Reisebericht vom Canal latéral de la Loire
und
Canal du Nivernais
Vom 29.06. bis 15.07.2016
Donnerstag, 29.06.2017 Enniger ➔ Thionville-Yutz
Freitag, 30.06.2017 Thionville-Yutz ➔ Digoin
Samstag, 01.07.2017 Digoin
Sonntag, 02.07.2017 Digoin ➔ Beaulon
Montag, 03.07.2017 Beaulon ➔ Decize
Dienstag, 04.07.2017 Decize ➔ Cercy-la-Tour
Mittwoch, 05.07.2017 Cercy-la-Tour ➔ Panneçot
Donnerstag, 06.07.2017 Panneçot ➔ Châtillon-en-Bazois
Freitag, 07.07.2017 Châtillon-en-Bazois ➔ Baye
Samstag, 08.07.2017 Baye ➔ Chitry-les-Mines
Sonntag, 09.07.2017 Chitry-les-Mines ➔ Clamecy
Montag, 10.07.2017 Clamecy ➔ Châtel-Censoir
Dienstag, 11.07.2017 Châtel-Censoir
Mittwoch, 12.07.2017 Châtel-Censoir ➔ Vermenton
Donnerstag 13.07.2017 Vermenton ➔ Auxerre
Freitag, 14.07.2017 Auxerre ➔ Vaux ➔ Namur (B)
Samstag, 15.07.2017 Namur (B) ➔ Enniger
Donnerstag, 29. 06.2017 (Enniger ➔ Thionville-Yutz)
Nachdem wir heute noch normal gearbeitet hatten, packten wir die restlichen Sachen, die sich im Flur, im Eß- und Wohnzimmer sowie auf der Terrasse befanden, in Auto und Boot. Beinahe hätten wir unsere Fender vergessen, aber zum Glück war Thomas aufgefallen, dass es hinten im Boot so „leer“ war. Mit dem guten Gefühl, nichts vergessen zu haben, starteten wir um 17.35 Uhr, diesmal, ohne noch einmal bei Volking vorbeifahren zu müssen, wie sonst, eigentlich jedes Mal wegen nicht Funktionierens der Lichtanlage am Trailer. Dafür mussten wir noch kurz an der Bank vorbei. Das Wetter war zunächst bewölkt und so um die 20 °C, eigentlich ideal zum Fahren. Kurz vor der Rheinbrücke bei Köln fing es an zu gießen, später war das Wetter wieder besser. Gegen 20 Uhr reservierten wir uns ein Hotel in Thionville, zuvor hatte ich es in zwei verschiedenen Hotels in Metz versucht, die jedoch ausgebucht, bzw. in Renovierung waren. Aber Thionville lag so ziemlich auf der Mitte der Strecke, was optimal war. Um 23.10 Uhr tankten wir an der 2. Tankstelle in Luxemburg (Aire de Bercherem) 36 l Diesel à 0,936 €/l. Mittlerweile hatte es wieder angefangen, zu regnen. Bis zum Hotel waren es noch 30 km, und wir erreichten es um 0 Uhr, aber nur, weil mein Handy uns total falsch geleitet hatte, wären wir nach dem Navi im Auto gefahren, hätten wir es vermutlich eher erreicht. Zum Glück war an der Rezeption noch jemand anwesend, so konnten wir schnell und unkompliziert einchecken. Dieses Formule 1 war sehr verwinkelt, doch schließlich fanden wir unser Zimmer. Und das Zimmer war – wie nicht anders zu erwarten – wie alle anderen Zimmer auch. (Kennst du ein Formule 1, kennst du alle.) Ich wollte mich waschen, doch waren keine Handtücher vorhanden. Also ging Thomas nochmals zur Rezeption und kehrte mit Handtüchern zurück. Doch als ich an meine Toilettentasche ging, bekam ich was über mich: der Schaumfestiger war komplett ausgelaufen! Irgendwie war wohl die Abdeckkappe verrutscht, und irgendetwas hatte auf den Auslöser gedrückt, so dass sich der komplette Inhalt der Flasche jetzt in meiner Toilettentasche befand! Vermutlich war auch Shampoo ausgelaufen, die Flasche wirkte sehr leicht. Nachdem ich die Tasche geleert und alle anderen Dinge abgewaschen und abgetrocknet hatte, fand sich am Boden der Tasche regelrecht ein See. Thomas wischte diesen – so gut es ging – mit Tempos aus und nahm dann kurzerhand die Tasche mit unter die Dusche. Als Thomas zurückkam, berichtete er, dass ein Hamam dagegen ein Sch...ß sei: er habe in der Dusche gestanden, habe die Tasche ausgespült und der Schaum sei ihm jedes Mal wieder bis zum Knie gegangen!!! Leider hatte er keinen Fotoapparat mit, um diese „Sensation“ im Bild festzuhalten ☺. Eine schöne Bescherung gleich zu Anfang unseres Urlaubes. Auf diesen Schreck tranken wir uns erst einmal 1 bis 2 Becher Sangria, den wir glücklicherweise aus dem Auto mitgenommen hatten. Bis kurz vor 2 Uhr chatteten wir noch mit Dave, was ganz lustig war, dann versuchten wir, zu schlafen. Für morgen hatten wir noch 450 km vor uns. Eine gute Strecke.
Freitag, 30.06.2017(Thionville-Yutz ➔ Digoin)
Ich schlief sehr schlecht, die Matratze war sehr hart (oder schon durchgelegen), und Thomas „zischte“ die ganze Nacht vor sich hin. Er selbst schlief wohl relativ gut, war aber häufig wach. Um 7 Uhr konnte ich vor Schmerzen in den Hüftgelenken nicht mehr liegen, selbst auf dem Rücken ging das nicht mehr, und ich wollte aufstehen. Doch Thomas schlug vor, dass ich mich in das obere Bett legen sollte, was ich dann auch machte. Erstaunlicherweise konnte ich hier liegen und schlief wieder ein und sogar gut. Um ca. 8.45 Uhr wachten wir auf. Ich wollte eigentlich noch duschen und Haare waschen, aber letzteres hätte zu lange gedauert, so ging ich nur duschen. Vor der Dusche hörte ich Thomas mit einem Mitarbeiter des Hotels reden, dieser sagte, dass wir nur bis 9.30 Uhr frühstücken könnten. Wir zogen uns dann schnell an und gingen um 9.05 Uhr zum Frühstück. Wir waren zunächst die einzigen, später kam noch eine holländische Familie dazu. Wenn man so spät zum Frühstück kommt, hat es auch seine Vorteile: man findet einen Platz und die Butter ist nicht mehr steinhart ☺. Langsam werden die Formule 1-Hotels moderner: es gab hier schon eine sehr gute Kaffeemaschine mit allem Drum und Dran. Wir frühstückten noch gut, dann fragte Thomas, ob wir unsere Thermosflasche mit Kaffee füllen dürften. Der Mitarbeiter meinte, dass diese Maschine dafür nicht vorgesehen sei, doch Thomas erklärte, er würde dann den Kaffee tassenweise in die Flasche füllen. Darauf wusste der Mitarbeiter kein Gegenargument mehr, und so hatten wir für die Weiterfahrt erst einmal wieder fertigen Kaffee an Bord. Ich stylte noch meine Haare, packte alle Sachen aus der Toilettentasche in eine Plastiktüte, denn die Tasche war noch zu nass, und um 10.10 Uhr starteten wir. Zunächst war die Autobahn rammelvoll, vermutlich, weil sie hier noch nicht gebührenpflichtig war. Das Wetter war auch nicht so schlecht: es gab zwar dicke Wolken, aber mit einigen blauen Zwischenräumen, durch die gelegentlich die Sonne schien. Zwischendurch gab es immer wieder mal größere und mal kleinere Regenschauer. Als wir um 16 Uhr in Digoin ankamen, baute sich hinter dem Hafen eine dicke schwarze Regenwand auf. Wir hofften, das Boot noch vor dem Regen ins Wasser zu bekommen und beeilten uns mit den Vorbereitungen. Dann fuhr Thomas das Boot soweit es das Auto zuließ, ins Wasser, doch es rührte sich keinen Millimeter vom Trailer. Dann fuhr er wieder hinaus und wir brachten die Verlängerung an, und wir versuchten es wieder, soweit es möglich war, doch es klappte immer noch nicht. Ich hatte das Gefühl, dass das Boot noch irgendwie befestigt war, was aber nicht der Fall war. So fuhr Thomas ein drittes Mal wieder aus dem Wasser, und wir befestigten ein Abschleppseil an der Verlängerung und an der Anhängerkupplung. Der Trailer lief dann weiter ins Wasser, aber stoppte dann plötzlich, als ob etwas die Räder blockierte. Ich versuchte vom Wasser aus, das Boot vom Trailer zu schieben – keine Chance. Dann hangelte sich Thomas vom Kai aus auf das Boot, um es vom Trailer zu fahren, doch auch das gelang nicht. Aber mittlerweile war der Trailer etwas weiter ins Wasser gerutscht, und das Abschleppseil war wieder straff. Ich setzte mich ins Auto und ließ den Wagen langsam etwas zurückrollen, bzw. von Boot und Trailer zurückziehen. Dann klappte es auf einmal, und Thomas fuhr vom Trailer. Dann fielen die ersten Tropfen. Wir befestigten das Boot notdürftig am Kai und flüchteten ins Auto. Dort warteten wir zunächst ab, und ich versuchte, meine Hände, die ölverschmiert waren, wieder zu säubern. Als es eine kleine Regenpause gab, flitzte Thomas zum Boot, um schnell das Verdeck aufzubringen, und ich löste das Abschleppseil vom Auto und der Verlängerung, doch dann fing es wieder an zu regnen, diesmal noch heftiger, so dass ich wieder ins Auto flüchtete, in der Hoffnung, dass Thomas mit dem Verdeck rechtzeitig fertig geworden war und jetzt nicht im Regen stand. Wir hatten für die ganze Aktion, das Boot zu slipen, 45 Minuten gebraucht. Jetzt brauchten wir eigentlich trockenes Wetter, um alle Sachen an Bord zu bringen. Als es dann trocken war, räumten wir schnell alle Sachen ins Boot, dann fuhren wir mit dem Auto zur Capitainerie, um zu gucken, ob wir dort anlegen könnten, und ob jemand dort war, so dass wir auch den Schlüssel für die Sanitäranlagen bekommen könnten. Dort angekommen (2 Minuten) war es schon wieder am Regnen. Aber in der Capitainerie war eine junge Frau anwesend. Wir schauten, wo wir anlegen könnten, doch lagen auf dieser Seite viele große Boote, so dass für uns kein Platz mehr war. Die Dame schlug vor, dort, wo wir jetzt lagen, einen Platz zu suchen, da dort auch Strom sei. Und den Schlüssel für die Sanitäranlagen konnten wir nur erhalten, wenn sie im Büro war (das war damals anders gewesen). Wir zahlten für das Liegen, Strom und zweimal Duschen 12,40 € (5,40 € Boot, 3,20 € Personen, 2 x 0,20 Taxe und 2 x 1,70 € Dusche). Dann fuhren wir wieder zurück und suchten uns einen Steg, wo wir festmachen konnten. Anschließend fuhren wir mit dem Auto auf die andere Seite des Kanals, um den Leclerq aufzusuchen. Auf dem Weg dorthin goss es schon wieder wie aus Eimern, so dass Thomas mich direkt vor dem Eingang aus dem Auto ließ. Ich wollte eigentlich nur neuen Schaumfestiger kaufen, was aber gar nicht so einfach war, weil es dort andere Produkte gab, als in Deutschland. Ich fragte kurzerhand eine Kundin, die mir dann so gut es ging, half. Ich wählte letztendlich einen Schaum, nicht sicher wissend, ob es der Richtige war. Dann besorgte ich noch schnell ein Baguette, und wir fuhren zurück zum Boot, um erst einmal zu Abend zu essen, mittlerweile war es bereits 19 Uhr. Zu essen gab es – wie fast schon traditionell – Salat Caprese, den ich schon zu Hause vorbereitet hatte. Wir verzichteten heute auch auf Tischtuch und andere Dekosachen und fielen über den Salat her. Nach dem Essen räumten wir die Sachen im Boot um, denn wir hatten alles nur irgendwie so untergebracht. Auch das Stromkabel musste noch angeschlossen werden. Als wir endlich alles soweit verstaut hatten, war es fast 21 Uhr und wir machten uns bettfertig, denn morgen wollten wir zeitig aufstehen.
