außerdem ist es auch sehr teuer: Boote über 20 m Länge können sie benutzen, was dann 58 Euro kostet. Unsere Befürchtungen, dass der Canal de Garonne nicht so schön ist, wie der Canal du Midi, bestätigte sich an dieser Stelle jedenfalls nicht, d. h., wo die Pente d’eau läuft, ist die Strecke trostlos, aber parallel dazu verläuft der ursprüngliche Kanal mit den 5 Schleusen auf 2 km Länge und der ist hier ebenso idyllisch, wie der Canal du Midi.
Wir fuhren zurück, und als wir am Boot ankamen, war das Hafenbüro schon geschlossen, so dass wir nicht mehr zur Toilette gehen konnten. Also beschlossen wir, für den Toilettengang ein Lokal aufzusuchen. Das Nächstgelegene war ein Irish Pub. Dort kehrten wir ein, setzten uns, und als nach einer ganzen Weile niemand kam, um eine Bestellung aufzunehmen, ging ich zur Toilette. Als ich wieder zurückkam, war noch niemand aufgetaucht, und so ging Thomas auch zur Toilette. Als er wiederkam, war noch immer niemand erschienen, und so gingen wir wieder, weil wir ja eigentlich nur aufs Klo gewollt hatten.
Mittlerweile waren in der ganzen Stadt schon Vorbereitungen für den morgigen Feiertag (Nationalfeiertag) getroffen worden. Wir zogen nach Rückkehr zum Boot dann nochmals los. In der Nähe war ein großer Parkplatz, auf dem einige Livebands spielten, und wir verbrachten den Abend bis kurz vor Beginn des Feuerwerks dort.
Strecke: 16 km, 6 Schleusen, 4 Std.
Insgesamt: 232 km, 97 Schleusen, 67 Std. 41 Min.
Montag, 14.07.2008
Nach dem Frühstück begannen wir mit unserem Aufbruchritual. Wir fuhren das Boot so nah wie möglich ans Auto und luden die ganzen Sachen um. Da es an dieser Slipanlage nicht möglich war, quer zum Kanal liegend festzumachen, beschlossen wir, dass Thomas mit dem Boot vorsichtig auf den bereits im Wasser stehenden Trailer auffahren sollte, ich sollte dann das Boot einhaken und hochkurbeln. Auf diese Weise trailerten wir zum ersten Mal, und es klappte erstaunlich gut. Um kurz nach Mittag waren wir dann endlich so weit, dass wir Toulouse verlassen konnten, natürlich nicht, ohne uns von der netten Dame im Hafen zu verabschieden. Wir hatten ihr erzählt, dass wir planten, im nächsten Jahr in Toulouse zu starten, um den Canal des Garonne zu befahren. Daraufhin bot sie uns an, unseren Trailer und das Auto auf einem Stück Hafengelände auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals zu parken.