Andrea's Reiseberichte
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Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum

 

 

Urlaub 2012 auf dem „Canal du Nivernais“  

 

     

Reiseroute:

Dienstag,     31.07.2012 Enniger –Vincelles

Mittwoch,     01.08.2012 Vincelles – Mailly-la-ville

Donnerstag, 02.08.2012 Mailly-la-Ville –Coulanges-sur-Yonne

Freitag,        03.08.2012 Coulanges-sur-Yonne– Clamecy

Samstag,     04.08.2012 Clamecy –Tannay

Sonntag,      05.08.2012 Tannay –Chitry-les-Mines

Montag,       06.08.2012 Chitry-les-Mines– Baye

Dienstag,     07.08.2012 Baye –Châtillon-en-Bazois

Mittwoch,     08.08.2012 Châtillon-en-Bazois –Penneçot

Donnerstag, 09.08.2012 Penneçot–Cercy-la-Tour

Freitag,        10.08.2012 Cercy-la-Tour –Decize

Samstag,     11.08.2012 Decize –Fleury-sur-Loire

Sonntag,      12.08.2012 Fleury-sur-Loire– Nevers

Montag,        13.08.2012 Nevers

Dienstag,      14.08.2012 Nevers – Plagny

Mittwoch,      15.08.2012 Plagny - Enniger


Dienstag, 31.07.2012

 

Vincelles

 

Um 6.45 Uhr starteten wir von Enniger, geplant war die Abfahrt eigentlich für 6 Uhr aber wie das so geht ..... Dies würde unser erster Bootsurlaub ohne Bootshund werden, da Cherrie im April gestorben war. Irgendwie ein komisches Gefühl, zumal wir nie ohne sie Boot gefahren waren.

Die Anreise gestaltete sich sehr unkompliziert. Bereits mittags waren wir in Luxemburg, wo wir erst einmal Auto- und Bootstank auffüllten.
(Diesel 125,9 ct, Super 137,8 ct). Das Wetter wurde zusehends besser: wolkenloser und wärmer. Die Entscheidung, anstatt nach Mecklenburg-Vorpommern ins Tal der Loire zu fahren, schien auf jeden Fall die Richtige gewesen zu sein, was auch der morgendliche Check der Wetterabfrage auf dem Handy bestätigte.

Um 15.30 Uhr, noch ca. 100 km von unserem Ziel entfernt, verließen wir die Autobahn bei Troyes (223,3 km, 18,10 €).

Nachdem wir uns 20 km vor dem Ziel noch einmal kurz verfahren hatten, erreichten wir um 17.10 Uhr ohne weitere Zwischenfälle Vincelles und fanden auch sofort die Slipanlage. Schnell machten wir das Boot zum Slipen bereit – allerdings fand ich meine Badeschuhe nicht und mußte Thomas’ Schuhe anziehen – und dann ging es ins Wasser. Die Slipanlage war sehr flach, und ich befürchtete, dass ich das Boot nicht alleine vom Trailer bekäme, doch nachdem es vom Haken war, rutschte es fast von selbst ins Wasser. Unmittelbar bevor wir slipen wollte, legte sich ein Mietboot mit einem englischen Pärchen direkt an die Stelle, an der wir unser Boot nach dem Slipen festmachen wollten, das war schon echt blöd. Nachdem das Boot im Wasser war, blieb ich auch dort stehen, um es festzuhalten, bis Thomas soweit war, um es an einen anderen Platz zu fahren. Doch Thomas, der den Wagen von der Slipanlage fahren wollte, konnte das Auto nicht die Slipanlage hinauf fahren, im Gegenteil, der Wagen rutschte immer weiter ins Wasser – warum auch immer. Ich konnte aber auch nichts machen, da ich ja das Boot festhalten mußte. Die Engländer, die mitbekommen hatten, dass wir das Boot dort nicht festmachen konnten, weil sie dort lagen, boten sofort an, etwas weiter zufahren, was wir dann wiederum total nett fanden. Und als sie mitbekamen, dass wir das Auto nicht vom Kanal wegbekamen, boten sie uns ihre Hilfe an, wenn sie ihr Boot umgelegt hätten. Nachdem sie abgelegt hatten, konnten wir unser Boot festmachen, und ich fand in der Kajüte die anderen Badeschuhe, die ich Thomas geben wollte, weil er im Wasser stand. Bevor ich ihn jedoch erreichte, rutschte er auf dem nassen Kopfsteinpflaster aus und landete im Wasser. Er zog die Schuhe an und setzte sich hinters Steuer, während der Engländer auch ins Wasser kam, um mir schieben zu helfen. Doch auch das funktionierte nicht, und die Kupplung stank schon ganz erbärmlich. Mittlerweile hatten sich mehrere Schaulustige zu uns gesellt. Wir beschlossen, den Trailer abzukoppeln und ihn mit den Spanngurten zu sichern, damit er uns nicht vollends im Kanal versinken konnte. Dabei rutschte ich dann auch aus und landete ebenfalls mit dem Hintern im Wasser. Die Frau, oder Freundin, des Engländers half auch mit, und gemeinsam konnten wir den Trailer an Land ziehen.  

 

Doch ein erneuter Versuch, das Auto aus dem Wasser zu bekommen, schlug wieder fehl. Als ein etwas größerer Lieferwagen vorbei kam, winkte ich dem Fahrer zu, der dann auch anhielt und drehte. Ich fragte ihn, ob er uns helfen könne, den Wagen hinauszuziehen. Er war sofort dazu bereit, hatte aber kein entsprechendes Seil. Wir nahmen unsere beiden Spanngurte und befestigten die eine Seite an seiner Anhängerkupplung. Am Mondeo suchten wir vergebens nach der Abschleppöse (die hatten wir bislang auch noch nicht gebraucht). Der Engländer wußte, wo sie angeschraubt werden mußte, und Thomas wußte, wo sich der Haken befand: im Kofferraum beim Reserverad. Um da aber ranzukommen, mußten erst einmal alle Sachen aus dem Kofferraum an Land getragen werden. Das machten wir in Gemeinschaftsarbeit mit den Engländern. Nachdem die Öse gefunden und angeschraubt war, fädelten wir den Spanngurt hindurch, und der Franzose zog langsam an. Doch der Spanngurt riß sofort durch. Thomas versuchte noch einmal, so hinaus zu fahren, aber es funktionierte nicht. Ein anderer Bootsfahrer holte ein dickes Tau von seinem Boot, mit dem wir es noch einmal versuchten, während der Engländer und ich gleichzeitig schoben. Und endlich kam der Wagen aus dem Wasser!  Wir bedankten uns bei dem Franzosen, mit dem ich dann ins Gespräch kam. Er erzählte, dass er ein paar Kilometer weiter einen Bootsverleih hätte und sagte, dass der Canal du Nivernais sehr schön sei. Thomas bedankte sich bei ihm mit einem Flieger, worüber er sich sehr freute und wir verabschiedeten uns. Den Engländern schenkte Thomas auch einen Flieger, worüber die ebenfalls sehr erfreut waren. Dann begannen wir, unser Boot aufzurüsten und das Auto leer zu räumen (viel war ja nicht mehr drin).

Als das Fahrrad ausgepackt war, fuhr ich los, um ein Baguette zu kaufen, und ich hatte Glück, die nächste Bäckerei war keine 100 m vom Kanal entfernt. Wir räumten im und ums Boot auf und nahmen unser erstes Essen auf dem Boot ein: Salat Caprese mit Baguette (den Salat hatte ich gestern bereits zubereitet). Danach gab es noch Käsewürfel mit Rosé und Sangria. Um einen kleinen Verdauungsspaziergang zu machen, liefen wir bis zur ca. 500 m entfernten Schleuse, an der ein sehr nettes Schleuserhäuschen stand.

Der Kanal, der hier sehr breit war, vermutlich, weil er mit dem Fluß Yonne zusammen „fließt“, war hier sehr idyllisch und bei der untergehenden Sonne bezaubernd schön.

Am Boot zurück liefen wir noch 100 m in die andere Richtung, um im einzigen Restaurant am Hafen noch ein Panaché zu trinken und die Toilette zu benutzen. Auf dem Weg dorthin kamen wir an den Engländern vorbei, die gerade ihrem Grill einheizten und unterhielten uns mit ihnen. Dann tranken wir unser Panaché, gingen zurück zum Boot, um den Abend so langsam ausklingen zu lassen, während der Mond – fast voll (02.08.12) – über dem Wasser aufging. Ich schrieb noch schnell die letzten Ereignisse auf und machte mich bettfertig (21.50 Uhr). Im Großen und Ganzen war dies ein gelungener Tag, und der Kanal war wider Erwarten sehr schön, zumindest, was wir bis heute gesehen hatten. Morgen wollten wir klären, wo wir den Wagen und den Trailer abstellen könnten, außerdem sei hier morgen Markt, den wir besuchen wollten. Dann würden wir in aller Gemütsruhe ablegen und die Kanäle hier erkunden.

 

Mittwoch, 01.08.2012

Mailly-la-ville

 

Als wir heute Morgen aufwachten, war es warm und der Himmel wolkenlos. Wir wuschen uns am Boot, und anschließend ging Thomas los, um Baguette zu holen. Da die Bäckerei nicht weit war, war er ruckzuck wieder zurück, und wir frühstückten in aller Ruhe. Nach dem Spülen beschloss ich, schnell meine Haare mit unserem kalten Bootswasser zu waschen und so an der Luft zu trocknen (Strom hatten wir ja nicht). Dann suchten wir einen Platz, wo wir Boot und Trailer parken konnten, und nachdem wir einen Platz gefunden hatten, gingen wir zum Markt, der hier heute stattfand. Dieser war sehr übersichtlich, um nicht zu sagen klein. Wir entschlossen uns, dort nichts zu kaufen und suchten eine Bar auf, um etwas zu trinken und dort auf die Toilette zu gehen. Das einzig Schöne auf dieser Toilette war das Toilettenpapier: es war dick und weich. Nach dem Besuch der Bar gingen wir zum Boot zurück, um die restlichen Sachen aus dem Auto zu holen und Auto und Trailer wegzubringen. Als wir davon zurückkehrten, war es bereits kurz nach 12 Uhr, und wir konnten uns mit den weiteren Vorbereitungen zum Ablegen Zeit lassen, da jetzt an den Schleusen bis 13 Uhr Mittagspause war. Daher beschlossen wir, einmal kurz in die andere Richtung zu fahren, aber auch dort kamen wir schon recht schnell vor eine geschlossene Schleuse. Also tuckerten wir langsam zurück, und da in der Schleuse, die wir jetzt nehmen wollten bereits ein Boot wartete, legten wir uns dahinter, zumal es vor der Schleuse keine Möglichkeit zum Anlegen gab. Um 12.55 Uhr kam der Schleuser und begann, die Tore zu schließen: per Hand! Dafür mußte er natürlich um die Schleuse herumlaufen, aber letztendlich dauerte das Ganze nur 6 Minuten. In dem Boot vor uns waren vermutlich Vater und Sohn (Engländer?), die aber offensichtlich vom Bootfahren wenig Ahnung hatten, obwohl das Boot nicht unbedingt nach Mietboot aussah. Als wir zur nächsten Schleuse kamen, fragte ich den Schleuser, ob ich das Tor auf der ihm entfernten Seite schon mal zudrehen sollte. Das durfte ich, und so „arbeitete“ ich auf meiner Seite und der Schleuser auf der anderen. So ging es etwas schneller. Dies behielt ich für weitere 4 Schleusen so bei, nur bei einer half der Sohn vom vorderen Boot beim Öffnen der Tore. Jedenfalls merkte ich, dass das ganz schön in die Arme ging, und ich beneidete die Schleuser nicht, die dies den ganzen Tag machen mußten. Gegen Mittag waren erst leichte, dann dickere Wolken aufgezogen, und zwischendurch fielen ein paar Tropfen, aber mehr war es nicht. Da es aber fast 30°C waren, waren wir darüber auch nicht böse. Ab ca. 15 Uhr waren die Wolken fast wieder komplett weg, und die Sonne brannte erbarmungslos auf uns herab. Jede Brise war uns willkommen, ebenso Schatten, sofern es ihn gab.

 

Der Kanal verlief abschnittsweise immer wieder mit dem Fluß Yonne zusammen, und dann trennten sich beide wieder. Die Strecke war interessant und abwechslungsreich. Ab und zu gab es im Fluß Staustufen, einmal sogar einen Überlauf vom Kanal in den Fluß.

Unsere Garnelen waren schnell gegrillt und das Essen super lecker (aber wir waren auch ausgehungert). Nach dem Spülen setzte Thomas noch einen Kessel Wasser auf, der dem Solarduschenwasser zugefügt werden sollte, obwohl dieses schon durch die Sonne in der kurzen Zeit recht warm geworden war. Während das Wasser aufheizte, installierte Thomas die Solardusche schon einmal an einer Birke in der Nähe unseres Bootes. Das Duschen war eine Wohltat und das Wasser angenehm warm. Jetzt konnte ich sogar meine Haare föhnen, da wir am Strom angeschlossen waren. Auch das war sehr angenehm. Anschließend begaben wir uns auf die Suche nach einer Bar, hauptsächlich, um dort die Toiletten zu benutzen. Die einzige „Bar“ die wir dann fanden, war kurz davor zu schließen, doch es gab dort eine Toilette (an der man zwar die Tür nicht richtig schließen konnte, da dort bereits die ganzen Gartenstühle für die Nacht gelagert waren), und wir erhielten jeder noch 0,5 l Panaché. Dort gab es auch Chablis, der in dieser Region hergestellt wurde, doch eine normale Flasche sollte 20 € und eine vom Besseren sogar 25 € kosten. Daher verzichteten wir darauf, eine zu kaufen und schlenderten langsam zum Boot zurück, wo wir noch etwas tranken (Rosé und Sangria) und Thomas seine Videos von der Fahrt bearbeitete und ich die Tagesereignisse aufschrieb.

 

Fahrstrecke: 14 km

Schleusen: 7

 

Donnerstag, 02.08.2012

 

Coulanges-sur-Yonne

 

Heute Morgen war es bewölkt und nicht so warm, wie gestern. Nach dem Waschen und Frühstücken kamen wir mit unseren Nachbarn (Deutsche aus Cuxhaven) ins Gespräch. Sie wollten in die gleiche Richtung, wie wir. Sie erzählten uns, dass es gestern – wohl vor unserer Ankunft – in „unserer“ ersten Schleuse in Vincelles einen Unfall gegeben habe, beim Hochschleusen sei ein Boot gesunken, da es sich verhakt habe. Aber viel mehr wußten sie auch nicht.