Samstag, 01.07.2017 (Digoin)
Diese Nacht schliefen wir besser, als die zuvor im Formule 1, aber gegen Morgen bekam ich wieder Hüftschmerzen. Um kurz vor 8 Uhr standen wir auf und machten uns auf den Weg zur Capitainerie, um zu duschen. Während ich noch meine Haare stylte, fuhr Thomas mit dem Auto los, Baguette zu holen, und wir erreichten zeitgleich das Boot. Wir bereiteten unser Frühstück vor, was etwas aufwändiger war, weil alle Sachen noch nicht so richtig an ihrem Platz waren, zudem hatten wir aus Gewichtsgründen unsere Sitzplätze getauscht, was das Ganze nicht gerade leichter machte. Letztendlich konnten wir aber frühstücken. Da es immer wieder anfing zu regnen und es zudem auch nicht gerade warm war, beschlossen wir, noch eine Nacht hier zu verbringen, denn für morgen sagte der Wetterbericht zumindest trockenes Wetter voraus. Wir fuhren nochmals in den Leclerc, um eine Batterie für unsere Bootsuhr, Baguette und eine Gurke zu kaufen, und ich benutzte dort die Toilette. Auf dem Rückweg fuhren wir beim Bootsvermieter Canalous vorbei, wo wir im Laden etwas stöberten. Ich suchte mir eine Tasse aus, die ich natürlich auch bezahlen wollte. Doch die Dame war nicht an ihrem Platz hinter der Kasse, sondern scheuchte gerade die anwesenden Kunden aus dem Laden, da sie jetzt Mittagspause hätten. Als ich merkte, dass sie die Tür abschließen wollte, obwohl wir noch im Laden waren, klopfte ich schnell an die Tür, damit wir nicht versehentlich bis 14 oder 16 Uhr dort im Laden bleiben mussten. Die Dame erschreckte sich tierisch und entschuldigte sich, wir lachten alle, und da wir das Geld schon abgezählt parat hatten, drückte ich es ihr in die Hand. Thomas’ Idee – für den Fall, dass man uns eingeschlossen hätte – wäre gewesen, dort eine Flasche Wein und/oder Likör aufzumachen, ein paar Sitze auszupacken und es sich dort gemütlich zu machen. Wirklich eine verlockende Idee bei dem ungemütlichen Wetter draußen. Mit unseren Einkäufen kehrten wir zum Boot zurück. Während ich den Boden im Boot wieder trocken wischte und die Einkäufe verstaute, begann Thomas, die Fahrräder aufs Boot zu packen. Dabei stellten wir fest, dass wir die Schlüssel von den Zusatzschlössern für die Räder zu Hause vergessen hatten. Allerdings hatten wir das große Schloss von meinem Rad zu Hause mitgenommen, so konnten wir wenigstens die Räder aneinanderketten. Dann verzogen wir uns ins Boot, wo es dank Heizung angenehm warm war und relaxten, so gut es ging. Später fuhren wir nochmals zum Leclerc, um Fahrradschlösser und ein Kaffeemaß zu besorgen, letzteres erhielten wir nicht. Wir fuhren zum Boot zurück und bereiteten unser Abendessen: es gab den restlichen Salat Caprese und mit Bacon umwickelten Ziegenkäse, dazu Baguette. Das war echt lecker!Nachdem wir gespült und alles weggeräumt hatten, beschlossen wir, den Film „Der Marsianer“ anzusehen zu und dann schlafen.
Sonntag, 02.07.2017 (Digoin ➔ Beaulon)
In dieser Nacht schlief ich gut, träumte nur Mist und wälzte mich wohl viel hin und her, hatte aber keine Hüftschmerzen. Ich erwachte gegen 7.20 Uhr, und wir standen um 7.30 Uhr auf. Ich wusch mich am Boot, machte meine Haare und bereitete das Frühstück vor, während Thomas duschen ging und Baguette holte. Es gab noch einige Tropfen Regen, aber danach riss der Himmel auf, und die Sonne schien schon mal ein bisschen. Nach dem Frühstück fuhren wir zum Markt in Digoin. Hier erstand ich eine Art Regenjacke und einen Schal (da ich vergessen hatte, einen mitzunehmen) sowie eine französische Flagge für zu Hause (da unsere schon wieder kaputt war). Wir kauften noch dicke, fette Kirschen und ein paar Cocktailtomaten sowie ein Baguette für heute Abend. Dann fuhren wir zurück, räumten im Auto auf und legten um 10.45 Uhr ab.
An der ersten Schleuse, hinter der Pont Canal, mußten wir auf das heraufschleusende Ausflugsboot warten, was ziemlich lange dauerte, so dass wir die Schleuse erst um 11.15 Uhr verließen. Aber egal, Hauptsache, wir konnten los. Die nächste Schleuse in 8,5 km Entfernung schafften wir natürlich nicht mehr vor der Mittagspause, so dass Thomas im Boot rumwuselte und ich schrieb. Mittlerweile war wieder eine geschlossene Wolkendecke zu sehen, aber es war nicht kalt. Nach der Mittagspause zog es sich immer mehr zu, und es fing an, zu nieseln. Wir schützten wir uns gegen den Regen mit unserem Sonnen-/Regenschirm. Als wir um 15.30 Uhr Kaffeepause machen wollten, fing es richtig stark an, zu regnen, und ich wurde richtig nass, da Thomas den Schirm so justiert hatte, dass ER auf jeden Fall im Trockenen saß, ich auf meiner Seite aber eher weniger geschützt war. Auch die neue Regenjacke kam schon gleich zum Einsatz. An den Schleusen wurde ich dann immer richtig nass, auch meine Socken und Sandalen waren nass, so dass ich sie gegen Flipflops tauschte. Da auf dem Boot alles nass und klamm war, hielten wir Ausschau nach einem Hafen, an dem wir Strom haben würden, doch der nächste – lt. Karte – war Gannay-sur-Loire, den wir aber nicht mehr schaffen konnten.
Als wir an der Schleuse von Beaulon waren, und die Schleuserin uns mehrmals darauf hingewiesen hatte, dass uns gleich eine große Peniche entgegen käme, und wir auf jeden Fall ganz an die Seite fahren müssten, schauten wir uns den hinter der Schleuse liegenden Hafen an. Zuerst konnte ich keine Stromversorgung entdecken, doch dann sahen wir auf einmal doch einen Stromkasten, so dass wir anlegten. Doch für den Stromanschluss hätte man einen Jeton gebraucht, den es im Tabakladen im Ort gegeben hätte. Aber heute war Sonntag, und mittlerweile war es nach 18 Uhr. Ich wollte einen anderen Bootsfahrer fragen, ob er uns eventuell einen Jeton verkaufen würde, doch der Belgier, den ich fragte, sagte, dass es etwas weiter hier einen Stromkasten gäbe, der gratis wäre, nur auf manchen Steckern sei kein Strom. Dies probierten wir sofort aus und fanden eine freie Dose, die auch Strom hergab. Dann fuhren wir das Boot näher zur Stromanschlussstelle und begannen mit den Abendessensvorbereitungen. Es sollte heute mit Bacon umwickelte Garnelen und frischen Salat sowie Baguette geben.
Ich erntete den Salat auf unserem Boot (wir hatten diesmal einen Blumenkasten mit verschiedenen Pflücksalaten dabei!) und gab einige Cocktailtomaten und etwas Gurke hinzu, während Thomas sich um die Garnelen kümmerte. Zwischenzeitlich hatte es mal wieder aufgehört, zu regnen, doch dann fing es wieder an, und Thomas grillte die Garnelen draußen. Anschließend ließen wir uns das Abendessen gut schmecken, das hatten wir uns heute bei dem Scheißwetter wirklich verdient. Zum Nachtisch gab es noch ein paar Kirschen, dann folgte der große Abwasch. Als wir auch diesen erledigt hatten, schalteten wir unseren Heizlüfter ein und ließen den Tag bei Rosé und Sangria ausklingen, in der Hoffnung, dass das Wetter morgen wirklich besser werden würde.
Gefahrene Strecke: 35,6 km
Gesamte Strecke: 35,6 km
Schleusen: 8
Schleusen gesamt: 8
Montag, 03.07.2017 (Beaulon ➔ Decize)
Als wir um kurz nach 7 Uhr aufwachten, sah es draußen schon mal nicht schlecht aus. Kurzzeitig kam auch die Sonne hervor. Wir wuschen uns im Boot, und Thomas fuhr anschließend los, um Baguette zu kaufen. Nach dem Frühstück packten wir alles zusammen und legten um 10.15 Uhr ab.
An unserer 1. Schleuse war heute wieder die unfreundliche Schleuserin der letzten Schleuse von gestern, die uns vor der „großen Peniche“ gewarnt hatte und uns mehrmals darauf hingewiesen hatte, dass wir ganz an die Seite fahren müssten, wenn sie uns entgegen käme. Wir fuhren weiter und schafften noch eine Schleuse vor der Mittagspause. Mittlerweile war es überwiegend sonnig, zwar mit dicken Wolken, aber die Sonne schien sich die aufgerissenen Stellen zu suchen und dadurch zu scheinen. Um Punkt 12 Uhr erreichten wir die nächste Schleuse, die allerdings schon geschlossen war. Eigentlich hatten wir vorgehabt, zu spülen, doch ich schlug Thomas vor, unsere neuen Luftliegen auszuprobieren.
Beim Befüllen mit Luft hatten wir viel Spaß, als wir am Ufer hin- und hersprangen, um möglichst viel Luft hinein zu bekommen. Wie gut, dass uns keiner dabei gesehen hat. Als wir endlich beide Liegen fertig befüllt hatten und darin lagen, machten wir Selfies von uns. So verbrachten wir unsere „Zangsmittagspause“ sehr vergnügt und in der Sonne liegend. Um 13 Uhr ging es dann weiter. Irgendwann wollte Thomas gerne Benzin auffüllen, doch ich wollte das nicht irgendwo unterwegs, sondern erst im Hafen machen. Das Wetter war toll, nicht zu heiß und nicht zu kalt, und auf dem Kanal war wenig Verkehr. In Decize angekommen, passierten wir die beiden Schleusen und fuhren über den Loire-Ausgleichskanal. Kurz, bevor wir in den alten Seitenarm der Loire abbiegen wollten, war dann unser Benzin alle. So trieben wir aufs Ufer zu, während Thomas alles für die „Not“-Betankung vorbereitete. Nachdem der Sprit aufgefüllt war, sprang der Motor auch anstandslos an, und wir tuckerten vorsichtig und langsam in den Seitenarm. Dabei prüfte ich vorne mit der Slipstange immer die Wassertiefe, damit wir nicht auf Grund liefen. Als wir an dem Hafen ankamen, war dort – wie zu erwarten – kein weiteres Boot, da der Weg dorthin zu seicht und unberechenbar ist. Wir legten an, stellten aber sofort fest, dass es keinen Strom und kein Wasser gab, was aber in 2012 noch der Fall gewesen war, wie ich aus meinem Reisebericht entnommen hatte. Also fragten wir oben im Office des Tourisme nach, und man sagte uns, dass dieser Hafen nicht mehr für Boote geeignet sei.
Es gab wohl noch eine öffentliche Toilette, die „selbstreinigend“ war. Man empfahl uns einen anderen Hafen, aber dort hätten wir auch keinen Strom oder Sanitäranlagen gehabt. Also blieben wir hier. Wir machten das Boot fest und trafen einige Sicherheitsmaßnahmen, dass das Boot an der bröckeligen Kaimauer keinen Schaden nehmen würde. Dann versuchten wir, ins freie Internet zu kommen, was nicht ganz einfach war, letztendlich aber doch klappte. Anschließend lief ich los, ein Baguette zu kaufen, was auch nicht einfach war, da es bereits nach 18 Uhr war und hier in „Frankreich heute Montag“ war. Letztendlich erstand ich das letzte Baguette in einem „Casino“. Als ich zurückkam, hatte Thomas schon mit den Grillvorbereitungen begonnen, es gab für jeden 1 ½ Käsewürstchen und für mich einen kleinen Nudelsalat und für Thomas einen kleinen Kartoffelsalat von zu Hause, dazu das Baguette. Danach vertilgten wir die restlichen Kirschen. Die extrem nervigen Fliegen vergraulten wir mit unserem Mückenspray.Hier im Hafen lagen wir mitten im Geschehen und hatten einen tollen Blick auf die „Pont de la Vieille Loire“, die alte Loire-Brücke. Dafür hatte sich die Fahrt zu diesem Hafen schon gelohnt. Da ich mich heute mehrmals intensiv mit Sonnenschutzmittel eingecremt hatte, hatte ich das Bedürfnis zu duschen. Thomas installierte mir die Solardusche unter einem Baum, und ich duschte schnell, obwohl das Wasser nicht sehr warm war, aber es tat gut.
Danach setzten wir uns aufs Boot und ließen den Abend bei Wein und Sangria ausklingen. Heute war der erste richtig schöne Tag gewesen, und wir beide waren rundum zufrieden.
Gefahrene Strecke: 36,2 km
Gesamte Strecke: 71,8 km
Schleusen: 9
Schleusen gesamt: 17
Dienstag, 04.07.2017 (Decize ➔ Cercy-la-Tour)
Wir schliefen beide gut, allerdings wurde ich um 6 Uhr wach und konnte nicht mehr einschlafen. Um 7.30 Uhr standen wir bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein auf, allerdings war es zunächst noch sehr frisch. Thomas holte Baguette und war relativ schnell zurück. Während des Frühstücks dachte ich, unsere „Scheiben“ seien vom heißen Kaffeewasser beschlagen, doch draußen war es auf einmal nebelig geworden. Nach ca. 20 Minuten war die Sicht wieder total klar. Während ich spülte, besorgte Thomas Benzin und Cola. Den Kanister kippten wir in den Tank um, dann fuhren wir noch einmal gemeinsam los, nachdem wir dem Office de Tourisme zur Sicherheit unser iPad und das Laptop anvertraut hatten. Thomas holte noch einen Kanister Benzin, dann kauften wir im Lidl einige Sachen fürs Abendessen ein. Im Leclerc erstand ich dann noch für
1,45 € ein Paar Flipflops, die Alten ließ ich gleich da, die hatten es hinter sich. Wir radelten zurück und verstauten die Sachen auf dem Boot. Dann fuhren wir noch einmal in die Altstadt, um etwas zu trinken, denn die Damen vom Office des Tourisme waren erst um 13.30 Uhr wieder aus der Mittagspause zurück. So tranken wir in aller Ruhe in einer Brasserie ein Panaché. Um 13.50 Uhr legten wir ab und fuhren ganz langsam und vorsichtig wieder aus dem Loire Seitenkanal hinaus,
ohne irgendwo aufzulaufen. Als wir zur ersten Schleuse kamen, war dort niemand, aber wir riefen die angegebene Nummer an, und 10 Minuten später kam der Schleuser, der zwei Schleusen bedienen musste. Die zweite Schleuse absolvierten wir auch recht schnell, dann kam ein längeres Stück ohne Schleuse, aber die Gegend war auch nicht sehr schön: kaum Bäume, wenig zu sehen und brüllend heiß. Der Schleuser der 3. Schleuse war auch nett; er erinnerte mich ein bisschen an Bodo, er war auch für die 4. Schleuse zuständig, in der wir mit einem Mietboot zusammen schleusten. Dieses lag eher mitten in der Schleuse, so dass wir dahinter kaum noch Platz hatten, zumal der Poller sehr weit vorne lag, so dass wir beim Heraufschleusen vermutlich immer wieder mit dem Boot zusammengestoßen wären. Ich bat den Schleuser, das Boot weiter nach vorne zu verlegen, was dann auch passierte.