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Wir legten zusammen um 11.05 Uhr ab, und mußten vor der ersten Schleuse erst einmal warten, da der Schleuser zwei Boote von oben erwartete und die Schleuse sowieso oben war. Als sich nichts tat, schloss er die oberen Tore und ließ das Wasser ab, so dass wir einfahren konnten. Als wir gerade in die Schleuse eingefahren waren, kamen die zwei erwarteten Boote. Nach dieser Schleuse schafften wir bis zur Mittagspause gerade noch eine Schleuse. Wir fuhren dann bis zur nächsten Schleuse weiter und legten dort an, obwohl das gar nicht so einfach war, da es dort wieder nichts zum Anlegen gab und die Bedingungen am Ufer auch nicht dazu einluden, dort anzulegen: am Ufer waren ziemlich hoch Steine aufgeschichtet, so dass man ganz schnell dort auflief, außerdem war die Böschung sehr steil, so dass man dort gar nicht gut an Land kam. Warum es hier vor den Schleusen keine Anleger gibt und einem das Anlegen so schwer gemacht wird, ist uns schleierhaft.

 

Die restliche Zeit der Mittagspause verbrachten wir Kekse essend und lesend. Als es 13 Uhr war, fuhr oben ein Boot in die Schleuse, und als dieses herausfuhr, fuhren wir ein. Die Cuxhavener blieben noch liegen, und wir hatten ein ziemlich verwahrlostes Boot mit einigen Kajaks und Matratzen oben drauf mit in der Schleuse. In allen weiteren Schleusen waren wir danach alleine.

 

Ursprünglich wollten wir in Câtel-Censoir übernachten, da es dort Sanitäranlagen und Einkaufsmöglichkeiten gab. Der dortige Bootsvermieter (le boat) wollte uns auch einen Liegeplatz zuweisen, doch als wir von ihm erfuhren, dass die Sanitäranlagen nur bis 17.30 Uhr geöffnet seien, beschlossen wir, bis nach Surgy zu fahren, da dort auch Sanitäranlagen und Einkaufsmöglichkeiten vorhanden waren.

 

Als wir an die nächste Schleuse kamen, hatten sich gerade die Tore  geschlossen, um ein Boot (Frijheid) hochzuschleusen. Als dies oben war, kamen drei Boote hinunter und wir konnten einfahren. An der nächsten Schleuse kamen wir wiederzu spät, die „Frijheid“ war gerade am Hochschleusen. An der dritten Schleuse hatte man auf uns gewartet, was wir dann wirklich gut fanden, und wir schleusten noch zwei weitere Schleusen miteinander. Nach der dritten Schleuse legte das Boot im „Hafen“ von Coulanges-sur-Yonne an, während wir noch ca. 1,5 km weiterfahren wollten. Auf diesem Stück gelangten wir an eine Hebebrücke, unter der wir so nicht drunter her kamen. Ich ging an Land, konnte aber niemanden entdecken, der die Brücke hätte öffnen können. Thomas kam auch an Land und fand den „Knopf“ mit dem man die Brücke bewegen konnte. Wir öffneten die Brücke, Thomas passierte die Anlage und ich schloss die Brücke wieder. Wir setzten unsere Fahrt fort, und nach 500 m erreichten wir Surgy. Doch da, wo die Liegestellte mit Duschen und Strom eingezeichnet war, war eigentlich nur eine Liegestelle. Kein Strom, und dort, wo vermutlich mal die Sanitäranlagen gewesen waren, war nur ein abgeschlossenes Häuschen mit vergammelten Außenwaschanlagen. Zudem gab es Mücken en masse. Da es uns bis nach Clamecy, dem nächsten Hafen mit Sanitäranlagen, zu weit war, beschlossen wir zum nächsten Ort zurück zukehren und dort zu übernachten. Hier gab es zwar auch keine Sanitäranlagen, aber ein Restaurant, in dem Thomas die Toiletten aufsuchte, während ich in den Ort ging, um Baguette zu kaufen. Glücklicherweise fand ich auch noch einen Supermarkt, wo ich Schinken (für unser noch vorhandenes Paket Garnelen) und Salatzutaten kaufen konnte. Da ich zu Fuß war und die Geschäfte ca. 1,5 km entfernt waren, dauerte es entsprechend lange, bis ich wieder zurück war. Als ich am Boot ankam, hatte ich das halbe Baguette bereits verspeist und Thomas, vermutlich in dem Glauben, ich käme n i e  wieder, hatte Nudeln für Miracoli gekocht. Das fand ich natürlich absolut blöd. Ich, die sowieso vom vielen zur Schleuse laufen und dort warten und kurbeln, eh schon ziemlich müde war, dann noch in den Ort zum Einkaufen gelaufen war, war eigentlich völlig umsonst gelaufen. Das hätte ich mir sparen können. Thomas wollte dann die Nudeln für den nächsten Tag aufheben und heute die Garnelen mit dem frischen Salat essen, was wir dann auch so machten.

 

Heute war es nicht so warm, wie gestern, aber angenehm. Immer wieder türmten sich dicke Wolken auf, aber es blieb trocken, und wenn die Sonne dann durchkam, wares sehr heiß. Immer wieder verliefen Kanal und Yonne im selben Bett und trennten sich dann wieder. Das machte die Fahrt abwechslungsreich und interessant. Auch die Landschaft war interessant. Bis auf unsere erfolglose Hafensuche, die sehr frustrierend war, war der Tag nett. Zum Ausklang gab es Wein und Sangria bei aufgelockerter Bewölkung und einem Gespräch mit einem Holländer, der mit Hund und Wohnwagen auf dem Heimweg war. Später guckten wir noch eine Folge „24“ und krabbelten ins Bett.

 

Fahrstrecke:25 km

Schleusen:11

Fahrstreckegesamt: 39 km

Schleusengesamt: 18

 

Freitag, 03.08.2012

 

Clamecy

 

Heute Morgen fanden wir beim Aufstehen einen strahlend blauen Himmel vor. Nach Waschen, Frühstücken und Spülen legten wir um 10.30 Uhr ab, nachdem zwei Boote aus der direkt hinter uns liegenden Schleuse gekommen waren. Wir fuhren hinter dem ersten Boot her, wobei das zweite zurück blieb. Die zwei ersten Schleusen klappten ohne besondere Vorkommnisse. Die Dritte war direkt vor dem Hafen von Clamecy, und wir schafften sie nicht mehr vor der Mittagspause, da wir um Punkt 12 Uhr im Ort ankamen. Nach dem ich zu Fuß die Lage gepeilt hatte, beschlossen wir hinter der „Frijheid“ her, die wir hier wieder getroffen hatten, in die Schleuse zu fahren und dort zu warten. Hier war es auch etwas schattig, was wir gut gebrauchen konnten. Um 13.05 Uhr kam dann auch der Schleuser, und wir waren bald oben und konnten in den Hafen fahren, der klein und überschaubar, aber sehr nett war. Wir suchten uns einen Platz, wo wir Strom bekommen konnten, und die Sanitäranlagen waren auch nicht weit. Thomas schlug vor, in die Stadt zu gehen und – wenn möglich – einen „Salade de chèvre chaud“ zu essen.

 

Gerade, als wir gehen wollten, kam eine ältere Dame von der „Frijheid“ und sagte, sie hätten sich schon gefragt, wo wir auf dem kleinen Boot denn wohl schlafen würden. Dies zeigten wir ihr, und sie war ganz begeistert. Vom Dialekt her stellten wir sofort fest, dass es sich um eine Schweizerin handelte. Mit den Männern von dem Boot hatten wir bereits gesprochen, dabei aber keine Nationalitätszugehörigkeit heraushören können. Sie erzählte, dass zwei ihrer Begleiter schon lange in den USA leben würden. Thomas fragte sie nach dem Unfall, der in der Schleuse unseres Starthafens passiert war, den sie von Land aus wohl unmittelbar miterlebt hatten, und sie sagte, dass sie davon Fotos hätten, die sie uns zeigen wollten.

 

Zunächst gingen wir in den netten, alten Ort mit krummen und schiefen Straßen und Häusern, um ein Restaurant zu finden. Nach einiger Zeit fanden wir auch eines, das wir auswählten, weil ich befürchtete, dass wir bald sowieso nichts mehr zu essen bekommen würden, weil es schon fast 14 Uhr war. Doch wir hatten Glück, allerdings entpuppte sich dieses Restaurant als nicht gerade günstig. Auch das, was auf der Karte stand, war nicht gerade das, was wir uns so vorgestellt hatten. Wir wählten nur eine Vorspeise, und zwar ein Schneckenragout, das sehr lecker, aber nicht gerade viel war. Aber gut, wir wollten ja eh nicht so viel essen. Für dieses Essen mit zwei Kir, zwei Gläsern Wein und einer kleinen Flasche Perrier zahlten wir dann mal eben 53 €!

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Nach diesem „ausgiebigen Mahl“ gingen wir zum Boot zurück, um eine kleine Siesta zuhalten. Während Thomas schlief, begann ich schon mal, alles zu schreiben.

Nachdem Thomas wieder wach war, gab es einen Kaffee und ein paar „Möwenplätzchen“. Dann liefen wir in die Altstadt, um diese zu besichtigen. In der im Reiseführer angepriesenen „Chocoladerie“ versuchten wir, ein paar Pralinen zu kaufen, doch dort waren so viele Kunden, die bedient werden wollten, aber niemand der sie bediente, so dass wir unverrichteter Dinge wieder hinausgingen. Ähnlich ging es uns in einem Weinkeller: der „Verkäufer“ war in einem angeregten Gespräch mit einer Kundin vertieft, die aber – soweit wir das erkennen konnten – nichts kaufte, aber wir wurden auch nicht bedient, so dass wir nach einer Viertelstunde seinen Laden ebenfalls ohne eine Flasche Wein wieder verließen. So richtig auf Zack schien man in dieser Stadt nicht zu sein.

 

Als wir zurück waren, gingen wir zu den Schweizern, die uns die Fotos von dem Bootsunfall in der Schleuse und die Fotos von unserer eigenen „Panne“ beim Slipen zeigten. Diese überspielte wir auf unser iPad.   

 

 

Danach ging ich duschen, während Thomas das Abendessen (Miracoli - die Nudeln waren ja schon fertig) zubereitete. Nach dem Essen und Spülen reparierte Thomas den Wasserschlauch von unserer Wasserversorgung, der immer Wasser verlor und ging duschen, während ich mal kurz im Boot herumsaugte. Danach ging es zum gemütlichen Teil.

 

Fahrstrecke:11 km

Schleusen: 3

Fahrstrecke gesamt: 50 km

Schleusen gesamt: 21

 

Samstag, 04.08.2012

 

Tannay

 

Heute Morgen standen wir etwas später auf, Thomas holte Baguette, und nach dem Frühstück und Spülen gingen wir in die Altstadt, wo heute Markt war. Dort erstanden wir Cocktailtomaten (für Salat Caprese) und zwei Flaschen Wein. Anschließend suchten wir noch einen Supermarkt auf, wo wir Getränke, Käse, Cola und was Süßes erstanden. Putenschnitzel bekamen wir beim Fleischer. Danach verstauten wir alle Sachen auf dem Boot und versuchten herauszufinden, wo wir denn noch eine Tankstelle finden könnten. Dies erwies sich als nicht ganz einfach. Wir warteten dann noch extra bis 13 Uhr, um den Schleuser zu fragen, doch der konnte uns auch keine Tankstelle in der Nähe nennen. Daraufhin füllten wir den 10 l- Kanister in den Tank um, der dann wieder voll anzeigte und legten um 13.20 Uhr ab.


Obwohl das Wetter sonnig und warm war, waren kaum Boote unterwegs und wir immer alleine in den Schleusen. Wir ließen es gemütlich gehen. Die Strecke war abwechslungsreich und schön, und wir waren immer alleine unterwegs. Es kamen uns vielleicht zwei oder drei Boote entgegen, das war alles. Alle Schleusen waren schon für uns passend, wenn wir dort ankamen, und so erreichten wir um kurz nach 17 Uhr Tannay, wo wir übernachten wollten.

 

Hier befand sich ein „le boat“- Vermieter. Die Dame am Empfang war nett, bat uns aber, gleich noch einmal zu ihr zu kommen, da sie jetzt gerade ganz viel Kundschaft (alles Deutsche) hatte, die abgefertigt werden mußte. Als wir an der Reihe waren, sagte sie, dass die Übernachtung 11 €/Nacht kosten würde, Strom 4 €. Wir fragten nach Duschen und Toiletten, doch sie sagte, die seien nicht in Betrieb, weil sie Probleme mit dem Wasserdruck und der Temperatureinstellung hätten. Als wir nach einer Tankstelle fragten, erklärte sie, dass diese ca. 2 km entfernt sei, ebenso wie eine Bäckerei. Nachdem wir ihr mitgeteilt hatten, dass wir zwar Strom benötigten, aber nur ganz wenig für das Beatmungsgerät, wollte sie gar kein Geld mehr von uns, auch nicht für die Übernachtung, damit waren wir auch einverstanden. 

 

Thomas fragte dann einen gerade heute mit dem Auto angekommenen Deutschen, ob er vielleicht, wenn er in den Ort führe, uns 10 l Benzin und zwei Baguette mitbringen könnte. Da er sowieso noch einkaufen wollte, war er gerne bereit dazu. Dafür erhielt er von Thomas einen Flieger.

 

Ich zog mich dann um, um endlich einmal joggen zu gehen und ließ Thomas mit den Abendessen- und Duschvorbereitungen alleine zurück. Dafür hatte er aber auch ein tolles Programm ringsherum, nämlich die Einweisungsfahrten der Mietbootfahrer!

 

Nachdem ich gejoggt und geduscht  hatte (Solardusche), gab es lecker gegrillte Putensteaks mit frischem Salat und Baguette (vom Vormittag). Während unseres Essens kam der freundliche Mann mit unserem Benzin und Baguette (die ja erst für morgen gedacht waren) zurück. Unser Essen war echt lecker, und nach dem Spülen ging Thomas „solarduschen“.

 

Bevor wir zum gemütlichen Teil übergingen, riefen wir noch Annette an, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren. Das hatten wir schon den ganzen Tag erfolglos versucht, hatten aber jetzt Glück.

 

Den Abend beendeten wir mit Wein und Sangria bei Kerzenschein. Leider fing es dann auch noch an zu nieseln, so dass unsere Handtücher und meine Joggingsachen erst einmal nicht trockener, sondern nasser wurden. Aber wir hofften auf gutes Wetter morgen, so dass sie dann trocknen würden.