So ging alles gut. Das letzte Stück bis Cercy-la-Tour zog sich endlos hin, aber wenigstens wurde es jetzt schöner, es gab mehr Bäume, und der Kanal war kurviger. Gegen 17.15 Uhr erreichten wir den Ort. Wir holten sofort die Räder vom Boot, um Baguette zu kaufen und anschließend noch schnell ins Freibad zu gehen, um uns abzukühlen und zu duschen. Brot zu kaufen war etwas schwierig. In dem kleinen Supermarkt gab es kein Brot mehr, und der nächste Bäcker hatte keine große Auswahl mehr, so dass wir schließlich ein kleines Baguette mit Cerealien nahmen. Dann fuhren wir zum Schwimmbad. Für 2,50 €/Person konnten wir noch schwimmen und uns abkühlen, wobei wir das Becken fast für uns alleine hatten.
Dann duschten wir, ließen uns von der Sonne so ziemlich trocknen und verließen um 19 Uhr – nach dem wir geduscht hatten – das Bad, das jetzt auch schloss. Am Boot zurück begannen wir sofort mit den Abendessensvorbereitungen: es gab einen Kartoffelauflauf mit Salami, Dosen-Champignons, Zwiebel, Knoblauch sowie Käse. Der Auflauf war total lecker. Anschließend spülten wir schnell die Sachen weg und genossen den restlichen Abend faulenzend auf dem Boot, das bereits seit unserer Rückkehr aus dem Freibad im Schatten lag.
Gefahrene Strecke: 17,2 km
Gesamte Strecke: 89,0 km
Schleusen: 4
Schleusen gesamt: 21
Mittwoch, 05.07.2017 (Cercy-la-Tour ➔ Panneçot)
Wir wachten nach gut geschlafener Nacht gegen 7.30 Uhr auf und Thomas fuhr mit dem Rad zur „Notre Dame du Nivernais“ hinauf, um Baguette zu holen. Meine Aufgabe bestand in der Zeit darin, Wasser zu kochen und meine Haare zu stylen. Der Gaskocher stand zur Sicherheit auf dem Steg, denn wir hatten heute ein Luxusproblem: es war schon um 8 Uhr total heiß, so dass wir uns tatsächlich „beschatten“ mußten. Ich begann, meine Haare zu stylen und wartete, dass das Wasser kochte. Doch irgendwie funktionierte das nicht, und dann war auch noch die Gasflasche leer. Ich wechselte diese, doch dann bekam ich den Kocher nicht mehr an. Bei dem Versuch, dem Kocher eine Flamme zu entlocken, lief mir schon der Schweiß von der Stirn ins Gesicht. Als Thomas wiederkam, hatten wir noch kein heißes Wasser, und ich war auch noch nicht fertig gestylt. Als wir dann unseren Frühstückstisch gedeckt hatten, war das Wasser endlich heiß. Wir frühstückten und beschlossen, nach dem Spülen doch noch ein weiteres Baguette zu holen, da wir im nächsten Hafen keine Einkaufsmöglichkeit haben würden. Auf dem Weg zur Boulangerie hielten wir an der Post, und ich kaufte Briefmarken. Vor der Post ketteten wir die Räder an das Geländer und liefen den steilen Weg zu Fuß weiter. Wir kauften das Brot und stiegen weiter zur Statue „Notre Dame du Nivernais“ hinauf, um die Aussicht zu genießen.
Dann kehrten wir zum Boot zurück, packten unsere Badesachen und fuhren nochmals zum Schwimmbad. Das Schwimmen in dem total menschenleeren Becken tat echt gut, und wir lernten noch einen Einheimischen kennen, der sehr gut Deutsch sprach und uns erzählte, dass er an einer Städtepartnerschaft mit Vallendar am Rhein in der Nähe von Koblenz, die jetzt ihr 40 jähriges Bestehen gefeiert habe, teilnehme. Nach dem Schwimmen cremten wir uns gut ein, ließen uns trocknen und kehrten zum Boot zurück, packten unsere Sachen zusammen und legten um 13.25 Uhr ab.
Wir absolvierten die 5 Schleusen heute ohne Probleme, alle Schleuser waren sehr nett, und an der letzten Schleuse, wo der Schleuser in dem Schleuserhäuschen auch wohnte, kauften wir zwei Eis. Insgesamt war auf dem Kanal wenig los, uns begegnete nur ein Boot, was sehr angenehm war. Um 16.25 Uhr erreichten wir Panneçot. Hier lagen nur zwei Boote, und wir machten fest. Als erstes gingen wir ins nebenan liegende Restaurant und tranken Panaché. Dann holten wir unsere Luftliegen hervor und relaxten im Schatten, was bei der leichten Brise echt gut tat. Eigentlich wollte ich heute joggen gehen, doch dafür war es einfach zu heiß. So blieben wir noch etwas im Schatten liegen und genossen die Ruhe. Dann machten wir die weitere Planung für die nächsten Tage und ermittelten die Kilometer und die Anzahl der Schleusen, damit wir ungefähr wussten, wieviel Zeit wir für den jeweiligen Tag einplanen müssen. Am Samstag würden wir dann die Etappe mit den 16 Schleusen auf 3,2 km haben, und ich hoffte, dass es dann nicht so warm sein würde, aber der Wetterbericht sah für diesen Tag etwas anderes vor: es sollte noch heißer werden, als an den Tagen davor ☹. Nun ja, wir müssen es so nehmen, wie es kommt. Wir wollten dann an diesem Tag zeitig aufbrechen, um alle Schleusen zügig zu bewältigen.Wir hatten beabsichtigt, am Picknicktisch vis à vis zu grillen und zu essen, doch plötzlich lag dort ein anderes Tischtuch auf dem Tisch, nach dem Motto: dies ist unser Tisch. So ein Mist, auf unserem Boot war es noch viel zu heiß zum Essen und Sitzen. Thomas sah sich um, ob es noch einen anderen Picknicktisch gab und wurde fündig.
Er war zwar etwas weiter weg, lag aber auch im Schatten. Zwischenzeitlich kam eine junge Dame vorbei und kassierte 8 € für das Liegen im Hafen, Wasser und Strom sowie Duschen inklusive. Das war u. E. gerechtfertigt. Thomas begann zu grillen, es gab den restlichen Kartoffelauflauf mit jeweils 3 baconumwickelten kleinen Ziegenkäsen und Baguette.
Nach dem Spülen gingen wir duschen und legten uns anschließend noch ein Weilchen auf unsere Luftliegen, bis es uns mit dem Getier um uns herum zuviel wurde. Dann begaben wir uns ins Boot, riegelten uns hermetisch gegen unerwünschte Tiere ab und tranken noch etwas, bevor wir uns hinlegten. Allerdings entstand dann noch ein reger, witziger Whats-App-Wechsel mit Gitta, Jürgen und Nina, der mich so dermaßen zum Lachen brachte, dass ich nur noch Tränen in den Augen hatte, so dass es bereits kurz vor Mitternacht war, bevor wir endlich schlafen konnten. Thomas hatte in unserer Dachluke einen neuen Ventilator installiert, der ganz gut für etwas kühlere Luft sorgte, den wir aber vor dem Schlafen ausstellten.
Gefahrene Strecke: 14,5 km
Gesamte Strecke: 103,5 km
Schleusen: 5
Schleusen gesamt: 26
Donnerstag, 06.07.2017 (Panneçot ➔ Châtillon-en-Bazois)
Gegen 5.20 Uhr stand Thomas auf und ging zur Toilette. Ich schloss mich ihm an und konnte anschließend nicht mehr einschlafen. Um 7.30 Uhr standen wir auf und gingen uns waschen. Während ich im Sanitärbereich noch meine Haare stylte, blockierte Thomas schon den Picknicktisch in der Nähe unseres Bootes und bereitete das Frühstück vor. Wir hatten mit Bedacht schon für heute das Baguette mitgebracht, das jetzt aufgebacken werden musste. Dann frühstückten wir im Schatten, spülten und bereiteten die Abfahrt vor.
Nachdem wir uns nach dem Ablegen um 10.20 Uhr zuerst nicht sicher waren, in welche Richtung wir mussten, fanden wir aber dann doch den richtigen Weg und waren 20 Minuten später in der ersten Schleuse, die Schleuse der Mme Vermenot, deren Schleusenhäuschen mit seinem drum herum noch genauso schön aussah, wie vor 5 Jahren. Beim Einfahren in die Schleuse waren 5 oder 6 größere Entenküken mit in die Schleuse geschwommen, während die Mutter noch draußen war. Mme Vermenot machte mich darauf aufmerksam, so dass ich zur vorderen Schleuse lief und kräftig in die Hände klatschte. Da „liefen“ die Jungen panikartig übers Wasser zur Mutter vor der Schleuse zurück, und wir konnten die Schleuse in Gang setzen. Die Schleuserin erzählte, dass sie dies bereits seit 43 Jahren mache. Das ist ja schon eine sehr lange Zeit!Das Wetter war heute so, wie es gestern aufgehört hatte: voller Sonnenschein und sehr warm. Wir absolvierten bis zur Mittagspause drei Schleusen, wobei die letzteren von jungen Frauen/Mädchen bedient wurden, die sehr nett waren. Wir bemühten uns, im Schatten zu fahren, was aber nahezu unmöglich war, da die Sonne sehr hoch stand und die Bäume nicht groß genug waren, um Schatten auf den Kanal zu werfen. Aber da, wo es möglich war, ohne über den Treidelpfad zu fahren, fuhren wir durch den Schatten, was dann immer sehr angenehm war. Die Mittagspause verbrachten wir kurz vor der nächsten Schleuse im Schatten. Als es weiterging hatten wir an der Schleuse einen jungen Mann, der sehr gut Deutsch sprach. Er berichtete, in Deutschland 6 Monate studiert und dann noch ein Jahr als Deutschlehrer gearbeitet zu haben. Er erzählte, dass er hier nur im Juli arbeiten würde, und es der beste Ferienjob überhaupt sei, zudem würde er gut bezahlt (für 17 Tage 1200 € steuerfrei ). Auch die folgenden Schleuser des heutigen Tages waren sehr nett.Um 15.40 Uhr erreichten wir Châtillon-en-Bazois. Der Hafen war sehr leer, und wir legten zunächst neben der Slipanlage an, um uns beim Canalous-Vermieter anzumelden und seine Toilette zu benutzen. Wir bezahlten 10 € für Liegen im Hafen, Strom und Wasser (2012 bezahlten wir 11 €). Dann verlegten wir das Boot ans Ufer, trafen alle nötigen Vorbereitungen (Strom anschließen, Fender zwischen Boot und Ufer) und beschatteten uns, so gut es ging.
Dann vertilgten wir den Erdbeer- Rhabarber-Kuchen, den Thomas morgens vom Bäcker mitgebracht hatte und legten uns anschließend auf unseren Bootskissen unter Bäumen in den Schatten, da es im Boot einfach zu heiß war. Wir überlegten, was wir in den nächsten Tagen essen wollten und erstellten danach unsere Einkaufsliste, füllten den Inhalt des Benzinkanisters in den Bootskanister um und fuhren mit den Rädern in den Ort, um einzukaufen und Benzin zu holen. Beim Tanken ließ Thomas den Kanister auf dem Gepäckträger stehen, so sah es aus, als ober er das Fahrrad betanken würde. Auf dem Hinweg hatten wir den Weg hinter dem Hafen hoch über die Nationalstraße genommen, was sehr beschwerlich war, aber durch einen schönen Ausblick belohnt wurde. Zurück wählten wir den Treidelpfad am Kanal entlang. Nachdem alle Sachen auf dem Boot verstaut waren, tranken wir erst einmal etwas Kaltes, bevor wir uns an die Abendessensvorbereitungen machten. Es sollte die restlichen Käsewürstchen mit frischem Salat geben. Mittlerweile lag unser Boot nicht mehr in der Sonne, was uns sehr entgegenkam. Der Hafen hatte sich in der Zwischenzeit auch gut mit Mietbooten gefüllt, so dass alle Plätze – bis auf einer – belegt waren. Nach dem Essen und Spülen überlegten wir gemeinsam, welche Fotos wir für unsere Postkarte auswählen sollten. Währenddessen sprach uns ein Holländer an und fragte, wie lang unser Boot sei. Er habe auch mal so ein Ähnliches gehabt, das sei 5,25 m lang gewesen. Er entfernte sich dann aber wieder. Als wir die Karte im Laptop fertig hatten, installierte Thomas in einer einzigartigen Konstruktionsweise unsere Solardusche unter einem Baum, unter dem ein Auto stand, dessen Anhängerkupplung er als Befestigung der hochgezogenen Dusche nutzte. Das Duschen war heute wirklich kein Luxus, es musste sein, da es so heiß gewesen war und wir so geschwitzt hatten. Das Wasser war sogar ohne Zugießen heißen Wassers passend temperiert, und der Inhalt reichte für uns beide locker aus. Es war zwar schon recht dunkel, aber wir schützten uns durch unseren Sonnenschirm gegen etwaige Blicke anderer Bootsfahrer. Später druckte Thomas dann die Postkarten aus, und ich schrieb sie, dies dauerte bis weit nach Mitternacht, immerhin waren es 12 Karten. Aber wir wollten sie morgen hier vom Ort abschicken, da wir hier auch wussten, wo sich die Post befand. Nachdem wir noch auf Fliegenjagd gegangen waren, legten wir uns schlafen und ließen den Ventilator die ganze Nacht laufen.