 

Fahrstrecke: 16 km

Schleusen: 9

Fahrstrecke gesamt: 66 km

Schleusen gesamt: 30

 

Sonntag, 05.08.2012

 

Chitry-les Mines

 

Als wir heute Morgen aufwachten, war es erst ziemlich bewölkt, beim Frühstück jedoch hatte sich die Bewölkung bereits aufgelockert. Beim Start gegen 10.30 Uhr war es überwiegend sonnig und warm. Wir absolvierten die erste Zugbrücke und Schleuse. Die zweite Schleuse war ca. 300 m dahinter. Als wir dort eingefahren waren, konnte man vor der ersten Schleuse ein Boot sehen. Der Schleuser dieser Schleuse fuhr mit seiner Mofa zur ersten Schleuse und dann noch weiter, vermutlich um zu sehen, ob noch mehr Boote im Anmarsch waren. Dies war der Fall, was ich kurz darauf sehen konnte. Also warteten wir ca. eine halbe Stunde in dieser Schleuse, bis die beiden Boote (Dänen und Schweizer) endlich bei uns ankamen. In der ersten Schleuse war auch keiner der Bootsfahrer auf die Idee gekommen, dem Schleuser beim Öffnen der Tore behilflich zu sein, daher dauerte es auch so lange. Wir hatten zuerst in der Schleuse ganz hinten gelegen. Nachdem das erste Boot zu sehen war, waren wir in die Mitte gerückt, und nachdem das zweite Boot aufgetaucht war, ganz nach vorne. Diese Schleuse war 2,90 m tief, und als das erste Boot darin auftauchte, rief der ältere Mann der Dänen nur „He“ zu mir, damit ich seinen Tampen annehmen und um den Poller legen konnte. Das fand sich schon ganz schön dreist, zumal keiner von den sechs Leuten auf die Idee gekommen war, mal vor der Schleuse an Land zu gehen, wie ich das immer mache. Beim dritten Boot half ich auch mit dem Tampen. Währenddessen fuhr das mittlere Boot fast in unsere "Sammy Jo" hinein. Nachdem Thomas gebrüllt hatte, hielt man gebührlichen Abstand von uns. Das Schleusen in sich war unspektakulär, es dauerte nur sehr lange, da die Schleuse so tief war. Als wir dort hinauskamen, war es bereits 11.40 Uhr, so dass wir die nächste Schleuse, die nur 1.100 m entfernt war, gerade noch so schaffen konnten. Diese Schleuse war 2,70 m tief, und ich ging – wie gewöhnlich, wenn es eben möglich war - vor der Schleuse an Land. Und siehe da, die anderen hatten dabei scheinbar etwas gelernt: von beiden Booten ging auch jemand an Land! So absolvierten wir die nächste Schleuse ohne Probleme. Es ging sogar einer vom mittleren Boot an Land, um dem Schleuser zu helfen, die Tore zu öffnen, wie ich es bei der Schleuse davor gemacht hatte.

 


Nach diesem Schleusenvorgang war Mittagspause. Das Boot der Schweizer legte schon zeitig an, während uns die Dänen noch weiter folgten, aber dann auch anlegten. Wir fuhren noch weiter, bis kurz vor die nächste Schleuse (an der Schleuse direkt konnte man nicht anlegen, da keine Anlegevorrichtung vorhanden und auch das Ufer steil und voller Brennnesseln war). Also fuhren wir etwas zurück, bis kurz vor die letzte bewegliche Brücke, und machten 20 Minuten Pause. Die nächsten vier Schleusen blieben wir alleine. Als ich an der dritten Schleuse  (Nr. 31 – Gravier) ankam, sah ich, dass im Schleuserhäuschen ein Restaurant war. Daraufhin beschlossen wir, hier Rast zum machen und etwas zu essen, zu trinken und auf die Toilette zu gehen. Auf der Speisekarte stand: „Salade de chèvre chaud“. Da war es natürlich keine Frage mehr, was wir bestellen würden. Und das war das Beste, was uns an diesem Tag passierte: der Salat war einfach köstlich! Vermutlich der beste „Salade de chèvre chaud“, den wir jemals gegessen hatten!


 

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Während wir noch am Essen waren, kamen zwei Boote: das erste war die Familie (aus Essen), mit der wir zusammen in Tannay gelegen hatten und die von dort gestartet waren, das zweite war das Boot der Schweizer. Als diese beiden Boote in der nächsten Schleuse (300 m weiter) waren, gingen wir zu unserem Boot zurück und absolvierten die nächsten zwei Schleusen wieder alleine. 

 

Nachdem wir noch eine bewegliche Brücke passiert hatten, erreichten wir den Hafen Chitry-les Mines, wo wir übernachten wollten. Ein kleiner Hafen mit Sanitäranlagen und Gastronomie. Der Chef des Hafens kam auch sofort und war beim Anlegen behilflich. Zuerst tranken wir ein Panaché, bezahlten für Übernachtung (3,50 €), Strom (3,50 €) und zweimal duschen (je 2 €) insgesamt 11 Euro. Bislang hatten wir ja noch nirgendwo etwas bezahlen müssen, von daher war es ok.

 

Im Reiseführer stand etwas von einem Schloss in der Nähe, das man nach Voranmeldung hätte besichtigen können, das wollten wir zwar nicht, eigentlich es nur einmal von außen sehen. Da es nur 500 m vom Hafen entfernt war, liefen wir dorthin, aber sehen konnte man von der Straße aus nichts, so liefen wir langsam wieder zurück und machten noch einen Abstecher hinuntrer zur Yonne, durch die auf einmal ein Reiter mit Pferd watete. Doch dieser waren genauso schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war.

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Auf dem Weg zurück zum Hafen konnte man über einen Feldweg zur Rückseite des Schlosses gelangen, allerdings waren die Stallgebäude, die man von hieraus sehen konnte, nicht sehr gut in Schuß. Doch hier gab es bereits reife Brombeeren, von denen ich eine Handvoll pflückte.

 

Als wir uns unserem Boot näherten, waren die dunklen Wolken, die schon beim Weggehen zu sehen gewesen waren, noch dunkler geworden, und unmittelbar bevor wir am Boot waren, fing es an zu regnen. Ich ging dann zuerst duschen, danach Thomas. Mittlerweile regnete es sich so richtig ein, so dass wir alle Schotten dicht machten.

 

Da wir um 14.30 Uhr erst gut gegessen hatten, schlug Thomas vor, heute keinen Salat mehr zuzubereiten, sondern vielleicht später noch ein paar Chips zuessen. Allerdings hatten wir noch Baguette von gestern, was wir dann später erst einmal verspeisten. Außerdem bereiteten wir uns zwei Portionen Mousse au chocolat und eine Portion „Sahne“ von WW zu, die zunächst in den Kühlschrank wanderten. Dann schauten wir eine Folge von „24“, während es immer noch regnete. Kurz vor Ende der Folge aßen wir den Pudding, der sehr lecker war. Nachdem „24“ zu Ende war, spülten wir schnell die paar Sachen weg und gingen hoch zu dem Snack-Restaurant.  Es hatte sich ganz schön abgekühlt und ich holte mir meine Fleecejacke aus dem Boot. Wir tranken einen Wein / Panaché und sahen dem Treiben in dem Zelt zu. Trotz des schlechten Wetters (es hatte mittlerweile allerdings aufgehört zu regnen, und die Sonne ließ sich kurzzeitig sehen) waren viele Leute dort, und die Chefin und ihre (vermutlich) Söhne halfen gut mit, aber sie waren auch sehr lustig. Einer der beiden wischte die Küche, und um sie anschließend schneller zu trocknen, „tanzte“ er danach auf einem trockenen Wischlappen durch den Raum. Wir kauften noch ein Pain für den nächsten Tag und sahen uns im Boot noch eine Folge „24“ an, bevor wir schlafen gingen.  

 

Fahrstrecke: 14,5

Schleusen: 9

Fahrstrecke gesamt:  80,5 km

Schleusen gesamt: 39

 

Montag, 06.08.2012

 

Baye

 

Heute Morgen standen wir um 8 Uhr auf, da wir ja eine sehr schleusenreiche Strecke zu bewältigen hatten. Durch den gestrigen Regen hatte es sich sehr abgekühlt. Nach dem Frühstück mit dem Pain, das wir am Vorabend im Hafen bei der Dame vom Snack gekauft hatten, spülten wir und legten um 9.20 Uhr ab. Die ersten sechs Schleusen waren völlig unproblematisch, und wir waren immer alleine. Als wir in der 7. Schleuse (Nr. 20 – Bois des Taureaux) ankamen, war kein Schleuser vor Ort. Wir hatten aber in der Schleuse davor erfahren, dass die beiden Schleuser von Schleuse 18 für vier Schleusen zuständig waren. Wir warteten und warteten, bis einer der Schleuser (vermutlich) von Schleuse 19, kam und sagte, wir müßten warten, weil von unten zwei Boote kämen. Bis das Boot (es war nur eines, und zwar das Schweizer Pärchen vom Vortag) endlich zu uns stieß, lagen wir bereits eine halbe Stunde in der Schleuse: ich stand oben, Thomas saß unten. Nachdem das Boot festgemacht hatte, kam ein Schleuser, den wir bei den anderen Schleusen noch nicht gesehen hatte und versuchte, mir klarzumachen, dass es jetzt Mittag wäre und wir hier drin warten müßten, bis die Mittagspause vorbei sei. Allerdings war es erst 11.45 Uhr! Ich sagte, dass es ja noch nicht Mittag sei, darauf antwortete er, dass es eine halbe Stunde dauern würde, bis die Schleuse voll wäre (das wäre dann die erste Schleuse gewesen, die so lange dauern würde!), und dass sie nicht länger machen dürften. Ich erzählte dem jungen Mann, dass wir bereits eine halbe Stunde in dieser Schleuse lägen, um auf das andere Boot zu warten, und jetzt sollten wir noch eine Stunde darin liegen, damit wären wir nicht einverstanden (zumal es noch gar nicht 12 Uhr war). Auch hätte ich gar nicht die Möglichkeit gehabt, aufs Boot zu gelangen, was sollte ich oben machen? Der Mann meinte, ich könne ja ein bißchen spazierengehen! Tolle Wurst. Hier war absolut nichts los.

 

Dann kam einer der Schleuser von den vorherigen Schleusen, der nicht viel dazu sagte. Ich erklärte noch einmal, dass wir ja bereits eine halbe Stunde in dieser Schleuse gelegen hätten und jetzt nicht noch eine Stunde dort liegen wollten, zumal es durch das einströmende Wasser, das über die Schleusentore in die Schleuse lief, so laut war, dass Thomas und ich uns nicht einmal unterhalten konnten. Ich sagte, sie sollten wenigstens die hinteren Tore schließen, dann würde die Schleuse von alleine volllaufen (von dem Wasser, das über die Tore floß). Wir könnten besser oben warten, als unten. Sie diskutierten das kurz durch und schlossen die Tore. Dann öffneten sie zusätzlich die vorderen Schotts, und wir dachten schon, dass sie uns doch noch hinausfahren lassen wollten, doch sie verließen die Schleusenanlage um 11.59 Uhr, obwohl nur noch 20 cm Wasser bis oben fehlten!!! Das fanden wir unverschämt. Wenn wir vorher nicht so lange diskutiert hätten, hätten sie uns ohne Probleme in der offiziellen „Arbeitszeit“ schleusen können, ohne eine Minute länger machen zu müssen!

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Jedenfalls lagen wir nun oben in der Schleuse, und hier war es jetzt wenigstens still. Die Schweizerin meinte, wir würden ja die Tore wohl aufbekommen. Doch Thomas riet davon ab, weil wir im Elsass schon einmal Ärger bekommen hatten: die Leute von der VNF verstehen da nämlich keinen Spaß. Wenn wir hinaus gefahren wären, hätten wir ja auch wieder vor der nächsten Schleuse warten müssen. Dann fing es auch noch an zu regnen, da hätte ich oben an der Schleuse schön alt ausgesehen mit meinem „Spaziergang“! So machten wir uns erst einmal einen Cappuccino und aßen ein paar Plätzchen. Wir waren gespannt, wie pünktlich die „Herren“ denn zurück kämen.

 

Relativ pünktlich kam einer der Schleuser zurück, bestimmt erstaunt, dass wir noch brav in der Schleuse lagen, und ließ uns aus der Schleuse. Jetzt hatten wir noch drei Schleusen, bis die Schleusentreppe von 16 Schleusen auf  3.200 Metern kam. In den letzten beiden Schleusen war ein sehr klugscheißerischer Schleuser, der uns riet, das große Boot vorfahren zu lassen, da dies sicherer sei. Auf meine Frage, wieso, meinte er, dass an den nächsten Schleusen nur junge Schleuser seien, die sinngemäß nicht sehr rücksichtsvoll mit dem Einlassen des Wassers wären. Da wir seinen Rat zwischen der ersten und zweiten Schleuse nicht befolgt hatten, meinte er wohl, dass er es uns in der zweiten Schleuse mal so richtig zeigen müßte: er öffnete beide Schotts direkt nacheinander, so dass unser Boot richtig gut ins Schaukeln kam, doch dies war noch lange nicht so dramatisch, wie wir es in Béziers erlebt hatten. Eigentlich war es sehr unspektakulär, es schaukelte eben etwas mehr. Dennoch befolgten wir seine Empfehlung nach der Schleuse und wechselten mit dem nachfolgenden Boot der Schweizer die Position. Das Resultat in den folgenden Schleusen war, dass dieser mächtig mit dem einströmenden Wasser zu kämpfen hatte, während wir total relaxed dahinter lagen, obwohl die jungen Schleuser im Gegeneil sehr umsichtig und vorsichtig mit dem Einlassen des Wassers waren, genau das Gegenteil, wie es uns prophezeit worden war und wie er es mit uns gemacht hatte.

 

Diese 16 Schleusen zogen sich echt hin. Wir begannen um 14 Uhr mit der Schleuse Nr.16 und waren um 17.25 Uhr mit der Schleuse 1 durch. Fast den gesamten Weg lief ich zu Fuß, da es sich nicht gelohnt hätte, wieder an Bord zugehen, und da es hier an den Schleusen keine Möglichkeit gab, einigermaßen gut anzulegen und an Land zu gehen oder springen, zog ich es vor, zu laufen. Dies bedeutete natürlich auch, dass ich kaum Gelegenheit hatte, mich zu setzen. Zwischendurch gab es immer mal wieder kleinere Schauer, nicht dramatisch, aber nervig. War die Sonne da, war es sofort total heiß, anders herum konnte es bei starker Bewölkung im Zusammenhang mit Wind so frisch sein, dass ich meine Jacke benötigte. Mein Spruch des Tages war: „Ich kann schon die nächste Schleuse sehen!“

 

Nach der letzten Schleuse montierte Thomas unsere Navigationsbeleuchtung an, und das Stück vor dem Tunnel glich einer Dschungelsafari, ähnlich, wie im Elsass. In den drei Tunneln (212, 268 und 758 m) war es ganz schön kalt und stockdunkel (trotz der eigenen Beleuchtung). Allerdings war Thomas durch unser eigenes Ankerlicht so geblendet, dass er auch nichts sah, selbst eine zugeschaltete Taschenlampe war nicht großartig hilfreich.