Gefahrene Strecke: 22 km
Gesamte Strecke: 125,5 km
Schleusen: 9
Schleusen gesamt: 35
Freitag, 07.07.2017 (Châtillon-en-Bazois ➔ Baye)
Wir schliefen relativ gut und standen gegen 8 Uhr auf. Wir wollten ja zügig los, damit ich in Baye noch Wäsche waschen konnte. Die heutige Etappe war zwar nicht lang, aber hatte 13 Schleusen. Thomas fuhr los, um 4 Baguettes zu kaufen und die Karten in den Postkasten zu werfen, während ich meine Haare machte und das Wasser zum Kochen brachte. Alles klappte heute hervorragend und ohne Probleme. Als Thomas zurückkam, war die erste Portion heißes Wasser bereits in der Thermosflasche. Ich hatte schon alles aus der Kühlbox geholt, was wir fürs Frühstück brauchten, da fragte Thomas, wo denn das Tischbein sei. Wir schauten überall nach: neben dem Lenkrad, wo es gewöhnlich steht, auf den Sitzbänken, in der Kajüte unter der Decke, wo wir es auch oft befestigen, auf dem Vordeck, draußen im Gras. Das Tischbein war nicht da, selbst nicht in der Staukiste unter dem Bett war es nicht, aber dort gehörte es auch nicht hin. Thomas meinte, dann sei es vielleicht gestern Abend hinten neben dem Motor vom Boot ins Wasser gerutscht. Daraufhin holten wir eine Slipstange und tasteten im Wasser am Boden herum, aber ohne Erfolg. Ich schlug vor, mich auszuziehen und ins Wasser zu steigen, um mit dem Füßen den Boden abzutasten. Dies wollte Thomas nicht, aber ich machte es trotzdem. Ich zog meinen Bikini an, und dann ging es ins Wasser, welches angenehm kühl war. Etwa eine halbe Stunde lang tastete ich mit den Füßen auf dem Grund herum, dabei bewegten wir das Boot vor und zurück, und ich lief hinter dem Boot hin und her, mich daran festhaltend. An der vom Ufer abgewandten Seite ging mir das Wasser bis über die Brust, doch was ich auch machte, ich konnte das Tischbein nicht ertasten. Schließlich gab ich es auf, duschte mich ab und zog mich wieder an. Wir guckten nochmals auf dem Boot herum und suchten an den unmöglichsten Stellen, das Tischbein war nicht mehr da. Wir überlegten, wie wir jetzt am Tisch essen sollten und kamen auf die Idee, zwei Staukisten übereinander zu stellen und darauf die Tischplatte zu legen. Doch jetzt störte die Halterung unter dem Tisch, in die das Tischbein geschoben wird. Also schraubte Thomas dieses Teil ab. In dem Moment als es ab war, sagte Thomas: „ Sag mal, steht da am Lenkrad unser Tischbein, oder haben wir jetzt zwei Thermosflaschen?“ Ich guckte an der Stelle nach, und tatsächlich: dort stand das Tischbein hinter der Thermosflasche, die wiederum auf einem Hammer stand und sagte nichts. Aber ich hatte auch vom Wasser aus immer wieder in die Richtung geschaut und nichts gesehen. Doch die Hauptsache war: das Tischbein war da. Jetzt musst die Halterung wieder an die Tischplatte geschraubt werden, das Wasser, das noch draußen nicht gekocht hatte, weil die Gaskartusche leer war, wieder angestellt und alles auf dem Tisch platziert werden, und wir konnten endlich frühstücken. Was waren wir froh, dass das Tischbein doch nicht verschwunden war, wie hätten wir den restlichen Urlaub denn essen sollen? Ein Hoch auf das Tischbein! Wir schenkten uns das Spülen, denn wir wollten ja eigentlich früh los, das hatte ja jetzt nicht geklappt. Thomas hatte den Mitarbeiter von Canalous noch einmal gefragt, ob wir seine Toilette nochmals benutzen dürften, was dieser abgelehnt hatte. Es musste noch schnell Wasser getankt und alle Sachen zusammengepackt und das Rad aufs Boot gepackt werden, dann konnten wir endlich ablegen. Mittlerweile war es schon 10.45 Uhr.
Als wir zur ersten Schleuse kamen, war dort niemand, und ein anderer Mann erklärte uns, dass der Schleuser an der anderen Schleuse sei. Die Schleuse stand auch nicht passend, so lief ich zur anderen Schleuse zurück, um den Schleuser zu fragen, ob ich schon einmal die Tore zukurbeln dürfe, denn der Schleuser, der eine Schleuserin war, war dort gerade mit einem Boot beschäftigt. Aber die Schleuserin untersagte es mir, so lief ich unverrichteter Dinge wieder zurück. Als sie schließlich kam, fragte sie, ob wir es eilig hätten, denn es würde in ca. 20 Minuten von oben ein Boot kommen, dann brauche sie für uns die Schleuse nicht einmal leer- und wieder volllaufen lassen. Doch das war mir entschieden zu lange, schließlich hatten wir jetzt schon 20 Minuten vor der Schleuse gewartet, und dann würden wir vor der Mittagspause fast gar nichts mehr schaffen. Also schleuste sie uns. Als wir die Schleuse gerade verlassen hatten und 200 m gefahren waren, erschien das andere Boot. Wir beeilten uns, die nächste Schleuse noch vor der Mittagspause zu erreichen, was wir auch schafften, sogar noch die dritte Schleuse, da diese nur gut 600 m hinter der zweiten lag und der Schleuser hier beide Schleusen bediente. Zum Dank spendierten wir ihm ein kühles Panaché aus unserem Kühlschrank, worüber er sehr erfreut war, er trank es sofort und war total begeistert. Dass es bei ihm nicht zischte, war auch alles. ☺ Während der Pause spülten wir und riefen Dennis an. Dann fuhren wir passend zu 13 Uhr zur nächsten Schleuse. Nach der Mittagspause ging es dann schleusenmäßig gut zur Sache: wir hatten heute drei 2er und eine 3er Schleuse. In letzterer waren wir mit einem anderen Boot. Die drei (!) jungen Schleuser waren alle sehr motiviert und nett, aber hatten vermutlich irgendetwas falsch gemacht, denn wir mussten in der mittleren der drei Schleusen lange ausharren, sie ließen immer wieder Wasser aus dieser Schleuse in die Schleuse davor. Ich denke, die Schleusung in diesen drei Schleusen dauerte bestimmt 40 Minuten. Nachdem wir die Schleuse verlassen hatten, tuckerte das Boot vor uns ziemlich träge vor uns her, und 500 m vor der nächsten Schleuse legte es an, und die Männer forderten uns auf, weiterzufahren, was wir gerne machten. Wir fuhren in die Schleuse, aber ich konnte keinen Schleuser entdecken und dachte, dass dieser vermutlich an der nächsten Schleuse wäre, die nur ca. 300 m weiter lag. Doch auf einmal sah ich die Schleuserin, die offensichtlich irgendwo im Schatten gesessen hatte. Sie hielt nach dem anderen Boot Ausschau, das jetzt tatsächlich noch angetuckert kam. Also zogen wir Sammy Jo weiter nach vorne und nahmen einen der vorderen Tampen zum zusätzlichen Festhalten dazu. Als das Boot in der Schleuse eintraf, war einer der Männer sogar ausgestiegen und lief um die Schleuse herum, um die Tampen seines Kollegen in Empfang zu nehmen. Dabei stellte er sich ziemlich dämlich an. Der im Boot gebliebene Mann lief nach hinten, um den hinteren Tampen an Land zu werfen, dabei fuhr sein Boot immer weiter vorwärts, und ich – die auf dem Weg zum Kurbeln des hinteren Tores war – hörte nur jemanden brüllen, und das war Thomas. Das Boot hatte unseres bereits gerammt und drückte es herunter. Aber der auf dem Boot befindliche Mann fand das gar nicht dramatisch und streichelte mitleidig unser Verdeck nach dem Motto: ist doch alles gut. Thomas fand das gar nicht witzig und war stinkesauer, und seine Flüche möchte ich hier gar nicht wiedergeben. Als wir hochgeschleust waren half ich mit, das Tor zu öffnen und begab mich zu Fuß zur nächsten Schleuse, während das andere Boot in der Schleuse blieb. Auch die Schleuserin kam nicht, was mir schon komisch vorkam. Wir zogen in der Schleuse wieder sehr weit nach vorne und warteten auf die anderen, die aber nicht kamen. Dann kam die Schleuserin und erklärte, die anderen hätten eine Motorpanne, und sie schleuste uns alleine, was uns nur recht war.
Auch die letzte Schleuse – 1 km vor unserem Ziel – absolvierten wir ohne Probleme. Das Wetter: war heute zuerst sonnig, später leicht bis mittel bewölkt und total schwül und heiß. Als wir in Baye ankamen, war die Bewölkung schon wieder sehr aufgelockert, und im Laufe des späten Nachmittags bis frühen Abends waren alle Wolken verschwunden. Auf dem Kanal suchten wir heute vergeblich nach Schatten, waren allerdings froh, wenn die Sonne mal eine Weile hinter den Wolken verschwunden war. Wir waren durchgeölt bis auf die Knochen. Im Hafenbüro bezahlten wir für das Liegen, für Strom und Wasser 10 € und pro Dusche 3 €/Person (das fanden wir schon recht teuer). Ich fragte sofort nach der Waschmaschine, die war aber defekt und würde erst am nächsten Mittwoch repariert werden. Also gingen wir zuerst einmal zur Toilette und dann duschen, was eine große Wohltat war. Anschließend fand Thomas endlich Zeit, unsere mitgebrachte Strandmuschel auf dem Boot zu installieren, was nicht schlecht war, aber den Zugang zum Boot erschwerte. Ich war zu nichts mehr fähig, und Thomas schlug vor, unsere Luftliegen zu holen und uns in den Schatten zu legen, was wir dann auch machten. Hier – unter einem Baum – ließ es sich gut aushalten, vor allem, wenn man sich nicht bewegte. Ich hatte ein halbes Baguette mitgebracht und Thomas eine Flasche Wasser. Dann spielten wir Baguette-Ping-Pong: wir warfen es uns immer gegenseitig zu, um etwas davon zu essen. Wir beschlossen, heute kein Abendessen mehr zuzubereiten, sondern einfach nur noch den Abend in Ruhe ausklingen zu lassen. Wie es schien, waren wir hier – nachdem die Angestellten des Vermieters Feierabend gemacht hatten – ganz alleine auf dem großen Gelände, aber das war uns nur Recht. Später kam noch ein Privatboot, das aber irgendwo auf dem Terrain verschwand, wir kümmerten uns nicht darum. Dass wir hier nicht waschen konnten, war schon blöd, da ich mich doch darauf eingestellt hatte. Meine Befragung der „Karten“-App ergab, dass es wohl in Clamecy einen Waschsalon gab, so dass wir jetzt hofften, da noch einmal waschen zu können. Als sich die Sonne anschickte unterzugehen, lief ich noch ein paar hundert Meter, um den Sonnenuntergang zu fotografieren, was sich wirklich lohnte. Thomas hatte mittlerweile alle unsere Sachen zusammengepackt, und wir flüchteten ins Boot, bevor uns die „wilden“ Tiere auffraßen.
Gefahrene Strecke: 16,5 km
Gesamte Strecke: 142,0 km
Schleusen: 14
Schleusen gesamt: 49
Samstag, 08.07.2017 (Baye ➔ Chitry-les-Mines)
Unser Wecker klingelte um 7 Uhr, und wir standen auch kurz danach auf, wuschen uns am Boot, buken unser Baguettes auf und frühstückten. Ich suchte vergeblich nach einem Müllcontainer, aber überall hingen Schilder, dass es hier keine Mülltonne gebe und dass man seinen Müll an der nächsten Schleuse entsorgen solle. Das fanden wir schon recht unverschämt, denn wenn man schon so viel Geld verlangte, konnte man schon dafür sorgen, dass man seinen Müll ordnungsgemäß entsorgen konnte, außerdem war das in unserer Karte mittels Piktogramm eingetragen. Gegen 8.20 Uhr erschienen die Mitarbeiter des Hafens, was eigentlich um 8 Uhr der Fall gewesen sein sollte. Wir gingen dann dort noch zur Toilette und legten passend um 8.50 Uhr ab und blieben vor der Ampel zum Tunnel liegen.
Wir hatten ja dem Schleuser gestern Nachmittag erklärt, dass wir um 9 Uhr durch die Tunnel fahren wollten. Aber zunächst tat sich erst mal nichts, um 9.14 Uhr sprang dann die Ampel von rot auf grün, und wir fuhren los. In den Tunneln war es stockdunkel, zumindest im ersten, der 758 m lang war. Wir benötigten zusätzlich eine helle Lampe, um zu sehen, wo die Tunnelwände waren. In den beiden anderen Tunnel (268 und 212 m war es nicht so dunkel, aber trotzdem leuchtete ich zusätzlich mit einer starken Lampe. Nach gut 20 Minuten hatten wir die drei Tunnel hinter uns gebracht. Die Strecke vor und hinter den Tunneln erschien uns wie ein Urwald, es war verwildert und sah unberührt aus, echt schön.