 

Als wir den letzten Tunnel passiert hatten, fuhren sich die Schweizer beim Ausweichen eines entgegen kommenden Bootes, das auf die Freigabe zur Tunnelpassage wartete, am Ufer fest. Wir verstanden auch nicht, warum dieses Boot die Durchfahrt so versperrte, denn die Ampel stand für die Boote noch auf rot. Wir boten an, zu helfen, doch sie schafften es letztendlich dann alleine, freizukommen.

 

Direkt dahinter lag der Hafen von Baye, in dem wir übernachten wollten. Hier trafen wir die Essener von Tannay, die dort neben uns übernachtet hatten, wieder. Das Hallo war groß, und wir tauschten uns erst einmal über die Erlebnisse unserer Fahrten aus.

 

Wir meldeten uns im Hafenbüro an und bezahlten (für die Übernachtung mit Wasser  5 €, für Strom 4 € und für zweimal duschen je 2 €) 13 €, zuzüglich für zwei Flaschen Rosé 10 €. Allerdings konnte man nur bis 18.30 Uhr duschen, was ich dann auch tat, während Thomas schon mal begann, das Abendessen (Salat Caprese) vorzubereiten. Als ich vom Duschen zurückkam, half ich schnell, das Essen fertigzustellen, und wir aßen mit großem Appetit und Hunger. Dazu verspeisten wir das letzte Brot, welches wir noch vom Abend vorher hatten. Nach dem Spülen föhnte ich mir die Haare, während wir mit den Essenern ins Gespräch kamen. Man bot uns einen Whiskey an, und nach dem Thomas Grisu’s verschenkt hatte, lud man uns auf ihr Boot ein. Dort verbrachten wir bei schönem Sonnenuntergang einen netten, feucht-fröhlichen Abend, bis wir um 11 Uhr in unser Bett wankten.  

 

 

In dieser Nacht fand ich es sehr feucht-kalt, und so stellten wir irgendwann den kleinen Heizlüfter auf, damit auch morgens der Rest nicht so klamm sein würde. Wenn wir schon so ein Ding besaßen, konnten wir es auch nutzen!

 

Fahrstrecke: 15 km

Schleusen: 28

Fahrstrecke gesamt: 95,5 km

Schleusen gesamt: 57

 

Dienstag, 07.08.2012

 

Châtillon-en-Bazois

 

Als wir aufwachten, war es schön warm im Boot, und Thomas begab sich zum Duschen, während ich mich wusch und schon mal den Kessel mit warmem Wasser füllte. Firas von den Essenern, hatte uns vom etwas entfernter gelegenen Supermarkt ein Pain mitgebracht, und, nachdem ich unsere Wäsche in der Waschmaschine verfrachtet hatte, frühstückten wir bei Sonnenschein. Leider zogen etwas später wieder Wolken auf, so dass es gleich frisch wurde. Ich hatte gleich Waschmaschine und Trockner     (7 € + 5 €) gebucht, so dass ich die Wäsche nicht auf dem Boot aufhängen mußte, weil es relativ viel war und dann unser ganzes Boot zugehängt gewesen wäre. Die Essener (Talin, Karin, Jörg, Dalida und Firas) legten gegen 11.20 Uhr ab, nachdem die Ampel vor der Tunnelzufahrt auf grün gesprungen war. Sie wollten wieder zurück Richtung Tannay und eventuell noch weiter bis Clamecy fahren. Unsere Wäsche war da noch nicht trocken, so dass wir noch warten mußten, aber wir wollten ja sowieso in die andere Richtung weiterfahren. Während ich schrieb, saugte Thomas das Boot, und anschließend relaxten wir beim Sonne-Wolken-Mix.

 

Ein Skype-Telefonat mit Oliver war dahingehend aufschlußreich, dass zu Hause alles in Ordnung war, auch der Katze ging es gut. Um kurz vor 13:00 Uhr begaben wir uns Richtung Schleuse, wo bereits das Boot der Dänen lag. Den weiteren Tag fuhren wir gemeinsam durch die Schleusen. Da es von nun an bergab ging, war es für mich viel leichter: in der Schleuse brauchte ich nur kurz aus dem Boot, um den Tampen um den Poller zu legen, eventuell noch das Tor zukurbeln. Dann ging es runter. Beim Aufkurbeln des vorderen Tores half meistens einer der Dänen, die ja vorne lagen. So war das optimal. Auch waren es nicht mehr so viele Schleusen auf der Etappe.

 

Das Wetter war von dicken Wolken, bis großen wolkenlosen Abschnitten geprägt, von relativ frisch bis heiß, es war alles vertreten. Gegen 17.30 Uhr erreichten wir Châtillon-en-Bazois. Gleich zu Beginn sah man ein Schloß, das man von der Hafenseite noch besser sehen konnte, weil man quasi darum herum fuhr. Wir legten im Hafen des Canalous-Vermieters an, doch leider gab es hier keine Duschen und Sanitäranlagen, lediglich eine Toilette, die wir allerdings nur zu den Öffnungszeiten benutzen konnten. Aber es gab Wasser und Strom. Die Kosten beliefen sich auf 11 €/Nacht für Übernachtung, Wasser und Strom. Wir erkundigten uns nach einem Restaurant und einer Tankstelle, was hier alles vorhanden war. Zuerst gingen wir in einem Supermarkt einkaufen. Nachdem wir alles im Boot verstaut hatten, suchten wir uns eine Pizzeria. Dort bestellten wir als Vorspeise einen „Italienischen Teller“ (für beide zusammen) mitverschiedenen Schinken- und Wurstscheiben. Dazu erhielten wir ein Körbchen mit vier Mini- Scheiben Baguette und einem Stückchen Butter. Auf die Frage, ob das alles an Brot sei, meinte die Kellnerin, es wäre noch Brot im Ofen. Der Aufschnitt war lecker, aber ohne Brot nicht so prickelnd. Nach ca. 20 Minuten erhielten wir so etwas wie Pizzabrötchen, die außen verbrannt und innen nicht gar waren, außerdem fehlte Salz. Aber wir aßen es tapfer. Bis dann unsere Pizzen kamen, dauerte es noch einmal mindestens 25 Minuten. Meine Pizza war lecker, aber durch die Vorspeise konnte ich nicht alles aufessen. Thomas’ Pizza schmeckte ihm auch gut. Mit zwei Kir als Aperitiv, einem halben Liter Wein und einer Dose Cola zahlten wir 36 €. Darüber konnte man nicht einmal meckern.

 

Am Boot zurück machten wir uns sofort bettfertig und schauten noch zwei Folgen „24“. Als wir zum letzten Toilettengang das Boot verließen, war der Himmel voller Sterne. So etwas hatte ich noch nie gesehen: es waren wohl Millionen! Von dem Anblick konnte ich mich kaum losreißen, es war einfach wunderschön.

 

Fahrstrecke: 15 km

Schleusen: 14

Fahrstrecke gesamt: 110,5

Schleusen gesamt: 71

 

Mittwoch 08.08.2012

 

Penneçot

 

Heute Morgen war es beim Aufstehen schon sehr heiß, denn wir hatten bis 9 Uhr gewartet, damit wir auf die Toilette des Vermieters gehen konnten. Danach begann Thomas, sich am Boot zu waschen, dwobei die Wasserpumpe den Geist aufgab. Er checkte jedes mögliche Problem, aber ohne Erfolg. Ich wusch mich dann mit dem Wasser, das nur durch Schwerkraft aus dem Schlauch kam. Da Thomas weiter nach dem Fehler suchen wollte, fuhr ich mit dem Fahrrad los, um Baguette zu kaufen. Dabei fand ich einen Zeitungsladen, in dem es auch Postkarten gab. Ich kaufte 10 Stück inklusive Briefmarken, anschließend zwei Baguettes. Als ich zurückkam, hatte Thomas schon alles fürs Frühstück vorbereitet, und wir aßen gemütlich, bis eine Wespe begann, uns zu nerven. Sie hatte es auf meine selbstgemachte Marmelade abgesehen und war sogar so dreist, dort hinein zu fliegen und sich zu bedienen. Als mir das zu bunt wurde, beförderte ich sie samt der Marmelade um sie herum mit dem Löffel hinaus.

 

Nach dem Frühstück fuhr Thomas mit dem Fahrrad und dem 10 l-Kanister zum Tanken, während ich spülte und aufräumte. Danach begann ich, Karten zu schreiben, bis auf einmal ein Hund an der neben uns gelegenen Slipanlage auftauchte, ins Wasser starrte und kräftig mit dem Schwanz wedelte. Alle Lockversuche und Geräusche die ich machte, blieben absolut erfolglos, der Hund reagierte kein bißchen auf mich. Er starrte ins Wasser und wedelte weiter, bestimmt eine halbe Stunde. Was er dort Interessantes sah, konnte ich nicht herausfinden. 

 

Als Thomas zurückkam, war ich erst bei der zweiten Karte.  Aber er wollte noch einmal los, um Zutaten für unseren abendlichen Salat zu kaufen. Doch plötzlich kam ein Mitarbeiter von „Canalous“ angefahren, und Thomas fragte ihn, ob er vielleicht eine 12V-Wasserpumpe habe. Dieser meinte, dass das möglich sei, er aber dafür erst einen Schlüssel holen müsste, was 10 Minuten dauern würde. Als er zurückkam, hatte er zwar keine Pumpe, aber er gab unserer Pumpe eines auf die Nuß (er sagte  sinngemäß, dass diese Pumpen nicht so leicht kaputt gingen, sondern etwas härter angefaßt werden müssten), und siehe da, unsere Pumpe lief wieder.

 

Nachdem Thomas die Pumpe wieder zusammengebaut hatte, fuhr er nochmals los, aber mittlerweile hatten die Geschäfte zu, und er kam mit nur einer Gurke und einigen Kitkats zurück. Allerdings konnte er alle 10 Karten noch an der Post in den Kasten werfen. Da es mittlerweile kurz vor 13 Uhr war, die Schleuse für uns passend stand und die Tore geöffnet waren, fuhren wir dort hinein und warteten auf die Schleuserin, die dann auch kurze Zeit später eintraf.

 

Wir blieben die komplette Strecke alleine in den Schleusen, und es begegneten uns auch nur wenige Boote. Wir trafen unterwegs die Dänen wieder, die bereits vor der Mittagspause noch geschleust waren. Als wir sie sahen, waren sie gerade im Begriff anzulegen, und wir fuhren an ihnen vorbei.

 

Heute war es so heiß, dass wir immer froh waren, wenn wir durch den Schatten fahren konnten, was allerdings nicht sehr oft der Fall war. In einer Schleuse, als das Wasser schon größtenteils heraus gelaufen war, entstand hinter uns einrichtiger Strudel, und es war sehr laut. Man hatte das Gefühl, dass von hinten Wasser in die Schleuse einlief. Als ich Thomas darauf aufmerksam machte, hatte auch der Schleuser dies schon bemerkt, und es war tatsächlich so, dass er vergessen hatte, hinten ein Schott zu schließen, was er dann eiligst nachholte!

 

Im Reiseführer stand, dass man an Schleuse Nr. 24 bei Madame Vermenot Gemüse aus deren Garten zu kaufen könne. Außerdem sei es vom Blumenschmuck her die schönste Schleuse am Kanal, was wir so auch nur bestätigen können. Ich fragte sie nach Gemüse, doch sie sagte, sie seien heute Abend 10 Personen, von daher habe sie nichts übrig. Ich fragte sie, ob es denn im nächsten Ort eine Einkaufsmöglichkeit gebe, was sie verneinte. Dann fragte sie mich, woher wir kämen. Als ich sagte, dass wir Deutsche seien, sprach sie sogar einige Worte Deutsch. Sie fragte, ob wir denn heute nichts zu essen hätten. Ich erklärte ihr, dass wir noch eine Tomate, eine Gurke und etwas Salat hätten. Daraufhin sagte sie, wenn ich ihr beim Schleusen helfen würde, würde sie anschließend sehen, was sie mir verkaufen könne. Das tat sie dann auch. Ich erhielt vier dicke Tomaten, kaufte noch ein Glas selbstgemachte Marmelade und eine Flasche Wein für insgesamt 9,50 €. Ich fand es sehr nett von ihr, dass sie uns doch noch etwas verkauft hatte.

 

Wir fuhren weiter und erreichten kurz darauf gegen 17.20 Uhr den Hafen von Penneçot. Hier lag nur ein Boot, hinter das wir uns legten. Zunächst war niemand da, bei dem wir bezahlen konnten, und so gingen wir zum nahe gelegenen Restaurant, um ein kühles Panaché zu trinken. Dieser Hafen war an einen Campingplatz gekoppelt, ebenso die Sanitäranlagen, aber alles sauber und ok. Wir fragten, ob wir morgen früh ein Baguette kaufen könnten, doch die Dame dort sagte, dass der Bäckerwagen immer erst gegen Mittag käme. Wir fragten dann, ob wir bei ihr ein Baguette kaufen könnten, und sie empfahl uns, gegen Abend noch einmal wiederzukommen und nachzufragen.

 

Zurück am Boot begannen wir, auf dem vorhandenen Spielplatz bei den installierten Picknickbänken und Tischen den Salat für unser Essen zuzubereiten. Zu dem Salat gab es das restliche Baguette vom Morgen mit Camembert. Als Dessert gab es Mousse au chocolat. Danach war ich wirklich satt. Während wir noch so dasaßen, kam eine Dame (Schweizerin), die von uns 8 € Liegegebühr kassierte. Darin waren Duschen, Strom und Wasser mitenthalten. Wir unterhielten uns eine Weile sehr nett miteinander.

 

Danach gingen wir spülen und anschließend duschen. Da es im Boot immer noch sehr warm war, setzten wir uns an den Tisch am Spielplatz, der bereits im Schatten lag. Thomas bearbeitete seine Fotos am iPad, während ich begann, zu schreiben. Einer der Dänen, die mittlerweile auch hier eingetroffen waren, setzte sich zu uns und unterhielt sich mit uns, bis er zum Essen mußte. Er fragte noch, ob wir wüßten, wo man Brot kaufen könne, was wir verneinten.