Als wir die erste Schleuse erreichten, standen dort zwei Schleuser, und wir konnten in die Schleuse einfahren. Sie fragten uns, ob noch ein weiteres Boot käme, doch wir erklärten, dass wir in den Tunneln alleine gewesen seien. Einer der Schleuser fuhr dann mit seinem Moped Richtung der Tunnel los, um nachzusehen, ob noch ein Boot kommt. Als er wiederkam sagte er, dass noch ein Boot komme. Jetzt fehlte es uns nur noch, dass es sich dabei um das Boot der beiden komischen Männer vom gestrigen Tag handelte. Als das Boot dann endlich kam und ich dessenTampen um die Poller legen wollte, stellte ich fest, dass es sich um das Boot des Holländers handelte, der in Châtillon gefragt hatte, wie lang unser Boot sei, er habe auch eine lange Zeit so ein kleines Boot gefahren. Wir freuten uns, dass uns die beiden heute begleiten würden, und das sagten wir ihnen auch. Zunächst begleiteten uns die beiden Schleuser die ersten 6 Schleusen bergab. Dann mussten wir lange warten, weil eine Pinchette von unten heraufkäme. Wir legten am Ufer an, und Rob und Trudy luden uns auf einen Kaffee auf ihr Boot ein. So verbrachten wir eine nette halbe Stunde, bis die Pinchette endlich oben war. Dann schafften wir noch zwei Schleusen, das heißt, in der Schleuse Nr. 8 blieben wir dann über Mittag liegen. Wir holten uns Sitzgelegenheiten und setzten uns in den Schatte. Rob und Trudy hatten eine Katze – Lady Gaga – die auch mit an Land durfte. Auf einmal sagte Thomas etwas von Booten, dabei schauten wir zur Schleuse und stellten fest, dass – obwohl die Schleusentore und Schotts auf beiden Seiten geschlossen waren – trotzdem Wasser aus der Schleuse gelaufen war und unsere Boote schon etwas tiefer lagen. Da diese aber richtig befestigt waren, liefen Thomas und Rob schnell hin, um die Tampen zu lösen. Dann ließen wir durch die hinteren Schotts Wasser in die Schleuse laufen, damit die Boote oben blieben, denn sonst wären wir hinterher dort nicht mehr drauf gekommen. Als die Schleuserin wiederkam, ging es dann weiter, doch wir mussten ein paar Mal warten, wenn ein Boot hochgeschleust kam. Da wir immer als erstes in die Schleusen fuhren, legte ich bei uns den Tampen um den Poller, dann lief ich zum Boot der anderen und legte auch deren Tampen um die Poller. Dabei kurbelte einer von ihnen das hintere Tor mit zu, während ich dann das vordere Tor mit aufkurbelte, wenn kein zweiter Schleuser anwesend war. Die Schleuser hatten heute fast alle jeweils zwei Schleusen zu bedienen. Da aber wenig Verkehr war, halfen sie sich gegenseitig beim Schleusen aus, was wir sehr gut fanden. Einmal bat mich eine junge Schleuserin um Hilfe bei einem heraufschleusenden Boot, welches von Engländern gefahren wurde. Ich sollte übersetzen, dass sie zwei Schleusen bedienen müsse, und dass sie jetzt – wenn deren Boot die Schleuse verlassen hätte – erst unsere Boote runterschleusen würde und dann sie in der nächsten Schleuse hochschleusen würde. Als wir endlich die 16 Schleusen geschafft hatten, waren wir auch geschafft! Es war heute wieder sehr heiß, wenn auch zeitweise bewölkt und daher schwül. Aber die 3,2 km hatten es wirklich in sich. Aber mit Trudy und Rob hatten wir wirklich Glück, denn es war immer sehr lustig in den Schleusen. An der letzten Schleuse spendierten uns die beiden ein Eis, ebenso dem netten jungen Schleuser, der auch etwas Deutsch sprach. Diesem schenkten wir dann noch einen Käfer-Schlüsselanhänger. Nach diesen 16 Schleusen wurde es von daher etwas angenehmer, dass die weiteren Schleusen weiter auseinander lagen, aber bis zu unserem nächsten Zielhafen waren es nochmals 12 Schleusen. Diesen erreichten wir um 18 Uhr. Die anderen beiden wollten ebenfalls in diesem Hafen bleiben und dort Freunde treffen, die bereits gestern die Strecke gefahren waren. Ich hatte anhand meines Reiseberichtes von vor 5 Jahren gelesen, dass wir an Schleuse 32 (Gravier) damals einen leckeren „Salade de Chèvre chaud“ gegessen hatten. Da dieses Restaurant aber erst am morgigen Tag kommen würde, hatten wir beschlossen, mit den Rädern dorthin zu fahren, um möglichst wieder einen solchen Salat zu essen. Sobald wir die Formalitäten im Hafen erledigt hatten, die Baguettes für morgen bestellt und bezahlt waren und der Strom angeschlossen war, holten wir die Räder vom Boot und fuhren die ca. 2,5 km am Kanal entlang zum Restaurant. Auf der Karte stand leider kein Salade de Chèvre chaud, aber wir fragten bei der netten Kellnerin nach und erklärten, dass wir vor 5 Jahren diesen leckeren Salat hier an der Schleuse gegessen hätten, und dazu präsentierte ich ihr das Foto aus dem Reisebericht. Sie fragte daraufhin in der Küche den Chef, der sich dann bereiterklärte, diesen Salat für uns zu machen.
Leider war er nicht ganz so lecker, wie damals, aber er war auch nicht schlecht (dafür um so teurer, was wir erst hinterher erfuhren). Zum Dessert bestellte Thomas dann noch einen Käseteller, auf dem drei Stücke Käse lagen, und ich wählte eine „Mousse au choco et coco“, die köstlich war.
Dann radelten wir wieder zurück und holten unsere Duschsachen vom Boot, um uns noch den Schweiß und die Sonnencreme vom Körper zu waschen. Im Restaurant im Hafen saßen Trudy und Rob und hatten gerade ihr Abendessen verspeist. Wir verabredeten uns, noch etwas zu trinken, sobald wir fertig waren. Nach dem Duschen gingen wir dann zum Restaurant und bestellten noch je ein Panaché. Dann stellte ich fest, dass es von einer Seite ganz schwarz auf uns zukam, und es dauerte auch keine halbe Stunde mehr, da bahnte sich ein Gewitter an. Zunächst blitzte und donnerte es lange, bevor der ersten Regen kam. Fast alle Tische im Restaurant waren dann ganz schnell leer, und auch wir gingen zum Boot zurück, um alles regenfest zu machen. Selbst unser Panaché konnten wir nicht bezahlen, da wir das Geld nicht passend hatten und der Wirt bei dem aufkommenden Durcheinander keine Zeit dafür hatte. Wir sollten es halt am nächsten Tag bezahlen. Jetzt war die Luft sehr angenehm, aber wir konnten aufgrund der umherfliegenden Tiere nichts offen lassen, so dass wir – nachdem ich geschrieben hatte – uns in unser Bett begaben.
Gefahrene Strecke: 18,1 km
Gesamte Strecke: 160,1 km
Schleusen: 28
Schleusen gesamt: 77
Sonntag, 09.07.2017 (Chitry-les-Mines ➔ Clamecy)
Ich schlief einigermaßen gut, ob noch weitere Gewitter in der Nacht waren, oder nicht, bekam ich nicht mit. Wir wachten fast gleichzeitig gegen 7.30 Uhr auf und standen auf. Draußen war es grau in grau, regnete aber gerade nicht. Um kurz vor 9 Uhr wurden uns die beiden Baguettes direkt zum Boot gebracht – das nennt man Service. Der Wirt vom Restaurant war noch nicht da, so dass wir zunächst nicht auf die Toilette konnten. Wir wuschen uns im Boot, dann frühstückten wir, dabei fielen auch einige Tropfen. Thomas brachte unseren Müll weg, dabei sprach er mit Trudy und Rob, die sich entschlossen hatten, heute weiterzufahren, zumal sie hier auch ihre Freunde getroffen hatten, die ebenfalls weiter wollten. Wir spülten noch, gingen noch auf die Toilette, und ich wollte dem Wirt noch die zwei Panaché vom gestrigen Abend bezahlen – gestern Abend konnte (oder wollte) er unseren 50 €-Schein nicht wechseln und hatte gesagt, dass wir das heute bezahlen könnten. Aber wir hatten heute auch nur den 50 €-Schein und noch etwas Kleingeld. Der Wirt wollte (oder konnte) den Schein heute nicht wechseln, und sagte, dass ich ihm mein Kleingeld aus dem Portemonnaie geben sollte. Das waren so ca. knapp 3 €, was für mich ok war und für ihn anscheinend auch. Dann legten wir um 10.40 Uhr ab.
Als erstes hatten wir dann eine Hebebrücke zu bedienen, danach kam die erste Schleuse, die natürlich für uns nicht passend stand, und das, obwohl wir gestern der letzten Schleuserin mitgeteilt hatten, wann wir ca. fahren wollten. Und als wir am Frühstücken waren, kam auch noch ein VNF-Auto bei uns vorbei und fragte uns ebenfalls, wann wir fahren wollten. Nachdem wir die ersten drei Schleusen gemeistert hatten, fing es an zu regnen. Der letzte Schleuser hatte gesagt, dass wir die nächste Schleuse mit einem anderen Boot zusammen schleusen müssten, aber das würde auch noch vor der Mittagspause klappen. Als wir jedoch an der nächsten Schleuse ankamen hatte man das andere Boot bereits geschleust, und es bewegte sich auf die nächste Hebebrücke zu. Als wir geschleust hatten, war das andere Boot noch dabei, die Brücke zu passieren. Die Schleuserin erklärte uns, dass es an der nächsten Schleuse erst um 13.30 Uhr weitergehe, da zuerst ein anderes Boot von unten hochgeschleust käme. Wir waren vielleicht noch 500 m entfernt und gut zu sehen, doch die Fahrer des anderen Bootes senkten die Brücke wieder, so dass wir sie erneut heben mussten. Das andere Boot hatte am Steg direkt hinter der Brücke angelegt, und wir fuhren daran vorbei zur nächsten Schleuse, um dort zu warten. Mittlerweile war es gut am Regnen. Als um ca. 13.20 Uhr das angekündigte Boot heraufgeschleust und an uns vorbeigefahren war, fuhren wir in die Schleuse. Die Schleuserin fragte nach dem anderen Boot, und ich erklärte, dass dieses an der Brücke angelegt hätte. Sie rief daraufhin an der vorherigen Schleuse an und erkundigte sich nach dem Boot. Dabei wurde ihr gesagt, dass das Boot dort nicht mehr liege. Also warteten wir. Aber das Boot kam und kam nicht. Ich fragte dann die Schleuserin, wie lange wir denn noch warten würden, und sie antwortete, dass sie uns in 5 Minuten schleusen würde. Dann kam ein Mitarbeiter von „Locaboat“ und meinte, dass das andere Boot unterwegs sei. Doch wir warteten und warteten, aber es war kein Boot in Sicht. Langsam wurden wir ungeduldig, und ich erklärte der Schleuserin, dass wir heute noch bis Clamecy wollten. Sie sagte, dass sie uns nicht schleusen dürfe, solange das andere Boot nicht da sei. Außerdem seien von unten her wenige Boote unterwegs, so dass wir das schaffen würden. Aber dieses Boot kam immer noch nicht. Thomas wurde dann in Englisch auch noch etwas energischer, was aber auch nichts half. Letztendlich erklärte ich dann der Schleuserin, dass die anderen Bootsfahrer schließlich auch genau gewusst hätten, wann es an dieser Schleuse weiterginge, und vielleicht hätten sie nochmals angelegt, denn mittlerweile warteten wir schon 25 Minuten auf das andere Boot. Dann willigte sie – zwar ungerne – ein, uns zu schleusen. Gerade, als der Schleusenvorgang begonnen hatte, war in ca. 1 km Entfernung das andere Boot zu sehen. Wir schleusten herunter, und ich sagte zu Thomas, dass wir nun nichts gewonnen hätten, da die Schleuserin jetzt erst das andere Boot schleusen würde, bevor sie uns in der nächsten Schleuse schleuste. Thomas wollte in diesem Fall dann den Namen der Dame und die Telefonnummer der VNF-Geschäftsstelle, um sich über sie zu beschweren. Dies muss die junge Frau geahnt haben, denn sie kam an, kurz nachdem wir in der Schleuse waren und schleuste uns, war dabei aber sehr unfreundlich. Nichtsdestotrotz half ich ihr beim Kurbeln. Unsere Befürchtung war, dass wir durch dieses Boot für den Rest des Tages ausgebremst worden wären, hätten wir jede Schleuse mit ihm zusammen schleusen müssen. Dann hätten wir keine Chance gehabt, Clamecy zu erreichen.
Die weiteren Schleuser/innen waren nett, und der Rest der Strecke verlief unkompliziert. Zwischendurch war es dann so heiß, dass ich mich umziehen und eincremen musste. Doch die letzten 1 ½ Stunden vor Clamecy wurde es immer dunkler, es grummelte, und wir befürchteten, dass uns das Gewitter einholen würde, bevor wir im Hafen wären. Doch es fielen lediglich einige Tropfen, und wir erreichten um 18.52 Uhr den Hafen von Clamecy. Ca. 300 m vor unserem definitiven Liegeplatz, war unser Benzin zu Ende. Ein paarmal vorher hatte Thomas schon den Tank im Boot etwas angehoben, damit das restliche Benzin aus dem „Sumpf“ nach vorne kam, was auch jedes Mal funktioniert hatte, doch diesmal war Ende im Gelände, und wir mussten erst tanken, bevor wir in den Hafen fahren konnten. Der Hafen war gut belegt, vor allem von großen Booten, doch wir fanden noch einen Liegeplatz zwischen zwei größeren Booten, fast an derselben Stelle, wie vor 5 Jahren. Am Stromverteiler war noch eine Steckdose frei, die jedoch nicht funktionierte. Weitere Steckdosen gab es in der erreichbaren Nähe nicht, so blieben wir eine Nacht ohne Strom. Ich war irgendwie frustriert, kaputt, müde, und mein rechtes Knie tat weh. Ich hatte eigentlich keine Lust mehr, Essen zu machen, doch Thomas wollte es dann alleine machen, aber das wollte ich dann nicht. So bereiteten wir einen Salat und die baconumwickelten Ziegenkäse zu, dazu gab es das restliche halbe Baguette vom Morgen. Nach dem Spülen schrieb ich dann die Tagesereignisse, während Thomas sich umsah, ob es hier irgendwo eine Toilette gab, denn das Toiletten- und Duschhaus war seit 18.30 Uhr geschlossen. Zum Glück hatte sich heute die Wettervoraussage nicht erfüllt, so hofften wir, dass es für morgen auch so wäre, damit wir einigermaßen trocken weiterfahren könnten, denn die Voraussage für morgen war noch schlechter.