 

Mittlerweile waren noch zwei Boote in den Hafen gekommen, der damit voll belegt war. Als es begann dunkel zu werden, begaben wir uns noch einmal zum Restaurant, um wegen des Brotes zu fragen. Dort saßen die Dänen bei kühlen Getränken. Als wir ihnen zeigten, dass wir Brot bekommen hatten, gingen sie auch los, um etwas zu kaufen. Wir gingen  zum Boot zurück und bald darauf ins Bett.

 

Fahrstrecke: 20 km

Schleusen: 8

Fahrstrecke gesamt: 130,5 km

Schleusen gesamt: 79

 

 

Donnerstag, 09.08.2012

 

Cercy-la-Tour

 

Dawir heute keine große Strecke vor uns hatten, ließen wir uns beim Aufstehen Zeit. Zum Frühstück gab es das Baguette von gestern Abend, dazu probierten wir die bei Mme Vermenot gekaufte Marmelade, und nachdem wir gespült hatten, legten wir gegen 11.25 Uhr ab. Die Dänen hatten bereits 20 Minuten vor uns abgelegt, doch vor der nächsten Schleuse hatten wir sie eingeholt und blieben in den nächsten zwei zusammen, d. h. in der zweiten Schleuse blieben wir 30 Minuten (Mittagspause) liegen, bevor es um 13 Uhr weiterging. Kurz hinter der Schleuse legten die Dänen an, während wir weiterfuhren. Heute war es sehr heiß, lt. Wetterbericht  29 °C, und wenig Schatten am Kanal. Fast überall, wo Schatten war, hatten Angler ihre Zelte aufgebaut, und wir mußten große Bögen um sie herum fahren, ohne von dem Schatten zu profitieren.

 

Gegen 14.30 Uhr erreichten wir Cercy-la-Tour, unser nächster Übernachtungshafen. Entgegen den Angaben im Guide waren hier keine Duschen, wohl aber öffentliche Toiletten und kostenlos Strom. Da der Steg, an dem wir lagen, um diese Zeit noch voll in der Mittagssonne lag, setzten wir uns oben am Treidelpfad unter Schatten spendenden Bäumen an einen Holztisch, an dem schon drei ältere Franzosen saßen. Ich schaute im Handy nach einem Supermarkt, als ein neu hinzugekommener Franzose fragte, ob ich mit dem Handy arbeiten würde. Ich erklärte, dass ich einen Supermarkt suche, ihn aber schon gefunden hätte. Wir unterhielten uns sehr angeregt mit den älteren Herrschaften, bis wir uns dann auf den Weg zum Einkaufen machten. Gerade, als wir los wollten, trafen die Dänen ein und legten neben uns an.

 

Wir nahmen zum Einkaufen das Fahrrad mit, damit wir nicht alles schleppen mußten. Auf dem Weg zum Supermarkt kamen wir am öffentlichen Schwimmbad vorbei, und Thomas machte mit dem Rad einen Abstecher dorthin, um zu sehen wie lange dort geöffnet war. Falls wir früh genug zurück wären, wollten wir evtl. dorthin, um uns abzukühlen und zu duschen.

 

Bis zum Supermarkt waren es bestimmt zwei Kilometer, aber es lohnte sich, da wir fast alles bekamen, was wir einkaufen wollten. Da 100 m von unserem Boot entfernt eine Bäckerei war, kauften wir im Superarkt kein Baguette, fürs Abendessen hatten wir noch etwas von gestern Abend und morgen Früh würde es dann frisches geben.

 

Auf dem Rückweg sahen wir vor einem Laden eine „Blechkatze“, die wir ganz witzig fanden, und Thomas meinte, wir sollten sie mitnehmen, meinen Einwand des Platzproblems ignorierend. Die Idee mit dem Fahrrad war gar nicht schlecht, erst einmal brauchten wir die Einkäufe nicht zu schleppen, andererseits konnteThomas schon mal vorausfahren und die Einkäufe verstauen, damit wir noch Zeit hatten, um schwimmen zu gehen.

 

Um 17 Uhr liefen wir mit Duschsachen und Handtüchern bewaffnet zum gegenüberliegenden Ufer des Aron / Kanals zum Schwimmbad. Der Eintritt kostete 2,20 €/Person. Bei dem Schwimmbad handelte es sich um ein ganz kleines Bad, mit mehreren, nicht allzu großen Schwimmbecken, jedoch ohne Liegewiese. Man konnte ca. 2 Meter um das Becken herum auf so etwas ähnlichem wie Waschbetonplatten liegen, oder sich auf eine Bank setzen. Auch das Gebäude, das zum Schwimmbad gehörte, war sehr klein. Rechts und links waren Umkleidekabinen, und wenn man zu den Becken wollte, mußte man durch einen Mittelgang, an dem rechts und links jeweils 3 Duschen waren. Man wurde quasi beim Betreten des Badebereiches u. U. schon nass, wenn dort jemand am Duschen war.

 

 

 

 

 

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Das Schwimmen war jedenfalls eine willkommene Abkühlung, wenn es auch im Bad  sehr voll war, und es dort von Kindern und Jugendlichen nur so wimmelte (in direkter Nähe zum Bad war ein Campingplatz). Aber zum Abkühlen war es genau das Richtige. Um 18 Uhr stellten wir uns dann auch unter die Duschen im Mittelgang, wo es sich jetzt bereits drubbelte. Man konnte zwar nicht „richtig“ duschen, aber es reichte, um wieder frisch zu werden und die Haare zu waschen. Auch war das Wasser eher kühl, aber egal.

 

Mittlerweile waren wir auch schon total ausgehungert, und als wir am Boot ankamen, begannen wir sofort mit den Vorbereitungen für das Abendessen: gegrilltes Putenfleisch mit frischem Salat und Baguette. Dies war schnell gemacht, und das Essen tat richtig gut. Danach waren wir allerdings so müde, dass wir keine Lust hatten, zu spülen. Und so telefonierten wir erst einmal mit Dennis und schrieben What’s App’s mit Oliver, der heute eine Prüfung gehabt hatte.

 

Da niemand vorbeikam, um zu spülen, entschlossen wir uns dann letztendlich doch, dieses zu tun, und eigentlich ging es auch ganz schnell. Jetzt schien auch noch einmal die Sonne unterhalb der Bäume auf unser Boot, was sehr angenehm war und ein schönes Licht bot.

 

Um den schönen Tag ausklingen zu lassen, saßen wir bei Wein (den von Mme Vermenot) und Sangria im Boot, bis auf einmal einer der Dänen, der Pizza geholt hatte, kam und fragte, ob wir auch ein Stück Pizza wollten, dann seien wir eingeladen, auf ihr Boot zu kommen. Wir waren ja eigentlich schon satt, sagten aber zu und gingen zu ihnen. Wir verbrachten einen netten Abend mit der Familie, und verständigten uns hauptsächlich in Englisch. Zu späterer Stunde bot man uns noch Kaffee an, den Thomas dankend annahm, ohne zu wissen, dass diesem Baileys zugefügt worden war. Jedenfalls schmeckte er ihm ausgezeichnet. Ich fragte dann, ob ich auch so einen Kaffee bekommen könnte, aber ohne Kaffee und erhielt dann den "Kaffee ohne Kaffee", was mir sehr gut schmeckte. Es war wider Erwarten ein schöner Abend mit den Dänen, und gegen 23.30 Uhr dackelten wir gut angetrunken in unser Bett.  

 

 

 

Fahrstrecke: 13 km

Schleusen: 5

Fahrstrecke gesamt: 143,5 km

Schleusen gesamt: 84

 

Freitag, 10.08.2012

 

Decize

 

Wir standen heute gegen 9.30 Uhr auf, wuschen uns am Boot und verbanden den Gang zur Toilette mit dem Erwerb von Baguette. Nach dem Frühstück, während dessen uns eine Wespe ärgerte, die immer an die Marmelade wollte, spülten wir. Als die Dänen Richtung Decize ablegten, packten wir unsere Badesachen und besichtigten zuerst die Altstadt, bevor wir nochmals zum Schwimmbad gingen.

 

Als wir gegen Mittag dort ankamen, war es absolut leer, was wir sehr begrüßten. Wir fanden sogar ein Stück verbrannte „Liegewiese“, auf der wir unsere Sachen deponierten und gingen ins Wasser. Ich glaube, heute war es mindestens so heiß wie gestern, wenn nicht sogar heißer. Während des Schwimmens zogen vereinzelte Wolken auf, was aber nicht unangenehm war.

 

Gegen 14 Uhr verließen wir das Schwimmbad, zum einen weil es dort jetzt voller wurde, zum anderen, um unser weiteres Vorgehen zu planen. Wir überlegten, eine weitere Nacht hier zu verbringen und dann in Decize unsere Tour zu beenden, oder heute nach Decize zu fahren und noch zwei weitere Tage zu fahren und unsere Route in Nevers zu beenden.

 

Auf dem Weg zum Boot tranken wir noch jeder ein Panaché (Thomas ein großes, ich ein normales), und am Boot angekommen, holten wir Handys und iPad hervor und setzten  uns in den Schatten auf die öffentlichen Bänke. Doch leider hatten wir jetzt kein Internet mehr, so dass wir uns die Slipanlagen in Decize und Nevers nicht per Streetview ansehen konnten. Wir hofften, dass wir noch einen Internetzugang bekämen, währenddessen föhnte ich meine Haare und holte uns etwas zu knabbern und zu trinken. Mittlerweile hatte sich wieder einer der Rentner vom Vortag an „unseren“ Tisch gesellt, später kam noch ein anderer hinzu.

 

Nachdem wir kein Netz erhalten hatten, beschlossen wir, nach Decize aufzubrechen.Thomas füllte noch den Wassertank auf, ich ging zur Toilette, und dann verließen wir um 15.20 Uhr Cercy-la-Tour.

 

Zu Anfang ging die Strecke noch einigermaßen, doch dann kamen wir an das bisher ödeste Stück unserer Reise. Der Kanal war hier so trostlos und baumlos, und obwohl die ersten ca. 8 km keine Schleuse kam, zog sich die Strecke endlos dahin. Es war fast unerträglich heiß, und es ging kaum ein Lüftchen. Die einzigen wenigen schattigen Stellen am Kanal waren von Anglern besetzt, so dass man dort nicht einmal entlang fahren konnte. An der ersten Schleuse, die wir erreichten (Roche), mußten wir auf einer „Pont canal“  warten, bis die Schleuse zum Einfahren bereit war. Auch hier gab es nicht ein Fitzelchen Schatten, und der Schleuser öffnete nur erst ein Schott, um Wasser in die Schleuse zu lassen. Obwohl diese nur  2 m tief war, dauerte es dadurch endlos, bis wir endlich einfahren konnten. Ebenso lange dauerte es, bis er uns hinunter geschleust hatte, weil er wiederum nur ein Schott öffnete. Ich hatte das Gefühl, dass er keinen Bock hatte, beide Schotts hochzukurbeln, damit er hinterher nicht beide wieder hinunterkurbeln mußte. Erst ganz am Schluß öffnete er das zweite Schott. Ich, die am vorderen Tor stand, dachte, ich würde in der Hitze eingehen und war froh, als wir diese Schleuse endlich verlassen konnten.

 

Der Kanal ging genauso öde weiter, doch in den nächsten Schleusen waren nettere Schleuser, und – obwohl sie tiefer waren – ging es dort viel schneller. Vor der letzten Schleuse war eine Ankerstelle, an der lt. Guide eine Slipanlage sein sollte, die wir jedoch nicht sahen. Auch die Schleuserin wußte von keiner. Als wir jedoch an die Stelle kamen, wo der Kanal mit der Loire zusammentraf, sahen wir eine Slipanlage, die einigermaßen ordentlich aussah. Wir fuhren von da in den Altarm der Loire, wo ein Hafen mit Wasser, Strom und Sanitäranlagen sein sollte. Thomas konnte gar nicht glauben, dass wir hier richtig waren, da das Fahrwasser sehr seicht war, doch im letzten Moment (kurz bevor er schon wieder umdrehen wollte) sahen wir einen Anleger, der völlig leer war. Wir legten dort an und fanden gleich Strom und Wasser. Auch, dass der Anleger im Schatten lag, kam uns sehr entgegen. Der Anblick auf die direkt vor unsliegende „Pont de la Vielle Loire“ war für sich alleine schon lohnenswert. Auch lag man hier mitten im Geschehen der Stadt. Direkt am Kai befand sich ein Office de Tourisme, wo wir uns nach Preisen und Sanitäranlagen erkundigten. Das Liegen hier war kostenlos, ebenso wie Strom und Wasser. Hinter dem Gebäude gab es eine öffentliche Toilette, die einen sauberen Eindruck machte, doch Duschen gab es hier keine. Man könne evtl. versuchen, auf dem nahe gelegenen Campingplatz zu duschen. Doch da wir ja bereits nach dem Schwimmen geduscht hatten, war es uns heute nicht so wichtig, ansonsten hätten wir ja auch die Solardusche benutzen könnten, die bestimmt kochend heiß gewesen wäre. Wir erkundigten uns noch nach einer Bäckerei, die auch nicht weit entfernt war und kehrten zum Boot zurück.

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Eigentlich sollte es heute Salat Caprese geben, wofür wir gestern bereits eingekauft hatten, doch da wir von der Hitze auf der Fahrt ziemlich kaputt waren, beschlossen wir, etwas essen zu gehen, wenn möglich einen „Salade de chèvre chaud“. (Was auch sonst?) 

 

Wir zogen uns um, und da wir ja sowieso schon mitten im „Geschehen“ lagen, fanden wir schnell einige Restaurants, in denen es diesen Salat gab. Im ersten sagte man uns, wir sollten um 19.15 Uhr wiederkommen, doch so lange wollten wir nicht warten (es war 18.45 Uhr), und so suchten wir weiter und fanden ein noch besser und ansprechender gelegenes Restaurant einige Meter weiter, wo wir uns niederließen. Wir bestellten uns den Salat, der sehr lecker war, Thomas trank einen halben Liter Rosé, ich ein Panaché, und wir durften am Ende 33,30 € bezahlen, wobei der halbe Liter Wein mit 12 € kräftig zu Buche schlug. Das fanden wir doch recht teuer.

 

Als wir mit dem Essen fast fertig waren, liefen auf einmal die Dänen an uns vorbei. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, sie noch einmal wiederzusehen. Wir plauderten kurz, dann gingen sie weiter. Als wir schließlich zu unserem Boot zurückkehrten, sahen wir sie vor einer Pizzeria sitzen und verabschiedeten uns endgültig von ihnen. Im Boot genossen wir die untergehende Sonne; ich schrieb meinen Tagesbericht, während Thomas sich mit seinem iPad beschäftigte. Zum Abschluß des Abends gab es noch zwei Folgen von „24“. Ich glaube, heute war der bislang heißeste Tag unserer Reise.

 

Fahrstrecke: 17 km

Schleusen: 4

Fahrstrecke gesamt: 160,5 km

Schleusen gesamt: 88

 

Samstag, 11.08.2012

 

Fleury-sur-Loire

 

Manchmal ist Thomas zu beneiden, dass er nichts hört, wenn er keine Hörgeräte trägt. In der letzten Nacht war so eine Randale mit Autos und Motorrädern, dass ich immer wieder wach wurde, ohne zu wissen, was eigentlich genau los war. Dementsprechend müde war ich auch, als ich morgens aufwachte.

 

Wir trödelten mal wieder beim Aufstehen herum, wuschen uns an der nahe liegenden Wasserstelle. Thomas ging Baguette holen, und wen traf er dabei? Die Dänen. Die hatten mittlerweile ihr Auto bepackt und standen wohl kurz vor der Abfahrt.

 

Nach dem Frühstück beschlossen wir, vor dem Wochenende noch etwas einzukaufen, da wir ja nicht wußten, wie und wo wir heute und morgen etwas würden einkaufen können. Wir hatten zwar kein Internet, aber Navigon zeigte uns auf dem Weg zum Carefour einen Lidl in ca. 700 m Entfernung. Wir nahmen das Fahrrad als Lastentier mit, liefen über die „Pont de la Vielle Loire“ und erreichten bald darauf den Lidl. Hier kauften wir für das morgige Abendessen Bacon, fanden jedoch nicht die passenden Garnelen. Da der Carefour nur ca. 100 m entfernt war, fuhr ich mit dem Fahrrad dorthin, während Thomas im Lidl wartete. Ich kaufte   400 g Garnelen und kehrte zum Lidl zurück. Schwer bepackt (12 l Cola, 1 Flasche Wein, 1 Flasche O-Saft und Diverses) trug unser Fahrrad ohne zu murren die Sachen zum Boot zurück. Die Einkäufe waren schnell verstaut, und wir gingen noch hoch in die Stadt, um etwas Kühles zu trinken. In einer Bar tranken wir Panaché.

 

Um 13 Uhr legten wir ab. Vorsichtig fuhren wir den Altarm der Loire zurück, um über die Loire zur Schleuse zu gelangen. Diese wurde per Zug an einer Leine (ähnlich, wie am Canal de Garonne) in Bewegung gesetzt, d. h. erst einmal mußten sich natürlich die Tore öffnen. Das ging auch ganz zügig. Als wir dort eingefahren waren, fanden wir auch die Stangen, mit denen man den Schleusenvorgang in Betrieb setzte, doch irgendwie funktionierten diese nicht. Man mußte die blaue Stange einmal ganz hoch drücken, was mir aber von unserem Boot zuerst nicht gelang. Ich hatte das Gefühl, die Stange ließe sich überhaupt nicht bewegen. Als es endlich dann doch klappte, schlossen sich die Tore und das Wasser lief hinein, zum ersten Mal auf unserer Reise voll automatisch!

 

Oben angekommen befanden wir uns im eigentlichen Hafen von Decize, wo auch die Dänen ihr Boot hatten abgeben müssen. Am Ende des Hafenbeckens war eine zweite Schleuse, die auch per Zug an einem Seil in Gang gesetzt wurde. Doch an dieser Schleuse befand sich auch noch ein Schleuser, der unseren Tampen um den Pollerlegte, weil ich da so auch nicht heran gekommen wäre. Er fragte uns in welche Richtung wir denn jetzt fahren wollten, nach Digoin oder Nevers, vermutlich, um den nächsten Schleuser zu informieren.

 

Direkt hinter der Schleuse gelangte man auf dem Canal Latéral à la Loire, und wir bogen nach rechts Richtung Nevers ab. Hier waren wir zunächst erst einmal lange alleine, nachdem uns gleich zu Anfang ein Boot entgegen gekommen war. Die wenige Stellen mit Schatten nutzten wir am linken Ufer aus, wenn es eben ging; heute hatten wir Glück, es standen dort keine Angler. Die 6,5 km bis zur ersten Schleuse zogen sich hin, vermutlich, weil wir sehr langsam fuhren. Der Schleuser an dieser Schleuse machte einen muffeligen Eindruck, und wir unterhielten uns nicht groß mit ihm, zumal er auch fast die ganze Zeit am telefonieren war. Als wir aus der Schleuse ausfuhren, kam uns ein deutsches Flußkreuzfahrtschiff entgegen, welches hochschleusen wollte. Ich denke, dass dieses so eben in die Schleuse passte, so groß war es.

 

Wir setzten unsere Fahrt fort und kamen nach gut einem Kilometer an die nächste Schleuse, die von einem jungen Burschen bedient wurde. Was uns wunderte war, dass nur das rechte Schleusentor offen war und der Schleuser an dieser Seitestand. Wir fragten, ob wir einfahren könnten, und er bejahte, machte aber keine Anstalten, die andere Seite zu öffnen. Ich war bereit, auf dieser Seite auszusteigen, doch Thomas meinte, er wolle versuchen, durch das eine Tor zufahren, was auch so gerade klappte. Es wunderte uns natürlich nicht, dass der Schleuser beim Ausfahren aus der Schleuse auch nur ein Tor öffnete, was ich ganz schön knapp fand, aber glücklicherweise ging alles gut.

 

Um 15.30 Uhr erreichten wir unseren Zielhafen „Fleury-sur-Loire“. Ich hatte ja insgeheim auf einen schattigen Platz gehofft, doch die recht schöne Anlegestelle lag noch voll in der Sonne. Aber am Ufer standen Picknickbänke und -tische, und so beschlossen wir, dort erst einmal Kaffee zu trinken. Wir waren hier– bis auf ein Pärchen, das etwas weiter im Schatten lag – ganz alleine. Aber entgegen den Angaben im Guide gab es hier Strom, Wasser und sogar Duschen, doch erst einmal war niemand anwesend.

 

Ich glaube, heute war es genauso heiß wie gestern und vorgestern, und man war froh um jedes bißchen Schatten. Und so blieben wir erst einmal auf den Bänken sitzen. Ich schrieb an meinem Bericht, während Thomas sich mit dem iPad beschäftigte. Ich telefonierte mit Jennifer, um zu klären, ob alles in Ordnung sei und erklärte, dass wir z. Zt. keine Internetverbindung hätten und von daher nicht über What’s App. erreichbar seien. Sie erzählte, dass unsere Karte heute angekommen sei, was ja sehr schnell gegangen war.

 

Mittlerweile war ein Mietboot von Nicols eingetroffen, das hier anlegte. Wir begannen, unser Abendessen vorzubereiten (Salat Caprese). Zuvor hatten wir beim Wirt gefragt, ob wir duschen könnten. Da wir uns bereit erklärten, zusammen zu duschen, brauchten wir nur einmal 2 € zu bezahlen. Nachdem die Nudeln gekocht und die Tomaten und der Käse geschnitten waren, gingen wir erst duschen. Danach stellten wir den Salat schnell fertig und begannen zu essen. Unser Salat war mal wieder total lecker.

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Nachdem wir mit dem Essen fertig waren, erschienen um kurz nach 19:00 Uhr noch zwei riesige Boote. Das erste war mit Deutschen besetzt, was schon von weitem zu hören war, im zweiten waren Italiener. Die Deutschen legten sich vor das bereits vorhandene Boot (Ungarn), und die Italiener wußten nicht so recht, wo sie hin sollten, obwohl hinter uns noch massig Platz war. Sie fuhren erst ganz ans eine Ende des Hafens, setzten dann zurück und legten hinter uns an, mit dem Bug zu uns, allerdings irgendwie schräg. Wir boten ihnen an, unser Boot etwas vorzuziehen, doch sie lehnten dankend ab, mit der Begründung, dort, wo sie lägen, sei ein so schöner Platz.

 

Wir spülten, ich föhnte meine Haare und zog mich um, da wir noch zu dem „Restaurant“ wollten um dort etwas zu trinken. Während ich mich umzog, drehten die Italiener mal eben ihr Boot nur mit dem Bugstrahlruder herum, so dass wir Heck an Heck (allerdings mit 10 m. Abstand) zu einander lagen.

 

Auf dem Weg zum Restaurant kamen wir an dem „Nicols“- Boot vorbei, und ich fragte den Mann, woher sie kämen. Er sagte, sie seien Ungarn. Wir kamen ins Gespräch, und sie zeigten uns ihr Boot. Wir kannten diese Art Boote ja schon aus dem Elsass. Thomas stellte fest, dass sie im Schlafzimmer kein Moskitonetz am Fenster hatten, und auf seine Frage, ob sie denn keine Probleme mit Mücken hätten, antworteten sie, dass sie schon total zerstochen seien. Daraufhin holte Thomas unsere noch vorhandenen Moskitonetzreste und installierte mit dem Mann den Mückenschutz. Diese waren davon so begeistert, dass wir erst ein Glas Wein mit ihnen trinken mußten. Während dessen tauschten wir uns über unsere Bootsfahrerfahrungen aus. Danach machten wir eine "Führung" auf unserem Boot.

 

Anschließend gingen wir ins Restaurant, um etwas zu trinken. Thomas bestellte sich eine Flasche Wein, und ich trank ein Panaché. Wir beobachteten den Sonnenuntergang und ich machte noch ein paar Fotos.

 

Als wir um 21.30 Uhr zum Boot zurückkamen, stellten wir fest, dass am Boot der Italiener der Motor lief, und alle fünf Minuten ging jemand an unserem Boot vorbei zum Stromanschluß und fummelte an dem Stecker herum. Auf einmal ging der Motor aus, doch dann lief pausenlos das Wasser, so als ob man eine Badewanne voll Wasser ablassen würde. Dann startete auf einmal wieder der Motor, und unablässig lief das Wasser. Wir hatten den Eindruck, dass sie mit aller Gewalt das Wasser aus ihrem Tank ablassen wollten. Eigentlich wollten wir noch gemütlich bei Kerzenschein auf dem Boot sitzen, doch an Gemütlichkeit war gar nicht zu denken, weil ununterbrochen der Motor lief und die Abgase in unsere Richtung wehten.

 

Nach 20 Minuten wurde uns das zu bunt. Da ich ja schon letzte Nacht schlecht geschlafen hatte, hoffte ich, diese Nacht besser zu schlafen, doch wenn dann der Motor die ganze Zeit laufe würde, konnte ich mir das abschminken. Thomas wurde es auch zu bunt, und er ging hinüber zu den Italienern. Allerdings hatte er große Probleme, sich bei den Nachbarn bemerkbar zu machen. Als sie ihn endlich hörten, versuchte er in Englisch zu klären, warum denn der Motor die ganze Zeit liefe. Die Antwort war, sie hätten einen Blackout. Wenn sie den Strom anschlössen, würde es die ganze Zeit nur piepen und sie hätten keine Elektrizität auf dem Boot. Daraufhin erfolgten hitzige Diskussionen. Sie erzählten, sie hätten den Bootsvermieter versucht anzurufen, aber nach 19 Uhr sei dort kein Ansprechpartner mehr vorhanden.

 

Thomas erklärte ihnen, dass sie, als sie das Boot gedreht hätten, dieses auch nur mit Elektrizität und ohne Motor gemacht hätten. Sie antworteten, dass sie ja ein ganz neues Boot hätten, bei dem der Motor halb mit Diesel und halb mit Elektrizität liefe, und man hätte ihnen gesagt, dass sie das Boot mindestens zwei Stunden nur mit Elektrizität laufen lassen könnten.

 

Thomas stellte daraufhin fest, dass die Stromverbindung zum Stromkasten auch nicht korrekt war. Er versuchte, das zu ändern, jedoch war dann das Stromkabel der Italiener zu kurz. Daraufhin beschlossen wir, unser Boot näher zu den Ungarn zu verlegen und das Boot der Italiener somit näher zum Stromanschluß zu ziehen.

 

Der Stecker paßte jetzt zwar, aber bei den Italienern „piepte“ es immer noch. Sie bedankten sich und betonten mehrfach, wie nett wir seien, aber so richtig geholfen hatten wir ihnen ja nicht wirklich. Sie sagten, sie wollten dann jetzt schlafen gehen. Wir sagten, dass wir das auch wollten, doch jetzt wollte ich doch noch Sangria trinken, damit ich auf jeden Fall würde schlafen können.

 

Als wir so dasaßen, sagte Thomas, dass die Italiener jetzt gar kein Licht hätten, nicht mal eine Kerze oder Taschenlampe. Ich schlug vor, ihnen eine Taschenlampe zu leihen, wenn dem so sei. Ich ging hinüber (alle saßen oben an Deck) und fragte, ob sie eine Taschenlampe benötigten. Da war die Freude bei ihnen groß. Sie bedankten sich überschwänglich in englisch, italienisch und französisch und fragten, wann wir denn morgen Früh abfahren würden. Wenn sie dann noch nicht auf seien, sollten wir laut klopfen. Ich antwortete, dass wir so früh nicht aufstehen würden. Doch wenn sie nicht mal eine Taschenlampe oder Kerze an Bord hatten, war das schon sehr traurig. Auch, dass nach 19 Uhr kein Verantwortlicher von „le boat“ mehr ansprechbar war, fanden wir nicht in Ordnung.

 

Gegen 23 Uhr begab sich die Bagage ins Bett, und wir hofften, den Rest der Nacht ohne Wasser- oder Motorengeräusche verbringen zu können. Doch nachdem alle unter Deck verschwunden waren, lief erst einmal wieder endlos lange das Wasser, so dass wir der Meinung waren, dass spätestens in einer Stunde der Wassertank endgültig leer wäre.

 

Wir waren jetzt im 8. Jahr mit unserem Boot unterwegs, doch so etwas hatten wir auch noch nicht erlebt. Das glaubt einem niemand!!!

 

Irgendwie hatten wir heute das Gefühl, dass wir mal wieder „die Welt retten“ mußten.

 

Fahrstrecke: 15,5 km

Schleusen: 4

Fahrstrecke gesamt: 176 km

Schleusen gesamt: 92

 

Sonntag, 12.08.2012

 

Nevers

 

Trotzdem die Italiener keinen Mucks mehr von sich gaben, schlief ich nicht sehr gut. Als ich aufwachte, war der Himmel mit dicken Wolken zu, und es war auch nicht gerade warm. Ich überlegte, ob ich eine lange Hose anziehen sollte, doch entschied ich mich für eine kurze Hose und ein T-Shirt mit ¾-langen Ärmeln. Sobald die Italiener gemerkt hatten, dass wir wach waren, brachten sie uns die Taschenlampe zurück und bedankten sich nochmals.