Gefahrene Strecke: 33,6 km
Gesamte Strecke: 193,7 km
Schleusen: 18
Schleusen gesamt: 95
Montag, 10.07.2017 (Clamecy ➔ Châtel-Censoir)
In der Nacht war es wider Erwarten recht warm, so dass wir noch unseren Ventilator installieren mussten. Ich erwachte gegen 7.30 Uhr und versuchte, mich heimlich aus dem Bett zu schleichen, ohne Thomas zu wecken, was aber nicht ganz klappte. Wir standen dann auch auf. Wir wuschen uns in dem veralteten und düsteren Sanitärgebäude, doch dort konnte ich meine Haare nicht stylen, da der Stecker nicht weit genug in die Steckdose ging. Zurück am Boot hatte bereits das Schiff vor uns (ein Hotelschiff) abgelegt, so dass ich unseren Stecker in die freigewordene Dose steckte, um meinen Lockenstab zu benutzen, doch funktionierte er nicht. Dann versuchte ich es mit der anderen Steckdose, doch dort passierte auch nichts. Wir nahmen das Ladegerät vom Laptop, doch das leuchtete, so dass ich befürchtete, dass mein Lockenstab kaputt sei, was eine mittlere Katastrophe darstellen würde. Doch dann stellte ich plötzlich fest, dass das Gerät ausgeschaltet war, was ich allerdings nie mache. Von daher gesehen, war das am gestrigen Abend auch wohl der Fall, und wir waren davon ausgegangen, dass auf der Steckdose kein Strom war. Kurz bevor wir das mit dem Strom probierten, kam der Mann vom der Stadt, um die Liegegebühren zu kassieren. Wir sollten 3 € bezahlen. Ich hatte aber immer noch meinen
50 €-Schein, und nichts mehr an Kleingeld. Den 50er wollte der Mann nicht haben, so dass wir schließlich gar nichts bezahlten ☺, auch gut. Thomas fuhr los, um Baguette zu kaufen. Das Wasser für den Kaffee hatte er bereits am gestrigen Abend in die Thermosflasche gefüllt, so dass wir heute kein Wasser kochen mussten. Nach dem Frühstück wollten wir etwas einkaufen, vor allem Getränke. In der Nähe war ein kleiner Carefour, und wir radelten dorthin und nahmen den Benzinkanister mit. Doch es stellte sich heraus, dass die Tankstelle weiter entfernt lag, so dass wir unsere Einkäufe erst zum Boot brachten und dann nochmals losfuhren. Die Tankstelle lag bei einem Leclerc. Hier kauften wir zunächst noch Cola, die Gaskartuschen, die wir benötigten, gab des dort auch nicht. Dann fuhren wir zum Tanken. Wir versuchten noch woanders Kartuschen zu kaufen, aber dort hatten sie auch keine. Der nächste Laden, der sie hätte haben können, lag aber über 3 km entfernt, dorthin wollten wir nicht mehr radeln, eine volle Kartusche in Reserve hatten wir ja noch. Wir packten alle Sachen aufs Boot und stellten dann mit Erschrecken fest, dass das Boot, vor dem wir gestern „geflüchtet“ waren, direkt vor uns lag. Da sie aber Strom angeschlossen hatten, gingen wir davon aus, dass sie noch länger bleiben würden. Wir machten uns startklar und legten uns um 12.35 Uhr schon einmal vor die Schleuse.
Dann bemerkten wir, dass das andere Boot sich anschickte, sich hinter uns zu legen. So ein Mist! Wenn wir dies im „Schlepptau“ hätten, würden wir heute nicht mehr weit kommen. Der Schleuser kam pünktlich, war aber sehr langsam und träge. Als wir dann die Schleuse gemeistert hatten, trafen wir außerhalb von Clamecy auf Rob, Trudy und ihre Bekannten, die dort festgemacht hatten. Wir fuhren weiter – in erlaubtem Tempo – doch das andere Boot blieb weit zurück. An der nächsten Schleuse mußten wir warten, weil dort drei Boote mit Jugendlichen waren, die auch in unsere Richtung fuhren und beim Verlassen der Schleuse sehr langsam waren. Mittlerweile hatte das andere Boot aufgeschlossen, und es kam noch ein Boot angetrödelt. Wir kamen mit den Leuten im Boot hinter uns ins Gespräch, es handelte sich um Tschechen, die aber eigentlich ganz nett waren. Wir baten sie, doch etwas schneller zu fahren, damit wir heute noch den anderen Hafen erreichen könnten, in dem es Strom gab, welches wir für Thomas’ C-PAP-Gerät bräuchten. In Englisch konnten wir uns gut miteinander verständigen und sie erklärten sich bereit, etwas zügiger zu fahren. Das klappte auch so einigermaßen, nur die drei Boote der Jugendlichen hielten uns permanent auf, da sie so rumtrödelten. Das 3. Boot in unserer Reihe wurde von einer Familie aus Wien gefahren, für die es auch die erste Bootsfahrt war, ebenso wie für die Tschechen. Obwohl Letztere relativ gut und sicher fuhren, sah das bei den Österreichern schon anders aus. Als wir vor einer Schleuse länger warten mussten, kam im Rahmen eines sich anbahnenden Gewitters ziemlich viel Wind auf, so dass die beiden großen Boote Probleme hatten, sich vor der Schleuse mitten im Kanal zu halten, denn anlegen konnten sie dort nicht. Als wir endlich einfahren konnten, nahm ich dann die Tampen der Tschechen an und ging dann zum Boot der Österreicher. Doch da dort niemand vorne war, der mir einen Tampen hätte geben können, klappte die Einfahrt in die Schleuse nicht, und das Boot lag auf einmal quer vor der Schleuseneinfahrt. Der Mann fuhr dann noch einmal weg, um zu drehen und einen erneuten Versuch zu starten, der dann auch klappte. Die Schleuserin war auch nicht gerade die Schnellste, und gerade, als wir aus der Schleuse ausfahren wollten, öffnete der Himmel die Pforten, und es begann mit einem Schlag zu gießen. Wir versuchten, so schnell wie möglich, alle Pforten bei uns dicht zu machen, und ich zog mir das Regencape über. Es regnete bis zur nächsten Schleuse kräftig weiter. Mit dem Friesennerz ging ich dann hinaus, und alle drei Boote schleusten im strömenden Regen.
Danach hörte es plötzlich wieder auf zu regnen, und die Sonne zeigte sich erneut, so dass es schlagartig wieder warm wurde. So absolvierten wir alle 9 Schleusen, doch in der letzten Schleuse sah der Himmel wieder bedrohlich schwarz aus, und es donnerte auch. Wir hofften, noch trockenen Fußes bis zum Zielhafen zu gelangen, was wir auch tatsächlich schafften, da sich die Wolken in eine andere Richtung bewegten. Doch gerade im Hafen, fing es wieder leicht an zu regnen. Ich wollte eigentlich nur noch duschen, doch war zunächst niemand in dem Hafengebäude. Der Hafenmeister befand sich jedoch mittlerweile in einem anderen Haus, und stand aber schon am Kai, um die Hafengebühren zu kassieren. Wir bezahlten 11 € inklusive Strom, Wasser und Duschen und erhielten einen Code für die Sanitäranlagen. Das war super! Vor 5 Jahren war es noch so gewesen, dass die Sanitäranlagen ab 18 Uhr oder so über Nacht geschlossen wurden, so dass wir weitergefahren waren. Ich duschte, während dessen kochte Thomas Nudeln fürs Abendessen. Es sollte Nudelauflauf mit Dosenchampignons, Salami und Käse geben. Während dann der Auflauf im Omnia stockte, spülte ich draußen schon mal das Frühstücksgeschirr und das, was bei der Zubereitung des Abendessens schon angefallen war. Nachdem ich damit fertig war und gerade im Boot saß, gab es noch einmal einen richtigen Platzregen. Wir aßen dann mit Genuss unseren Auflauf, und als Thomas zum Duschen ging, spülte ich die restlichen Sachen weg. Danach relaxten wir auf dem Boot und stellten den Heizlüfter auf, damit wir die Feuchtigkeit auf dem Boot eindämmen konnten. Morgen wollten wir anhand der aktuellen Wetterlage entscheiden, ob wir hier abbrechen oder noch weiterfahren würden. Dieser Ort sei ein Verkehrsknotenpunkt der Bahn (lt. Internet, im Vorfeld recherchiert), so dass es sich anbieten würde, von hier aus nach Digoin zu fahren, zudem befand sich hier auch eine Slipanlage.
Gefahrene Strecke: 19,5 km
Gesamte Strecke: 213,2 km
Schleusen: 9
Schleusen gesamt: 104
Dienstag, 11.07.2017 (Châtel-Censoir ➔ Digoin ➔ Châtel-Censoir)(Châtel-Censoir – Auxerre – Laroche-Migennes – Dijon – Montchanin – Paray-le-Monial – Digoin mit Zug und Rad)
In der Nacht regnete es nicht mehr, doch beim Frühstück fing es wieder an zu Nieseln, warm war es auch nicht, aber das war egal. Laut Wetterbericht sollte es heute gar nicht regnen, sondern nur bewölkt sein. So beschlossen wir nach dem Frühstück, den Urlaub hier zu beenden. Ich fragte den Hafenmeister, ob wir die Slipanlage benutzen dürften und wo der Bahnhof sei. Er zeigte sich sehr erstaunt, wohin wir „reisen“ wollten und meinte, dass es vermutlich nur über Paris ginge. Wir packten unsere Sachen zusammen und fuhren mit den Rädern zum Bahnhof. Das Bahnhofsgebäude war verschlossen, es war niemand anwesend. Zum Glück hing auf der anderen Seite ein Streckenplan der Bahn, den wir studierten und abfotografierten. Als eine ältere Dame ankam, die auch mit dem Zug fahren wollte, fragte ich sie, ob jetzt ein Zug Richtung Auxerre fahren würde. Sie bestätigte, dass ein Zug um 11.03 Uhr von hier abfahren würde. Dieser war auch pünktlich, und wir hängten unsere Räder in die dafür vorgesehenen Halterungen. Nach Studium des Streckenplans war es gar nicht so kompliziert, aber in Auxerre würden wir hoffentlich mehr erfahren und nicht erst über Paris fahren müssen. In Auxerre ging es erst um 13.37 Uhr weiter, also hatten wir 1 ¾ Stunden Aufenthalt. Wir suchten uns mit Hilfe von Siri eine Pizzeria, die ca. 1,2 km vom Bahnhof entfernt war, aßen dort und fuhren dann kurz zur Yonne, von wo man einen grandiosen Blick auf den Hafen, die Kathedrale Saint-Étienne und die Abtei Saint-Germain d’Auxerre hatte. Dies wäre unser Ziel gewesen – vielleicht beim nächsten Mal ☹.
Wir fuhren zurück zum Bahnhof und begaben uns auf das entsprechende Gleis. Der Zug stand bereits dort, war jedoch noch nicht offen. Nach 20 Minuten waren wir in Laroche-Migennes, von wo aus es um 14.01 Uhr wieder Richtung Süden nach Dijon ging (bisher waren wir Richtung Norden gefahren). Der Zug stand bereits ebenfalls schon parat, und wir konnten auch einsteigen. Hier konnten wir auch wieder unsere Räder an entsprechender Stelle aufhängen. Um 15.30 Uhr waren wir in Dijon Ville, die Weiterfahrt war um 16.01 Uhr Richtung Monchanin, wo wir um 16.54 Uhr ankamen. Hier hatten wir dann Aufenthalt bis 17.08 Uhr. Dann ging es nach Paray-le-Monial. Ankunft dort war 17.51 Uhr. Man hatte uns in Auxerre gesagt, dass von dort nur ein Bus Richtung Digoin ginge, der aber keine Räder mitnehmen würde. Als wir in Paray-le-Monial ankamen, ging der nächste Bus Richtung Digoin erst um 19.20 Uhr, also entschlossen wir uns, die 12 km mit den Rädern zu fahren. Der Weg war recht beschwerlich: es ging mehr bergauf als bergab, einen Radweg gab es nicht, und die zahlreichen Autos überholten uns sehr schnack, das war teilweise schon unverschämt und gefährlich, da man bei einem Radfahrer immer damit rechnen muss, dass dieser einen Schlenker macht. Kurz vor Digoin trafen wir auf einen Intermaché, Brico und McDonalds. Im Intermaché erstanden wir noch drei Gaskartuschen, dann erreichten wir um 19 Uhr den Hafen, wo einsam und verlassen unser Auto und unser Trailer standen. Wir klappten die Räder zusammen und verstauten sie im Kofferraum, hängten den Trailer an den Wagen und fuhren zum McDonalds, um noch etwas zu essen und zu trinken, hatten wir doch noch gut 200 km Fahrt vor uns. Mittlerweile war das Wetter sehr schön geworden, sonnig, zwar mit Wolken, aber es regnete nicht mehr, so dass wir überlegten, eventuell morgen doch noch mit dem Boot weiter bis Auxerre zu fahren. Dann brauchten wir den Wagen nur noch aus Châtel-Censoir abzuholen, und das ginge mit dem Zug innerhalb von einer halben Stunde. Diese Entscheidung vertagten wir aber erst einmal auf morgen. Die Rückfahrt verlief zunächst unkompliziert, wir fuhren auf den Nationalstraßen, die teilweise 4-spurig waren und wenig Verkehr aufwiesen. Unsere Ankunftszeit sollte um 23 Uhr sein. Dann war auf einmal eine Straße gesperrt – ohne Umleitungshinweise. Wir fuhren dann rechts ab in eine andere Straße und fuhren wie durch eine andere Welt, oder besser gesagt: durchs Ende der Welt! Es gab keine Häuser, keine Begrenzungspfähle und teilweise auch keine Mittellinien mehr. Es war kurvig ohne Ende und man verlor dabei total die Orientierung. Das Navi versuchte anfangs noch, uns wieder auf die Straße zu führen, die gesperrt war. Zeitweise war es dann so, dass das Navi auch keine Idee mehr hatte, wo es lang ging. Die Ankunftszeit war dann schon auf 23.20 Uhr gesprungen. Meine „Karten-App“ schien sich hier noch auszukennen und lotste uns durch die Einöde. Wir fuhren und fuhren, ohne richtig zu wissen, wo wir eigentlich waren und ob wir überhaupt richtig waren. Dann sprang uns fast noch ein Reh vors Auto, das uns aber offensichtlich nur streifte, denn es sprang noch weg. Wir hatten auch keine sichtbaren Schäden am Wagen. Wir konnten nur von Glück sagen, dass es nicht regnete, sonst wären wir total verzweifelt. Nach einer endlos scheinenden Zeit erreichten wir Coulanges-sur-Yonne, wo uns nachmittags der starke Regen in der Schleuse erwischt hatte. Von dort war es dann nicht mehr weit, allerdings ging es über eine Straße, die bei uns einen Wirtschaftsweg darstellte. Als wir dann endlich in Châtel-Censoir waren, verfuhren wir uns auch noch einmal in den engen Gassen ohne Möglichkeit mit dem Trailer zu wenden. Als wir den Hafen erreichten, befand sich dort ein Einbahnstraßenschild von der gesperrten Seite, so dass wir dort nicht hineinfuhren, in der Annahme, dass man anders herum dorthin gelangen konnte. Dies war aber nicht der Fall. So ließen wir dann den PKW und den Trailer auf einem Seitenstreifen stehen, um das Gespann morgen im Hellen umzuparken. Am Boot angekommen, gingen wir noch schnell zur Toilette und uns waschen, dann fielen wir todmüde ins Bett.
Gefahrene Strecke: 0,0 km
Gesamte Strecke: 213,2 km
Schleusen: 0
Schleusen gesamt: 104
Mittwoch, 12.07.2017 (Châtel-Censoir ➔ Vermenton)
Wir schliefen beide sehr gut, und als wir gegen 7 Uhr aufwachten, war es draußen grau in grau, aber trocken. Wir gingen beide duschen, danach fuhr Thomas mit dem Auto zum Bäcker, der aber heute geschlossen hatte. Der einzige Supermarkt im Ort öffnete aber erst um 9 Uhr, so kam er erst zum Hafen zurück. Ich hatte in der Zwischenzeit das Wasser gekocht, das gestrige Frühstücksgeschirr gespült und das Frühstück vorbereitet. Wir hatten beschlossen, doch noch mit dem Boot weiterzufahren, so dass wir die Räder wieder auf dem Boot befestigten und alles aus dem Auto holten, was wir noch benötigten. Thomas fuhr dann nochmals los, um Baguette zu holen, und wir frühstückten. Nach dem Frühstück wollte ich im Auto aufräumen und kam dabei mit einem Bein an der Anhängerkupplung vorbei, so dass meine Jeans mit Fett verschmiert war. Darüber war ich nicht erfreut und behielt das auch nicht für mich. Ich ging dann ins Waschhaus und bearbeitete die Hose so gut es ging mit heißem Wasser, Waschpulver und Wurzelbürste, bis ich der Meinung war, dass die Flecken rausgewaschen waren. Dann hängte ich sie aufs Boot, nachdem wir sie gemeinsam ausgewrungen hatten. Wir suchten den Hafenmeister auf und fragten ihn, ob wir Auto und Trailer im Hafen stehenlassen könnten, was dieser bejahte. Dann bezahlten wir für die letzte Nacht und erkundigten uns nach einer Tankstelle, denn die Handys hatten die nächste Tankstelle in 16 km angezeigt. Der gute Mann erklärte uns, wo die Tankstelle im Ort war, und wir fuhren nochmals zum kleinen Supermarkt, um noch Margarine, Joghurts, Mousse au chocolate und Putenfleisch zu kaufen. Dann tankten wir, parkten Auto und Trailer, legten um 11 Uhr ab und fuhren in die Schleuse, direkt am Hafen.
Doch der Schleuser war nicht anwesend, und es war auch keine Telefonnummer angegeben. Als wir ca. 10 Minuten gewartet hatten, kam er auf einmal an und schleuste uns. Vor der Mittagspause schafften wir insgesamt 3 Schleusen. Allerdings fing es immer wieder an, zu regnen, teilweise stark. Zudem war es sehr windig. Wir fuhren in der Pause bis zur nächsten Schleuse, die offen war, und wir überlegten, ob wir einfach hineinfahren sollten, um drinnen zu warten. Da stand auf einmal die Schleuserin davor und winkte wie wild, nach dem Motto, dass wir gefälligst am Ufer anlegen sollten. Dies gestaltete sich aufgrund des starken Windes schwierig, aber wir schafften es. Die Duschtücher und meine Jeans waren mittlerweile auch wieder nasser geworden so dass wir sie ins Boot holten. Immer, wenn die Sonne rauskam, war es sofort total heiß, und wir legten die Jeans über die Windschutzscheibe, damit sie schneller trocknete. Als wir nach der Pause in die Schleuse fuhren und uns wie immer an der Leiter festhalten wollte, bestand die Schleuserin darauf, dass wir einen Tampen um den Poller legten und wurde dabei richtig frech. Wir taten das dann, denn sie hatte schließlich das Sagen. Alle anderen Schleuser des heutigen Tages waren sehr nett. An Schleuse Nr. 67 (Dames) war ein Restaurant, und da ich dringend auf die Toilette musste, beschlossen wir – nach dem Schleusen – dort einzukehren und etwas zu trinken. Thomas sah auf der Speisekarte „Salade de chèvre chaud“, aber die Küche war nur von 12 bis 14 Uhr geöffnet, doch mittlerweile war es schon 15.30 Uhr. Thomas fragte nach, ob wir noch einen Salat bekommen könnten, doch die Kellnerin verwies auf die Zeit. Kurz darauf fragte ich, ob sie abends auch geöffnet hätten, doch dem war nicht so, aber die Kellnerin sagte, dass sie uns einen Salat machen würde! Das war ja wohl nett! Der Salat schmeckte lecker, hätte aber etwas mehr Dressing sein dürfen.
Wir fuhren dann weiter. Wir hatten ursprünglich vorgehabt, in Mailly-la-Ville zu übernachten, entschlossen uns dann aber, in den Stichkanal nach Accolay zu fahren. Doch dort angekommen, mussten wir feststellen, dass wir nicht gut hätten anlegen können, so fuhren wir weiter bis nach Vermenton, was eine gute Entscheidung war. Hier lagen viele Boote und die dahinter liegende Stadt bot doch einiges an Geschäften. Ankunft war um 18 Uhr, und wir radelten dann noch in den Ort, um ihn in Augenschein zu nehmen. Ein wirklich nettes Örtchen mit einem schönen Waschhaus und einer sehr alten Kirche. Hier tranken wir noch etwas in einer Pizzeria, bevor wir zum Boot zurückfuhren.
Seit heute hatte ich einen ganz dicken rechten Fuß, und ich wusste nicht, woher das kam. Wissentlich hatte mich nichts gestochen. Der linke Fuß war auch etwas dicker, aber nicht so sehr. Zudem hatte ich seit ein paar Tagen verstärkte Knieschmerzen rechts, von denen ich auch nicht wusste, woher sie kamen. Somit tat mir heute das rechte Bein vom Knie abwärts weh, so dass wir es später kühlten, was zwar guttat, aber an der Schwellung nichts änderte. Zum Essen gab es heute den restlichen Nudelauflauf mit Baguette vom Morgen, schließlich hatten wir ja am Nachmittag den Salat, so dass uns das reichte. Nach dem Essen gab es mal wieder einen leichten Schauer, aber wir hofften, dass das Wetter morgen besser sein würde, wenn wir nach Auxerre fuhren. Vor uns im Hafen lag ein Boot mit Österreichern. Ich bekam allerdings nur Vater und Sohn zu sehen, die sich bemühten auf einem Stehpaddel die Balance zu halten und durch das große Hafenbecken zu fahren. Soweit ich mitbekam, fielen sie auch nicht ins Wasser, auch nicht, als hinterher der Vater paddelte und der Sohn mit auf dem Brett (das ja nicht sehr groß war) saß. Aufgrund meines schmerzenden rechten Beines und des dicken Fußes verzogen wir uns dann alsbald ins Bett.
Gefahrene Strecke: 27,3 km
Gesamte Strecke: 240,5 km
Schleusen: 13
Schleusen gesamt: 117
Donnerstag, 13.07.2017 (Vermenton ➔ Auxerre)
Ich erwachte gegen 7 Uhr, Thomas um kurz vor 8 Uhr, dann standen wir auch auf. Mein Fuß war etwas abgeschwollen, aber mein Knie und meine Wade waren noch leicht schmerzhaft. Während Thomas Baguette holte – wo die Boulangerie war, hatten wir gestern Abend schon erkundet – kochte ich das Wasser und bereitete das Frühstück vor. Da Thomas vor dem Baguette-Holen noch in eine Brasserie ging und einen Café au lait trank, um dort auf die Toilette gehen zu können, dauerte es heute etwas länger, bis er wiederkam, so dass ich auch mit meinen Haaren schon fertig war. Um 9.45 Uhr legten wir ab und waren um 10 Uhr in der ersten Schleuse.
Das Wetter war grau in grau, und es nieselte so dann und wann. Als wir uns überlegten, den Sonnenschirm aufzuspannen, konnten wir ihn nicht finden. Wir wußten nur, dass wir ihn gestern so aufs Boot gelegt hatten, da er klatschnaß war. Jetzt war er nirgendwo zu sehen, also nahmen wir an, dass er bei einer Windbö – als wir vielleicht nicht im Boot waren, oder in der Nacht, oder gar unterwegs, oder als wir Salatessen waren – vom Boot geweht worden war. Eigentlich sollte er noch eine Saison mit uns fahren – vielleicht hatte er uns das übel genommen und hatte sich klammheimlich aus dem Staub gemacht ☹.Als wir aus dem Stichkanal wieder auf die reguläre Strecke fuhren, konnten wir die folgende Schleuse schon sehen, und dass darin auch schon ein Boot lag – man wartete auf uns! Wow! Dabei hatte ich noch zwei Tage zuvor behauptet, dass man NIEMALS auf uns warten würde!Bei dem Boot handelte es sich um eine englische Peniche. Wir würden dann die nächsten drei Schleusen zusammen schleusen. Als wir aus der Schleuse fuhren, kam das englische Boot überhaupt nicht aus dem Quark, und wir, die dahinter fuhren, mussten die Abgase einatmen. So entschloss sich Thomas nach einer Weile, das Boot zu überholen. Wir fuhren zwar schneller, aber es war uns natürlich klar, dass wir in den Schleusen auf das Boot würden warten müssen. Das Boot war so langsam, dass wir bis zur Mittagspause nur insgesamt zwei Schleusen schafften, und den Hafen von Vincelles konnten wir nur von der Schleuse aus sehen. Nach der Schleuse legten die Engländer an, und wir fuhren an einem Hotelschiff vorbei, das sich auch gerade zum Ablegen bereitmachte. Wir hofften, dass wir nicht zusammen in die Schleusen passen würden. Doch leider ging unser Wunsch nicht in Erfüllung. Aber die „Randle-Auxerre“ fuhr ein angemessenes Tempo, und wir kamen gut klar. Der Kapitän war auch sehr nett. Im Allgemeinen kurbelte ich das Tor hinter uns zu und er oder sein Mitarbeiter kurbelten vorne mit auf. So verließen wir gegen 16.45 Uhr die letzte Schleuse in Auxerre und fuhren in den Hafen.
Wir legten erst einmal an und suchten den Hafenmeister, der sich gut versteckt in seinem Büro aufhielt, so dass wir eine Weile suchten, bevor wir ihn endlich gefunden hatten. Er war sehr nett, wies uns einen anderen Liegeplatz zu, und auf die Frage, ob wir morgen slipen könnten erwiderte er, dass dies nicht möglich sei, schließlich sei morgen der 14. Juli. Auf der Slipanlage stand nämlich ein großer „Trailer“, der so nicht wegbewegt werden konnte, und die Mitarbeiter würden morgen und übermorgen nicht arbeiten. Es ginge frühestens am Montag!Damit hatten wir nicht gerechnet, so ein Mist. Am gegenüberliegenden Ufer sah man an zwei Stellen auch so etwas wie Slipanlagen, aber der Hafenmeister sagte, dass diese nicht dafür geeignet seien, mit dem Auto dort ein Boot zu slipen. Er zeigte uns auf der Karte die nächste Slipanlage, die sich in Vaux – ca. 5 km und 3 Schleusen zurück entfernt – befand, wo wir am Nachmittag vorbeigekommen waren. Thomas und ich gingen zunächst aufs Boot zurück und beratschlagten, was wir jetzt machen sollten. Wir entschieden uns, dass Thomas nach Châtel-Censoir fahren und das Auto nach Vaux bringen sollte und anschließend die 5 km mit dem Rad wieder hierher zu fahren. Wir würden dann die Nacht hier bleiben und morgen früh sofort nach Vaux fahren. Allerdings war auf unserer Karte die Slipanlage nicht eingezeichnet, auf der Karte des Hafenmeisters jedoch vorhanden. Wir gingen dann nochmals zurück, bezahlten 11,40 €, legten das Boot dorthin, wie uns der Hafenmeister angewiesen hatte, holten die Räder vom Boot und fuhren zum Bahnhof.