 

Thomas holte beim Bäcker Baguette, und wir frühstückten.

 

Die Deutschen legten als erstes ab, während wir noch frühstückten. Die Italiener warteten auf jemanden von „le boat“, und kurz bevor wir ablegten, kam auch jemand.

 

Wir starteten um 10.40 Uhr. 100 m hinter dem Hafen war die erste Schleuse, die allerdings für uns nicht passend war. Der Schleuser sagte, dass ihm ein Boot von der anderen Seite angekündigt worden sei, das aber noch nicht erschienen war, und so bereitete er die Schleuse für uns vor. Diese Schleuse war auch sehr schön mit Blumen bepflanzt und mit Blumenampeln bestückt. Auf meine Frage, ober der Schleuser hier wohne, bejahte er. Die Blumen pflege seine Frau.

 

Nach dieser Schleuse kam die nächste erst nach 5,1 km, die wir aber auch noch locker vor der Mittagspause erreichten, doch auch diese Schleuse war nicht passend für uns. Der junge Mann schloß die Schleusentore auf der anderen Seite und kam zu uns, um sich dafür zu entschuldigen, dass die Schleuse für uns nicht passend sei, aber man habe ihm drei Boote angekündigt, wohl eines von der anderen Seite und zwei von unserer Seite. Doch bevor er zu uns kam, hätte er ja schon mal Wasser in die Schleuse laufen lassen können, doch das machte er erst, nachdem wir die Verhältnisse geklärt hatten. Das Dreisteste war, dass er nur ein Tor öffnete. Der vorige Schleuser hatte gefragt, und ich bot ihm an, das zweite Torzu öffnen. Doch hier war das nicht der Fall, da der Schleuser nur das Tor auf der Seite geöffnet hatte, auf der auch ich stand. Als ich das Tor dann zugekurbelt hatte, sagte er, ich solle ruhig ins Boot gehen, da die Schleuse hier fast 4 m tief sei. Das machte ich dann auch. Vermutlich wollte er beim Ausfahren auch nur ein Tor öffnen, aber mittlerweile war das angekündigte Boot von unten angekommen, und so hätte er das zweite Tor sowieso - spätestens für dessen Einfahrt - öffnen müssen.

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Wir erreichten die nächste Schleuse um 12.10 Uhr und legten dort an dem vorhandenen Steg an. Mittlerweile hatte sich die Wolkendecke etwas gelichtet, und die Sonne kam ab und an durch. Wir dösten in der Sonne, Thomas trank eine Tasse Kaffee, ich ein Glas Cola, und wir aßen ein paar Kekse.

 

Pünktlich um 13 Uhr ging es weiter. Mittlerweile war es überwiegend sehr sonnig, aber windig. Wenn jedoch die Wolken vor die Sonne traten, war es in dem frischen Wind schlagartig kalt. Insgesamt begegneten uns wenige Boote. Die Deutschen, die morgens sehr zeitig abgelegt hatten, überholten wir, als diese eine Mittagspause machten.

 

Wir kamen an dem Stichkanal und der Schleuse, die nach Nevers gingen vorbei, fuhren jedoch noch weiter, um uns die Slipanlage in Plagny anzusehen, die wir uns für unsere Slipaktion ausgesucht hatten. Diese sah ganz manierlich aus, und wir kehrten Richtung Nevers zurück.

 

An der Schleuse mußten wir jetzt warten, weil ein Schiff heraufgeschleust kam. Als diese hinausfuhr, fuhren wir hinein, und gerade, als ich einen  Tampen um den Poller gelegt hatte, schallte ein lauter Ruf von hinten, und es fuhr noch ein großes Privatboot ein. Also zogen wir weiter nach vorne. Diese Boot legte rechtsseitig an, obwohl die Stangen zum Bedienen der Schleuse linksseitig waren, also ging man wohl davon aus, dass ich dies übernehmen würde. Die Frau auf dem anderen Boot warf gekonnt ihren Tampen um den Poller, ohne das Boot zu verlassen.

 

Bei der nächsten Schleuse verlief das Ganze ähnlich, jedoch klappte das Manöver mit dem Tampen auch nach mehreren Versuchen nicht. Zum Glück stand dort ein Mann, der der Frau behilflich war. Wir fragten uns nur, was sie gemacht hätten, wenn dort niemand gewesen wäre, und wie sie die Schleuse in Gang gesetzt hätten, wenn wir nicht dagewesen wären.

 

Nachdem wir auch diese Schleuse verlassen hatten, waren es noch ca. 1,5 km bis in den Hafen von Nevers. In dem großen Hafenbecken liefen wir geradewegs auf die Capitainerie zu, wo just noch ein Platz vor derselben frei war, und legten dort an. Das andere Boot legte sich so dicht hinter uns, dass wir so gerade noch aus dieser Anlegestelle wieder hinaus gekommen wären, wenn wir das gewollt hätten.

 

Als erstes stellten wir im Hafen fest, dass dort niemand war; jedoch war eine Frau bei den Sanitäranlagen am Wäschewaschen. Da Thomas gerne auf die Toilette wollte, fragten wir sie, ob sie uns dort hinein lassen könnte. Doch sie sagte auf Französisch, dass sie dazu nicht autorisiert sei, sondern auch von einem Boot käme und wir einen Code brauchten, um dort hinein zu gelangen. Doch sie stand in der geöffneten Tür! Ich übersetzte für Thomas, und plötzlich konnte diese Dame auch Deutsch sprechen. Sie sagte, sie wisse nicht, ob sie uns hinein lassen könne, da sie nur Anliegerin sei. Wir sagten, dass wir keinen Code wissen wollten, sondern Thomas nur auf die Toilette, da wir auf unserem Boot keine Toilette hätten. Sehr widerwillig ließ sie uns dann doch hinein. Auf meine Frage, ob niemand im Hafenbüro sei, sagte sie, es käme später jemand.

 

Also gingen wir erst einmal aufs Boot, und da sich vorerst niemand blicken ließ, begannen wir, unsere Garnelen mit dem Bacon zu umwickeln. Während wir so zugange waren, kam jemand, der so aussah, als ob er zum Hafen gehören würde, und die Deutsch sprechende Dame belegte diesen Mann sofort mit Beschlag, wohl weil irgendwas mit der Waschmaschine nicht in Ordnung war. Ich begab mich zu den beiden, doch der Mann sagte, er müsse sich jetzt erst um die Waschmaschine kümmern. Also ging ich zurück.

 

Als der Mann dann zum Büro ging, flitzte schon die Frau von dem Boot aus der Schleuse zu ihm hin. Wir warteten eine Weile und gingen dann auch dorthin. Mittlerweile war der Ehemann auch dort eingetroffen, und dass sich dieser nicht noch jedes einzelne Geschäft in Nevers auf dem Stadtplan einzeichnen ließ, war auch alles. Wir warteten und warteten, bis der junge Mann dem anderen alles erklärt hatte, und wir endlich an der Reihe waren. Allerdings nahm sich der junge Mann für uns auch sehr viel Zeit. Ungefragt erklärte er uns, wo es mehrere Bäckereien gab und diverse Sehenswürdigkeiten in der Stadt. Wir fragten nach dem Bahnhof, und erklärten, warum wir dorthin wollten. Als er hörte, dass Thomas nach Auxerre wollte, verdrehte er die Augen und sagte, dass er dann wohl zuerst nach Paris fahren müsse und von dort nach Auxerre, da man von hier aus nicht direkt dorthin fahren könne, wohl evtl. mit dem Bus. Er erklärte uns, wo Bahnhof und Busbahnhof waren. Auf unsere Frage, ob wir dort liegen bleiben könnten, wo wir jetzt lagen, antwortete er, er müsse sich erst einen Überblick verschaffen und würde sich dann bei uns melden.

 

Mittlerweile waren auch die Italiener eingetroffen, die erzählten, dass mit ihrem Boot jetzt alles in Ordnung sei, sie jedoch weiter entfernt festgemacht hatten. (Zum Glück!)

 

Wir gingen zu unserem Boot, und Thomas holte sich den Grill und die Garnelen und setzte sich damit in der Nähe der Capitanierie auf den Steg, um dort zugrillen. Währenddessen kam der Mann vom Boot hinter uns an ihm vorbei und machte eine lächerliche, abfällige Bemerkung, die Thomas zwar nicht verstand, aber es war wohl deutlich, was er damit zu verstehen geben wollte. Es gibt einfach Menschen, die einem vom ersten Moment an unsympathisch sind, und dieser zählte dazu.

 

Nachdem wir unsere leckeren Garnelen verzehrt und gespült hatten, kam der andere Nachbar (Engländer), mit dem wir gemeinsam am Steg lagen, und begann eine Unterhaltung. Er erzählte, dass seine Eltern Deutsche seien, der Vater aber in England in Kriegsgefangenschaft geraten sei, und seine Eltern anschließend wohl dort geblieben seien. Er war total nett, und sein Kater hatte uns vorab schon einen Besuch abgestattet, was wir aber eher nett als ärgerlich fanden. Er wollte sich für dessen Abstecher auf unser Boot entschuldigen, doch wir fanden das gar nicht schlimm.

 

Nach dem Spülen kam der Mann von der Capitanierie und fragte nochmals, ob wir morgen wieder abfahren würden, doch wir erinnerten ihn daran, dass wir ja morgen erst das Auto holen wollten. Das fiel ihm dann auch wieder ein, und er sagte, dann wäre es besser, wenn wir dort im Schutz des anderen Bootes liegen bleiben würden, falls es regnen oder windig werden würde. Dann ging er zu dem hinter uns liegenden Boot der „Sympathieträger“. Wir bekamen mit, das diese wohl gerne an der Stelle, an der wir lagen, liegen würden, aber der Mann von der Capitainerie erklärte ihnen, warum wir dort liegen bleiben sollten. Das schien dem Mann nicht sehr zur gefallen, aber um etwas günstiger zu liegen, zog er sein Boot so nah an unseres heran, dass wir jetzt auf gar keinen Fall mehr hätten diesen Liegeplatz ohne deren Hilfe verlassen können. Doch das war uns erst einmal egal, wir wollten ja nicht weg.

 

Kurz darauf sagte ich zu Thomas, dass wir ja jetzt den Strom anschließen könnten, da es nun klar war, dass wir hier liegen bleiben würden. Gerade als er mit dem Stromkabel zum Stromverteiler lief, kam auch der andere Mann und wollte seinen Stecker, der aber zunächst nicht lang genug war, dort einstecken. Als er jedoch sah, dass Thomas unseren Stecker dort in die letzte freie Steckdose steckte, wurde er richtig wütend und zischte ab. Als er kurz darauf wiederkam, fragte Thomas ihn, ob er einen Doppelstecker habe, doch der Mann war sehr schnodderig und ging weiter. Kurze Zeit später sahen wir, dass er sein Boot losmachte und ablegte, offensichtlich sehr wütend. Er hatte sich wohl einen anderen Liegeplatz zuweisen lassen, nicht ohne vorher noch ein lautstarkes Gespräch mit dem Mann von der Capitainerie zu führen und seinen Unmut über die Sache kundzutun.

 

Unmittelbar danach machten wir uns auf den Weg, um den Bahnhof auszukundschaften. Da kam uns dieser „nette“ Bootsfahrer noch einmal entgegen, um seinen Motorroller abzuholen, den er vorab schon abgeladen hatte. Sein Blick, mit dem er uns bedachte, war nicht gerade freundlich.

 

Wir gingen lt. den Anweisungen des Stadtplans Richtung Bahnhof, den wir auch nach ca. 30 Minuten fanden. Die Schalter waren natürlich nicht mehr besetzt, und dem Computer konnten wir keine Verbindung nach Auxerre entlocken. Auch am Busbahnhof war niemand mehr, den man hätte fragen können. So überlegten wir, morgen jemanden in der Capitainerie zu bitten, uns die entsprechenden Informationen bzgl. einer Fahrt nach Auxerre zu beschaffen. Wir liefen noch etwas durch die Stadt, und als wir wieder am Boot waren, waren wir echt geschafft, zumal ich seit gestern Schmerzen im linken unteren Rippenbereich verspürte, die sich wie eine gebrochene Rippen anfühlten, obwohl ich nicht wußte, wie ich daran gekommen sein sollte.

 

Am Boot angekommen ließen wir uns nieder und tranken erst einmal etwas gegen den Durst. Ich ging mich waschen, und Thomas bereitete schon alles für einen gemütlichen Tagesausklang vor: es gab bei Kerzenschein Sangria und Wein, und mein Laptop stand auch schon bereit.

 

Fahrstrecke: 26 km

Schleusen: 5

Fahrstrecke gesamt: 202 km

Schleusen gesamt: 97

 

Montag, 13.08.2012

 

Gegen 8 Uhr wachten wir auf, Thomas stand als erstes auf (wie immer) und ging duschen, anschließend fuhr er in die Stadt – über die Loire-Brücke – zur Bäckerei, um Baguette zu holen. Als er wieder zurück war (mit zwei zusätzlichen Chococroissants), frühstückten wir und machten uns gegen 9.45 Uhr auf den Weg zum Office de Tourisme, um dort nach der bestmöglichen Verbindung nach Auxerre, bzw. Vincelles zu fragen (Der Hafenmeister kam lt. Aushang erst gegen 12.30 Uhr zum Hafen) . Die Dame im Office de Tourisme meinte auch, dass ein Zug immer über Paris fahren würde, es mit dem Bus aber direkter ginge. Also machten wir uns auf den Weg zum Busbahnhof. Dort erhielten wir die Auskunft, dass der nächste Bus um 12.30 Uhr abführe und bis Clamecy ging. Die Fahrt sollte 6 €/Person kosten. Also gingen wir noch zum Bahnhof und fragten dort nach einer Zugverbindung nach Auxerre. Die früheste wäre um 11.55 Uhr gegangen und man wäre um 16.15 Uhr in Auxerre gewesen. Dies sollte 58 € kosten. Nach diesen Informationen beschlossen wir, dass ich mit Thomas zusammen mit dem Bus nach Clamecy fahren würde, von dortaus wollten wir uns weiter durchfragen, ob es mit einem anderen Bus oder dem Zug weiterginge.

 

 

 

 

Louis

 

Die 1 ½ Stunden bis zur Abfahrt des Busses nutzten wir, um nach Mc Donalds zugehen, um mal wieder Mails und What’s Apps. abzufragen. Wir tranken dort jeder eine Cola und nahmen uns einen Cheesburger und einen Sandwichburger für die Reise mit. Auf dem Rückweg zum Bahnhof erstanden wir noch eine Flasche Cola und eine Tüte Lakritzschnecken im auf dem Weg liegenden Carefour.

 

Um Punkt 12 Uhr trafen wir am Busbahnhof ein, ebenso wie der Bus, mit dem wir dann fahren sollten. Der Busfahrer erklärte, dass wir die Tickets gut aufbewahren sollten, da wir auf der Strecke einmal umsteigen müssten. Ich fragte noch einmal genau nach, wo das war und merkte mir die Ankunftszeit nach unserem Fahrplan. Dann aßen wir unser Mittagessen und schauten eine Folge „24“. An der Haltestelle, an der wir umsteigen mußten, mußten alle aus dem Bus aussteigen, aber der nächste Bus kam unmittelbar danach, und 1 ½ Stunden nach Abfahrt von Nevers trafen wir in Clamecy am Bahnhof ein. Dort erkundigte ich mich nach einer Verbindung nach Auxerre, und wir hatten wirklich Glück, es fuhr 30 Minuten später ein Zug, der schon auf dem Bahnsteig stand. Die Tickets kosteten für uns beide zusammen 19,60 €. Die Fahrt sollte etwas über eine Stunde dauern, und während wir noch im Zug auf die Abfahrt warteten, wurden per Leuchtschrift die ganzen Zielorte auf der Strecke angezeigt, u. A. sogar Vincelles. Ich fragte den Schaffner, ob dieser Zug dort halte, und er bejahte und sagte mir, dass die Ankunft dort um 15.21 Uhr sei. Mit soviel Glück hatten wir ja gar nicht gerechnet. Wir beschlossen, noch eine Folge „24“ zu gucken, und die Zeit verging wie im Fluge. Auf dem letzten Stück der Strecke kamen wir stellenweise am Canal du Nivernais entlang und durchquerten auch einige Orte, in denen wir vorher übernachtet hatten.

 

Pünktlich um 15.21 Uhr erreichten wir Vincelles. Nach einer kurzen Orientierung, wo denn jetzt der Kanal war und wo danach unser Auto stehen würde, machten wir uns auf den Weg. Das Fahrrad hätten wir jetzt eigentlich nicht gebraucht, aber das Ganze war ja anders geplant gewesen.

 

Um 15.40 Uhr erreichten wir unseren Wagen, der noch genauso dort stand, wie wir ihn abgestellt hatten, nur etwas schmutziger. Durch die kombinierte Bus-/ Zugfahrt waren wir wesentlich eher vor Ort und viel günstiger, selbst mit zwei Personen noch günstiger, als die einfache Fahrt über Paris für nur eine Person gekostet hätte. Ich glaube auch nicht, dass man in Deutschland für eine so lange Strecke (125 km) so günstig (15,80 €/ Person) hätte irgendwohin fahren können!

 

Wir packten das Fahrrad ein und machten uns auf den Weg, um im Hafen noch etwas Kaltes zu trinken, doch das Restaurant war (noch?) zu. So fuhren wir über die Nationalstraße 151 zurück bis nach Nevers, nur die letzten Kilometer konnten wir eine Autobahn nutzen.

 

Gegen 17.30 Uhr waren wir zurück im Hafen. Da für unser Abendessen nicht mehr allzuviel vorzubereiten war (die Garnelen hatten wir ja schon gestern umwickelt) und die restlichen Salatzutaten schnell gemischt waren, konnten wir bereits um 18 Uhr essen. Nach dem Essen saßen wir noch etwas herum und kamen mit unserem englischen Nachbarn (Albert Fischer, Sohn deutscher Eltern) ins Gespräch. Er erzählte uns auf Nachfrage, wie er dazu gekommen sei, hier in Frankreich auf einem Boot zu leben. Danach wuschen wir ab und ich zog mich fürs Joggen um. Heute war es ja nicht zu heiß gewesen und ich fühlte mich ganz gut, und so lief ich von 20 bis 21 Uhr. Danach duschte ich, und wir saßen noch ein bißchen bei Kerzenschein auf dem Boot, bevor wir im Bett noch eine Folge „24“ guckten.

 

Fahrstrecke: 0

Schleusen: 0

Fahrstrecke gesamt: 202

Schleusen gesamt: 97

 

Dienstag, 14.08.2012

 

Plagny

 

Morgen sollte im Hafen ein Triathlon stattfinden. Dafür waren schon gestern alle möglichen Aktionen gelaufen, wie Aufräumen, Saubermachen und alles schön Herrichten. Heute Morgen ging es in vollen Zügen weiter. Nach dem Frühstück brachte Thomas Auto und Trailer zu unserem Zielhafen mit Slipanlage (Plagny), während ich spülte, alle Wäsche von der Leine nahm, nochmals im Boot saugte und aufräumte. Als Thomas mit dem Fahrrad zurückkam, überreichten wir Albert Fischer noch einen Blech-Dinosaurier (nachdem er uns gestern erzählt hatte, dass er als Rentner noch einmal 6 Jahre Archäologie studiert hatte, vielleicht das richtige Geschenk), worüber er sich jedenfalls hoch erfreut zeigte. Wir hatten mit dem Hafenmeister abgesprochen, dass wir heute Abend noch einmal die Sanitäranlagen und Duschen würden benutzen können, und machten uns auf den Weg zum Hafen von Plagny. Ich hatte als Abfahrtszeitpunkt spätestens 11.15 Uhr bestimmt, damit wir noch vor der Mittagspause durch die beiden Schleusen kämen, die zwar voll automatisch waren, dennoch eine Mittagspause benötigten. Die Zeit war sehr knapp bemessen, da beide Schleusen für uns nicht optimal standen. Um Punkt 12 Uhr fuhren wir aus der zweiten Schleuse aus, vor der bereits zwei Boote auf die Einfahrt warteten. Da ich sehen wollte, ob diese Boote denn noch schleusen würden, warteten wir vor der Schleuse ab und fütterten mit unserem alten Baguette die Enten. Das erste Boot, eine Pinchette, benötigte zwei Versuche, um in die Schleuse zu gelangen. Als auch das zweite Boot eingefahren war, schlossen sich die Tore. Ob diese Boote dann noch schleusen konnten, haben wir nicht mehr abgewartet und fuhren zu unserem Zielhafen.

 

Hier überlegten wir, wie wir morgen am besten vorgingen, und welche Sachen sofort ins Auto gepackt werden sollten. Außerdem stellten wir eine Einkaufsliste für unseren Reiseproviant zusammen. Anschließend ließen wir vom Navi den nächst größeren Supermarkt suchen und fuhren mit dem Auto dorthin. Nachdem wir alles Nötige für die Fahrt besorgt hatten, tankten wir gleich und suchten uns einen Geldautomaten. Dafür mußten wir wieder mitten ins Zentrum von Nevers.

 

Wieder am Boot angekommen, verstauten wir die Einkäufe, dösten etwas herum und fuhren um 17 Uhr, mit Duschsachen und Klamotten zum Wechseln bestückt, zurück zum Hafen. Hier war immer noch großes Durcheinander und Gewusel für den bevorstehenden Triathlon, aber wir hatten Glück, die Duschen waren beide frei. Albert Fischer hatte am Morgen gesagt, dass wir aber nach dem Duschen bei ihnen vorbeikommen sollten, um noch etwas zusammen zu trinken. Thomas, der eher fertig war als ich (er brauchte ja auch keine Haare föhnen und stylen), ging dann schon mal vor. Als ich schließlich dort eintraf, war schon gute Stimmung bei den dreien. Ich bekam auch etwas zu trinken angeboten, und wir unterhielten uns sehr nett. Albert sagte, dass wir, wenn wir nächstes Jahr wiederkämen, uns unbedingt vorher per Mail melden sollten, damit sie auch da seien. Sie würden uns dann zum Essen einladen, denn Anita würde gerne kochen.

 

Nach einer Weile kam der Nachbar vom nebenan liegenden Boot, ebenfalls Engländer,  zu uns herüber und kurz darauf kam ein Pizzabote zum Steg und brachte drei Pizzen, die der Nachbar wohl bestellt hatte. Der Pizzabote, ein waschechter Italiener, machte mir unverhohlen Komplimente und konnte die Augen nicht von meinem Outfit lassen (ich hatte die Dirndlbluse mit einer Corsage darüber an) und fragte mich, ob ich nicht mit ihm gehen wolle, Thomas könne ruhig weggehen. Jedenfalls hatten wir alle viel Spaß. Zum Abschluß zeigte uns Albert noch sein Boot, welches wirklich vom Feinsten war, inklusive Waschmaschine, Geschirrspüler und Kamin. Alles super durchdacht mit tollem Badezimmer und schönem Schlafzimmer. Er sagte, er habe das alles selber konstruiert. Im „Wohnzimmer“ gab es sogar eine Schlafcouch, und er sagte, wenn wir wiederkämen, dürften wir in ihrem Schlafzimmer schlafen, während Anita und er auf der Schlafcouch schlafen würden. Thomas bot ihm an, dass er ja dann auf unserem Boot schlafen könne, aber das wollte er dann doch wieder nicht.

 

Um 19.30 Uhr trafen wir im Restaurant auf der anderen Seite vom Hafenbecken ein, und hier war schon gut Betrieb. Es waren nur noch zwei Tische frei, die nicht reserviert waren. Wir bestellten unser Essen und konnten während der Wartezeit dem Treiben im Hafen zusehen. Man hatte dort für das Schwimmen schon Strecken abgespannt und diese wurden nun per Schlauchboot und Messgeräten mehrfach abgefahren.

 

 

 

 

 

Die Vorspeise, ein Salat mit einem undefinierbaren, aber leckeren Käse, kam relativ rasch und schmeckte ausgesprochen gut. Doch auf die Hauptspeise warteten wir danach noch fast eine Stunde, was ich schon recht lange fand. Mittlerweile war jeder Platz besetzt. Es war kurz vor 21 Uhr, als wir unsere Hauptspeise bekamen (ich bekam Moules Frites und Thomas ein Steak mit Pommes). Die Muscheln waren total lecker, allerdings waren sie winzig klein, und ich hatte eher das Gefühl, mich hungrig als satt zu essen. Besonders der Sud war einmalig, kam allerdings erst ganz zum Schluß. Mittlerweile war es fast dunkel, d. h., der Himmel hatte eine ganz unnatürliche, tiefblaue Farbe, vor der sich die Bäume in Schwarz gut absetzten. Es sah wie auf einer Fotomontage aus, und ich versuchte, dieses zu fotografieren, was mir auch ganz gut gelang.

 

Zum Dessert wählte ich Crème Brûlée und Thomas einen Käseteller und einen Kaffee. Bis wir endlich bezahlt hatten, war es 22 Uhr, und wir machten uns auf den Weg zum Boot. Dort fielen wir nur noch ins Bett, den Wecker auf 6 Uhr gestellt.

 

Fahrstrecke: 4 km

Schleusen: 2

Fahrstrecke gesamt: 206 km

Schleusen gesamt: 99

 

Mittwoch, 15.08.2012

 

In dieser Nacht schlief ich sehr schlecht, es war total heiß im Boot. Zunächst dachte ich, es läge an meinen Hitzewallungen, aber Thomas bestätigte mir am Morgen, dass er auch so geschwitzt habe.

 

Um 6 Uhr war es noch dunkel, und so beschlossen wir, noch etwas liegen zu bleiben. Wir standen um 6.40 Uhr auf und es war immer noch total warm. Allerdings fing es auf einmal an zu regnen, was wir ja jetzt überhaupt nicht gebrauchen konnten, wenn wir unser Verdeck abbauen wollten. Doch zu Glück gab es nicht viel Regen. Wir wuschen uns und packten die noch benötigten Sachen ins Auto und verstauten den Rest im Boot. Jetzt kam eine richtig frische Brise auf, die wir lieber in der Nacht gehabt hätten, denn unser Kocher hatte Probleme, das Wasser zu erhitzen, das wir für den Kaffee benötigten.

 

Dann ging es ans Boot-Slipen. Dies erwies sich zunächst als etwas schwierig, da wir den Trailer nicht weit genug ins Wasser bekamen, weil wir ja die Steckdose am Auto nicht unter Wasser setzen wollten. Thomas koppelte den Trailer vom Auto ab und verband Auto und Trailer mit einem mehrfach hin- und hergeführten Tampen. Dann ließ er den Trailer ins Wasser, und nach ein paar Manövern lag „Sammy Jo“ auf ihrem angestammten Platz und konnte aus dem Wasser gezogen werden. Wir schrubbten sie „unten herum“ noch sauber, bevor der Dreck zu fest angeheftet war, aßen jeder ein Sandwich und fuhren um 8.40 Uhr los.

 

Auf unserem Navi hatten wir als erstes die Tankstelle in Wasserbillig in Luxemburg eingegeben. Was mich etwas irritierte war, dass wir ein kurzes Stück auf der Autobahn fuhren, dann aber abgeleitet wurden, obwohl es auf der Autobahn weiter in Richtung Paris und Auxerre ging. Als mir das alles zu komisch vorkam, holte ich die Straßenkarte hervor und sah, dass wir auf einer kleinen Straße über kleine Orte Richtung Osten geführt wurden, obwohl wir „schnellste Route“ eingegeben hatten. Plötzlich gab es – obwohl rundherum der Himmel blau war – einen derben Regenschauer, und wir waren froh, dass uns dieser nicht beim Zusammenpacken erwischt hatte.

 

So fuhren wir 150 km über schlechte, schmale Straßen durch kleine und kleinste Orte, zwar durch eine teils wunderschöne Landschaft mit zuletzt vielen Weinbergen und netten Örtchen, was aber letztendlich nicht dazu beitrug, großartig voranzukommen. Als wir bei einem Mc Donalds vorbeikamen, nutzten wir die Gelegenheit zur Toilette zu gehen und für Thomas Kaffee zu holen. Außerdem kauften wir uns etwas für ein späteres Mittagessen.

 

Über die Navigationsführung hielt ich mit meinem Unmut nicht zurück, aber das nützte nicht wirklich was. Ich hatte gedacht, dass wir in etwa die gleiche Strecke wie am Montag zurück Richtung Auxerre fahren würden, weil das für mich am Logischsten gewesen wäre, doch stattdessen wurden wir erst in Beaune auf die Autobahn geleitet, und da war es bereits 12 Uhr!

 

Die restliche Fahrt verlief völlig ereignislos. Nachdem wir in Luxemburg Auto, Boot und Bootskanister getankt hatten, fuhren wir um Punkt 22 Uhr zu Hause vor.