Der nächste Zug nach Châtel-Censoir fuhr um 20.30 Uhr, jetzt war es 17.50 Uhr. Das war ganz schön blöd, aber nicht zu ändern. Wir entschlossen uns dann, etwas zu essen und zu trinken, denn wenn Thomas wiederkäme, wäre es dafür zu spät. Wir fuhren zu einer Brasserie, wo wir allerdings heute nichts zu essen bekamen. Wir tranken dort zwei Panaché, ließen uns den Code für das Free-WIFI geben und suchten über Google die Stelle, wo die Slipanlage war. Dabei stellte ich fest, dass ich sie beim Vorbeifahren heute gesehen hatte, allerdings kam es mir so vor, dass sie nicht frei zugänglich war. Somit hatten wir ein neues Problem. Was, wenn wir dort nicht slipen konnten? Dann bliebe uns nur die Option, nach Vincelles zurückzufahren (wo wir damals beinahe das Auto im Kanal versenkt hätten). Dafür würden wir aber 3 bis 4 Stunden brauchen, d. h. wenn wir um 9 Uhr die erste Schleuse nähmen, wären wir vor der Mittagspause noch nicht dort. Und wie sollten wir es mit dem Auto und dem Trailer machen? Fragen über Fragen, und nur, weil wir hier die Slipanlage nicht benutzen konnten. Thomas – wie immer optimistisch – sah dort kaum ein Problem, während ich schon am Boden zerstört und absolut frustriert war, dass meine Planung nicht aufging. Das nächste Mal – so nahm ich mir vor – würde Thomas die Planung der Reise machen!Wir wollten dann zu der Pizzeria fahren, wo wir vor zwei Tagen gegessen hatten, und auf dem Weg dorthin kamen wir an einem Leclerc vorbei, in dem es auch ein Restaurant gab. Wir hatten ja Zeit genug und bestellten eine Pizza mit Chèvre und Honig, die absolut lecker war. Dann kauften wir noch ein paar Lebensmittel für den Rückweg ein und fuhren zum Bahnhof. Hier hatten wir noch eine halbe Stunde Wartezeit. Nachdem der Zug schon zweimal angekündigt aber immer noch nicht da war und ich Thomas so nebenbei fragte, ob er denn auch den Autoschlüssel habe, kam es wie aus der Pistole geschossen: „Nein, den habe ich nicht!“ Ich wies ihn darauf hin, dass ich ihn am Boot daran erinnert habe. Er hatte dabei jedoch nur an den Fahrradschlüssel gedacht. Er durchsuchte seinen Rucksack – der Schlüssel war nicht darin. Ich fragte dann beim Bahnhofspersonal nach, ob der Zug Verspätung habe, und man sagte mir ja, eine Viertelstunde. Ich schwang mich sofort auf mein Rad und fuhr wie eine Wilde zurück zum Hafen, denn ohne Schlüssel brauchte Thomas ja nicht mit dem Zug fahren. Ich stürmte zum Boot, suchte den Schlüssel und fuhr wieder im Affenzahn zum Bahnhof zurück, in der Hoffnung, dass der Zug noch nicht da war – und – war noch nicht da!!!Thomas war nicht schlecht erstaunt, dass ich so schnell zurück war, aber ich war auch komplett außer Atem. Eigentlich hätte ich mich gar nicht so zu beeilen brauchen, denn es dauerte immerhin nochmals 10 Minuten, bis der Zug endlich kam. Aber ich war froh, dass wenigstens eine Sache heute geklappt hatte. Nachdem der Zug mit fast einer halben Stunde Verspätung endlich abgefahren war, fuhr ich zurück, machte vorher noch einen Abstecher zu der Boulangerie, welche uns der Hafenmeister beschrieben hatte, um zu sehen, wann diese morgen öffnen würde. Die Öffnungszeiten waren aber nicht angegeben, und so kehrte ich zum Boot zurück, räumte auf, spülte und begann schon mal, den Tagesbericht zu schreiben. Zwischendurch rief Thomas an, dass er am Auto angekommen sei, jetzt das Ziel eingeben und starten würde. Es tat mir schon leid, dass er anschließend die 5 km noch im Dunkeln zurückfahren musste. Falls er feststellen sollte, dass die Slipanlage in Vaux nicht frei zugänglich war, würde er Auto und Trailer in Vincelles abstellen und mit dem Taxi zurückkommen. Thomas rief gegen 22.40 Uhr an und sagte, dass er an der Slipanlage sei, diese sei nagelneu, aber mit einem Zahlenschloss gesichert. Er war guten Mutes, dass er morgen jemanden auftreiben würde, der uns aufschließen würde und fuhr mit dem Rad nach Auxerre zu mir zurück, wo er um 23.25 Uhr eintraf. Wir hofften, noch etwas vom Feuerwerk für den 14. Juli zu sehen, denn ich hatte wohl etwas gehört, aber im Hafen war nichts zu sehen gewesen. Wir tranken erst einmal etwas auf dem Boot. Um kurz nach Mitternacht gab es einen lauten Knall, eine Rakete ging hoch – das wars. Daraufhin gingen wir schlafen. Gegen 3 Uhr in der Nacht wurde ich durch das laute Rufen oder Schimpfen einer Frau geweckt. Ich verstand allerdings nichts, fand es nur unmöglich, dass sie so laut war, dass ich davon aufwachte, schlief aber kurz darauf wieder ein.
Gefahrene Strecke: 27,8 km
Gesamte Strecke: 251,0 km
Schleusen: 13
Schleusen gesamt: 117
Freitag, 14.07.2017 (Auxerre ➔ Vaux ➔ Namur (B))
Ich schlief etwas unruhig, aber ansonsten gut. Irgendwann muss ich dann Thomas’ Stecker vom C-PAP-Gerät herausgewurschtelt haben, was er natürlich merkte. Um 7 Uhr klingelte der Wecker, und wir standen auf. Nachdem wir uns auf dem Boot gewaschen hatten, fuhr Thomas zur Boulangerie und holte Baguette. Wir frühstückten, packten die Räder aufs Boot, und gerade, als wir kurz vor dem Ablegen waren, kam ein Boot mit belgischer Flagge an uns vorbei, und wir beeilten uns, dass wir dahinter herkamen, damit wir zusammen schleusen konnten. So legten wir um 8.56 Uhr in Auxerre ab. Die erste Schleuse stand nicht passend, und der Schleuser schien total unmotiviert. Dass er beim Kurbeln nicht einschlief, war auch alles. Ich kurbelte dann hinten zu und anschließend vorne wieder auf, die Belgier machten nichts, obwohl es für sie ein Leichtes gewesen wäre, vom Boot herunter zu kommen, leichter, als bei mir. Beim Blick zurück sah ich dann, dass wir Glück gehabt hatten: nach uns fuhr ein großes Hotelschiff auf die Schleuse zu. Dieses war so lang, dass wir dort nicht mehr hinter gepasst hätten. An der zweiten Schleuse unterhielt sich der Schleuser ausgiebig mit den Belgiern, ohne dass ansonsten etwas passierte. Ich hatte hinten wieder zugekurbelt. Zwischendurch „unterbrach“ Thomas dann das angeregte Gespräch zwischen dem Schleuser und dem Bootsfahrer, indem er den Schleuser rief. Er fragte ihn nach einer Telefonnummer, worunter man jemanden an der Slipanlage erreichen konnte. Der Schleuser erwiderte, dass er keine Telefonnummer habe und dass diese Anlage privat sei. Das mussten wir dann erst einmal so hinnehmen. Aber ich bin der Meinung, wenn eine Slipanlage in der offiziellen Wasserwegekarte eingetragen ist, müsste sie auch zugänglich sein. Als das Wasser der Schleuse oben war, stand der Schleuser immer noch bei dem Belgier und quatschte mit ihm, bis Thomas ihn rief. Danach setzte er sich langsam in Bewegung, um das Tor aufzukurbeln, und jetzt bemühte sich auch der Belgier, ein Tor zu öffnen. In der dritten Schleuse verwickelte der Belgier den dortigen Schleuser wieder in ein Gespräch, half aber auch die Tore zu- und aufzukurbeln. Zwischen den Schleusen fuhr er auch relativ flott, was uns heute entgegenkam. Als wir uns der Slipanlage näherten, wo unser Auto stand, stand dort der Schleuser der nächsten Schleuse mit seinem Fahrrad und sagte uns, dass wir besser eine Slipanlage weiter führen. Diese läge nach der nächsten Schleuse und Brücke auf der linken Seite. Hier – beim Wasserski-Club sei niemand da, und die andere Anlage sei sowieso besser. Das war schon mal sehr nett. Also fuhren wir zur Schleuse, bedankten uns nochmals bei dem netten Mann und hielten nach der Slipanlage Ausschau, die tatsächlich hinter der Brücke – sehr versteckt – lag. Ganz vorsichtig tasteten wir uns ans Ufer. Hier war keine Möglichkeit, gescheit anzulegen. Wir schafften es nach einer Weile ans Ufer und sicherten Das Boot um einen Baum herum. Dann holten wir vorsichtig die Räder vom Boot und radelten zum Auto. Als wir an der Schleuse vorbeikamen, war gerade das Hotelschiff dabei, einzufahren. Thomas half dann, das Tor zuzukurbeln (das erste und einzige Mal in diesem Urlaub!) und schenkte dem netten Schleuser einen Flieger. Dann trat plötzlich der Kapitän vom Hotelschiff und bot jedem von uns ein noch warmes Croissant an. Ob fürs Helfen, oder, weil noch welche vom Frühstück übrig waren, wussten wir nicht, war aber auch egal. Wir nahmen sie dankend an und fuhren weiter zum Auto. Dort verstauten wir die Räder und kehrten zur Slipanlage zurück. Dann überlegten wir, wie wir am besten vorgehen sollten. Mit der Verlängerung fuhr Thomas den Trailer soweit ins Wasser, dass die Räder des Trailers am Ende der betonierten Fläche zu stehen kamen.
Dann kletterte er aufs Boot und fuhr dieses Richtung Trailer, und ich versuchte, das Boot mit dem Trailerhaken zu koppeln, was auch klappte, allerding kam das Boot aufgrund des Windes nicht mittig vor den Trailer. Nach einigem Manövrieren klappte es dann endlich, und ich kurbelte das Boot hoch auf den Trailer – mit Thomas oben drauf. Als er Trailer mit Boot aus dem Wasser gefahren hatte, stellten wir fest, dass es optimal auf dem Trailer lag. Dann begannen die umfangreichen Abräumarbeiten und Bootssicherung. Bis wir endlich alles soweit verstaut und erledigt hatten, war es 13.45 Uhr, und nach einem gut gekühlten Panaché traten wir den Rückweg an. Das Wetter war heut gut, nicht zu heiß, aber sonnig. Nachdem wir Paris hinter uns gelassen hatten, machten wir gegen 16.15 Uhr eine Pause. Ich bereitete unsere Baguettes zu (mit Salat, Putenwurst und Remoulade), und Thomas wollte in der Raststätte am Starbucks-Kaffeeautomaten für jeden von uns eine Vanilla-Latte holen. Dafür benötigte man Kleingeld, welches er nicht hatte, und mit Karte konnte man dort nichts ausrichten. Daraufhin begab er sich an eine Kasse, um Geld wechseln zu lassen, und er wurde an insgesamt vier Kassen mit seinem Wunsch abgewiesen, man hätte kein Kleingeld. An der Kaffeetheke, wo man direkt Kaffee kaufen konnte, schickte man ihn an die Hauptkasse, die erste, an der er gewesen war, zurück. Doch Thomas erklärte, dass er dort schon gewesen sei und sich der Kassierer dort geweigert habe, ihm Geld zu wechseln. Die Dame nahm den 10 €-Schein von Thomas, ging zur ersten Kasse und gab dem Kassierer ganz energisch den Schein und forderte ihn auf, diesen zu wechseln, was dieser jedoch wieder ablehnte. Die Dame gab Thomas den Schein zurück und bedauerte, ihm nicht helfen zu können. Dann platzte Thomas der Kragen: in Englisch brüllte er laut in dem Shop: „Who is here the boss?! I like to speak to the boss NOW!“ Mittlerweile hatte er die Aufmerksamkeit der gesamten Leute im Laden (ca. 100 bis 150 Personen). Er rief in Englisch, dass man hier keinen Automaten aufstellen könne, und den Gästen nicht die Möglichkeit gäbe, die doch erheblichen Mengen an Kleingeld auch einzuwechseln. (Ein großer Vanilla-Latte kostete 3.40 €.) Ein (vermutlich) amerikanisches Paar stimmte ihm zu und sagte: „It’s right so, you must make your voice loud if something ist nocht ok!“ Andere Familien schmissen sofort ihr Kleingeld zusammen, um Thomas das Geld zu wechseln. Dann kam panikerfüllt jemand in Schwarz vom Personal auf Thomas hinzu (anscheinend einer der Führungskräfte) und bot Thomas an, das Geld sofort zu wechseln. Dieser Mann wies den Mitarbeiter an der Hauptkasse an, das Geld gefälligst zu wechseln. Das gesamte Personal war daraufhin in Hab-acht-Stellung, und es schien froh, dass Thomas daraufhin an den Starbucks-Automaten ging, um sich den Kaffee zu holen und nicht weiter herumschimpfte. Während dessen saß ich an einem Picknick-Tisch und mühte mich mit den Baguettes ab. Es war sehr windig, und ich musste aufpassen, dass mir der Salat nicht wegflog, zudem hatte ich kein scharfes Messer, sondern nur ein normales Frühstücksmesser. Die Alufolie, um die Baguettes einzuwickeln, ließ sich nicht aus der Box rollen, und als sie dann draußen war, flatterte sie herum und blendete mich. Und ich fragte mich, warum Thomas nicht wiederkam. Als er dann kam und erzählt hatte, wie es ihm ergangen war, aßen wir jeder einige Baguettes und fuhren dann weiter. Um 18.45 Uhr legten wir fest, dass wir in Namur (Belgien) übernachten wollten, und ich rief dort anhand unseres Formule 1-Heftchens im Hotel an.
Das Buchen war total unkompliziert, ich musste nur meinen Namen sagen, man wollte keine Kreditkartennummer sondern nur wissen, wann wir kämen. Man sei bis 23 Uhr vor Ort.
Das hörte sich gut an, unser Navi sagte die Ankunftszeit für 20.15 Uhr voraus. Um 20.30 Uhr erreichten wir das Formule 1. Wir checkten ein und gingen als erstes duschen. Danach aßen wir noch die restlichen Baguettes und tranken noch etwas, bevor wir uns schlafen legten.
Gefahrene Strecke: 7,1 km
Gesamte Strecke: 258,1 km
Schleusen: 4
Schleusen gesamt: 121
Samstag, 15.07.2017 (Namur ➔ Enniger)
Ich schlief zunächst gut, konnte aber irgendwann in der Nacht nicht mehr liegen, so dass ich auf das obere Bett auswich, doch bereits ab 5 Uhr ging nichts mehr, alles tat mir weh, so dass ich wieder ins untere Bett ging und die Zeit bis zum Aufstehen lesend und schreibend überbrückte. Um 6.45 Uhr stand ich auf, dann wurde Thomas wach und wir gingen um 7.30 Uhr zum Frühstücken.
Um 8.30 Uhr fuhren wir von Namur ab. Wir kamen relativ gut durch, waren um 9.30 Uhr in Deutschland, obwohl die deutschen Autobahnen eine Katastrophe waren: viel Verkehr, eine Baustelle nach der anderen) und waren um 12.25 Uhr zu Hause.